Elon Musk gehören momentan knapp neun Prozent von Twitter.Bild: www.imago-images.de
USA
Der reichste Mensch der Welt würde gern Twitter sein Eigen nennen.
Nur abseits der Börse könne die Plattform ihr Potenzial entfalten,
sagt Tesla-Chef Elon Musk. Der Milliardär ist aber darauf angewiesen,
dass genug Anteilseigner ihm seine Aktien verkaufen wollen.
Tech-Milliardär Elon Musk startet einen
Versuch, Twitter zu kaufen. Der Chef des Elektroauto-Herstellers
Tesla gab am Donnerstag ein Angebot zum Kauf aller Aktien des
Kurznachrichtendienstes bekannt. Er wolle Twitter nach einer
Übernahme von der Börse nehmen, weil der Dienst nur so das Potenzial
als Plattform für Redefreiheit ausschöpfen könne, argumentierte der
50-Jährige.
Musk hält bisher gut neun Prozent an Twitter. Er bietet nun allen
Aktionären 54,20 Dollar pro Aktie, wie aus einer Mitteilung bei der
US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. Das Papier schloss am Mittwoch bei
knapp 46 Dollar. Die Offerte enthält somit keinen besonders hohen
Aufpreis. Allerdings verweist Musk darauf, dass der vorgeschlagene
Preis einen Aufschlag von mehr als 38 Prozent auf den letzten Preis
vor Bekanntwerden seines Einstiegs bei Twitter bedeute.
So gut stehen Musks Chancen
Die Erfolgsaussichten von Musks Übernahmeattacke sind unklar. Twitter
war zuletzt gut 36 Milliarden Dollar wert, zu Musks Gebot wäre ein
Deal rund 43 Milliarden Dollar schwer. Für den reichsten Mann der
Welt, dessen Vermögen auf rund 260 Milliarden Dollar geschätzt wird,
wäre das problemlos zu stemmen. Die entscheidende Frage ist
allerdings, ob genug heutige Aktionäre zu diesem Preis an Musk
verkaufen wollen, um ihm die Kontrolle zu geben.
Twitter hat neben dem Streubesitz mehrere Finanzinvestoren als große
Anteilseigner, die jeweils zwischen zwei bis acht Prozent der Anteile
halten. Es würde also nicht reichen, nur wenige Großaktionäre vom
Verkauf zu überzeugen. Anleger zeigten sich zunächst recht skeptisch:
Die Twitter-Aktie rückte zum Auftakt des US-Handels lediglich auf
rund 48 Dollar vor.
Zugleich ist Twitter nicht so gut gegen feindliche Übernahmen
geschützt wie etwa Facebook, Amazon oder Google, wo Gründer Aktien
mit mehr Stimmrechten bekamen. Das erlaubt ihnen, die Kontrolle über
das Unternehmen zu behalten, auch wenn sie nicht mehr die Mehrheit
der Aktien halten.
Twitter kann sich gegen feindliche Übernahme verteidigen
Aber auch wenn Musk bei Twitter theoretisch allein schon mit der
Aktienmehrheit ans Ziel kommen könnte - der Dienst hat viele Wege,
sich zu verteidigen. Zu den sogenannten "Poison Pills" (Giftpillen),
mit denen Unternehmen sich gegen feindliche Übernahmen Wehr setzen,
gehört zum Beispiel die Ausgabe neuer günstigerer Aktien an andere
Aktionäre. Das verwässert den Anteil eines Angreifers wie Musk.
Musk schrieb, dass der Preis sein letztes Angebot sein. Scheitere mit
dem Übernahmeversuch, müsse er sein Engagement bei Twitter
überdenken. "Das ist keine Drohung, es ist einfach keine gute
Investition ohne die Änderungen, die gemacht werden müssen", schrieb
Musk dazu. Drohung oder nicht - auf jeden Fall kann man dies als
ziemlich durchsichtige Erinnerung an die Aktionäre sehen, dass der
Kurs auch ganz schnell wieder sinken könne.
Dass Musk eine Übernahmeattacke starten könnte, wurde von Beobachtern
bereits vermutet, nachdem er am Wochenende einen Sitz im
Verwaltungsrat des Unternehmens ausgeschlagen hatte. Gemäß einer
Vereinbarung mit Twitter hätte er sich damit nämlich verpflichtet,
seinen Anteil nicht über 14.9 Prozent zu erhöhen. Der Verzicht auf
die Mitgliedschaft in dem Aufsichtsgremium machte Musk den Weg frei,
mehr Anteile zu kaufen.
Der Tesla-Chef hat mehr als 80 Millionen Follower bei Twitter und
zählt damit zu den populärsten Nutzern. Er sei bei dem Dienst
eingestiegen, weil er an das Potenzial von Twitter "als Plattform für
freie Rede rund um die Welt" glaube - und das sei entscheidend für
eine funktionierende Demokratie, schrieb er am Donnerstag. Inzwischen
sei er aber zu der Einsicht gekommen, dass die Firma in ihrer
heutigen Form weder dieser Rolle gerecht werden noch finanziell
prosperieren könne. "Twitter hat außerordentliches Potenzial. Ich
werde es freisetzen", schrieb Musk.
Was will Musk bei Twitter verändern?
Wie genau Musk Twitter verändern will, bleibt weitgehend offen - zum
Beispiel, wo er die Defizite bei der Redefreiheit sieht. In den
vergangenen Jahren waren es in den USA vor allem die Konservativen
und allen voran die Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump, die
Twitter "Zensur" vorwarfen. Dabei ging es meist um Maßnahmen gegen
die Verbreitung falscher Informationen über das Coronavirus sowie
Trumps Behauptungen, dass ihm der Sieg bei der Präsidentenwahl 2020
gestohlen worden sei.
Trump wurde bei Twitter verbannt nach seinem Zuspruch für die
Anhänger, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington stürmten -
und das Management betonte bisher, dass es für den Ex-Präsidenten
keinen Weg zurück auf die Plattform gebe.
Musk hatte in der Anfangszeit der Pandemie selbst die Gefahren durch
das Virus heruntergespielt und Corona-Einschränkungen in Kalifornien
als "faschistisch" kritisiert.
In einem Tweet am Wochenende ließ Musk durchblicken, dass er das
aktuelle Geschäftsmodell von Twitter mit Werbung als zentrale
Einnahmequelle gern durch Abo-Einnahmen ersetzen würde. Auf
Anzeigenerlöse angewiesen zu sein, gebe großen Konzernen zu viel
Macht, schrieb er.
Musks Vermögen besteht hauptsächlich aus Beteiligungen am
Elektroauto-Hersteller Tesla und der Raumfahrtfirma SpaceX. Es könnte
also sein, dass er weitere Anteile an den Unternehmen verkaufen muss,
um genug Geld für die Twitter-Aktionäre zu haben.
(si/dpa)
Als wäre der russische Angriffskrieg in der Ukraine nicht schon genug, eskaliert der Konflikt weiter. Nach russischen Angaben hat das Land am Donnerstagmorgen mit einer neu entwickelten Mittelstreckenrakete die ukrainische Großstadt Dnipro beschossen, eine "Hyperschall-Rakete". Sechs Sprengköpfe schlugen dort ein. Der russische Präsident Putin sagte, es seien keine Atomsprengköpfe gewesen.