Die Proteste in Hongkong sind auch am Wochenende weitergegangen. Nach Schätzungen der Protestgruppe Civil Human Rights Front (CHRF) waren fast zwei Millionen Menschen auf der Straße.
Ihr Protest zeigt Wirkung. Die Regierung in Hongkong legte einen umstrittenen Gesetzentwurf zu Auslieferungen an China auf Eis. Am Montag kam schließlich Joshua Wong, der 22-jährige Kopf der Demokratie-Bewegung der Millionenmetropole, nach einem Monat Haft frei.
Die Bilder der Proteste gehen um die Welt. Die Demonstranten sind friedlich, ausdauernd, aufmerksam gegenüber Journalisten – und haben offenbar auch etwas gegen Müll.
Denn: Nach den Protesten sind die Straßen Hongkongs blitzeblank.
Fotos von den Aufräumarbeiten der Demonstranten zirkulieren schon seit Tagen im Netz. Bemerkenswert ist das Engagement der Menschen vor allem, weil sie auch jene Plätze säubern, auf denen sie zuvor noch von der Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen attackiert wurden.
Hong Kong protesters return to clean up rubbish at the site of an anti-extradition rally that descended into violence.
— AFP news agency (@AFP) 13. Juni 2019
Tens of thousands of protesters were cleared from the area by police using tear gas and rubber bullets in unprecedented scenes in the city
📷@AntAFP pic.twitter.com/hmbycmDIgE
"Wir wollen nur unserer Verantwortung nachkommen. Nachdem wir den Müll verursacht haben, ist es unsere Verantwortung, ihn aufzuräumen", sagt ein junger Demonstrant der Nachrichtenagentur AFP.
VIDEO: A day after the worst political unrest since Hong Kong was handed to China in 1997, the city's youths are out to clear rubbish on the streets of the city pic.twitter.com/aXLvb4Zvmy
— AFP news agency (@AFP) 13. Juni 2019
"Unglaublich", kommentierte eine US-Reporterin von "Quartz" auf Twitter die Aktionen.
A small crowd is back outside the Hong Kong government offices...to clean up the rubbish. To sort out recyclables and unused materials, and clean up the rubbish. Incredible. pic.twitter.com/uPRcs0SLJ5
— Mary Hui (@maryhui) 13. Juni 2019
Das sorgt dafür, dass man glauben könnte: Da war nie eine Demonstration. Die Bilder des Autors Kong Tsung-gan auf Twitter zeigen das.
Dazu schreibt er: "Zwei Millionen Menschen marschierten gestern hier, es war die ganze Nacht voll, und es gibt keinen Müll auf der Straße."
Occupiers are doing one last sweep for rubbish. 2 million people marched here yesterday, it was occupied all night, and there isn’t a scrap of rubbish on the road. #HK people...! pic.twitter.com/JE8D4f4iCL
— Kong Tsung-gan / 江松澗 (@KongTsungGan) 17. Juni 2019
Die britische Nachrichtenseite "Independent" sprach mit der Demonstrantin Ennie Chan, die am Sonntag auch auf der Straße war. Sie berichtet: "Ich habe junge Leute gesehen, die verschiedene Beutel hielten, um den Müll der letzten Nacht wegzubringen. Es gab viele Leute, die den Müll wegräumten."
Auch wenn die Proteste keine sichtbaren Spuren hinterlassen: Etwas hat sich verändert in Hongkong. Die so unbeliebte Regierungschefin Carrie Lam ist angezählt. Laut einem Bericht der AFP zweifeln hohe Beamte in Peking an, dass Lam ihrer Aufgabe gewachsen ist.
Die Menschen in Hongkong gehen für mehr Demokratie auf die Straße. 156 Jahre lang war die Stadt unter britischer Herrschaft, 1997 wurde sie an China zurückgegeben. Doch vor allem viele junge Menschen wollen keine engere Bindung an das autokratische Regime in Peking.
(ll)