Spekulationen um kranken Putin: Körpersprachen-Experte gibt Einschätzung ab
Auslöser der erneuten Spekulationen sind Aufnahmen, die Wladimir Putin beim Smalltalk mit Donald Trump zeigen. Während der US-Präsident locker neben ihm steht, wackelt der Kremlchef auffällig mit seinen Beinen. Videos davon wurden vielfach auf Social-Media-Plattformen geteilt.
Einige User:innen nehmen das zum Anlass, um daraus Rückschlüsse auf seinen Gesundheitszustand zu ziehen. Boulevardmedien griffen die Diskussion auf und schrieben gar von "zittrigen Beinen".
"Unseriös", nennt der bekannte Körpersprachen-Experte Stefan Verra auf Anfrage von watson die Spekulationen. Er befasst sich seit Jahren intensiv mit Putins Mimik und Gestik. In seinem Buch "Die Körpersprache der Mächtigen" hat er dem Kremlchef ein ganzes Kapitel gewidmet.
Körpersprachen-Experte: Putin hat einen bewegten, unruhigen Stand
Sein Urteil ist eindeutig: Die aktuellen Spekulationen sind haltlos. "Wer Putins Körpersprache so lange analysiert wie ich, weiß, dass er seit Jahrzehnten(!) einen bewegten, unruhigen Stand hat. Manchmal mehr, manchmal weniger", erklärt Verra.
Die Szene vom Alaska-Gipfel sei für ihn keine Überraschung. Vielmehr handele es sich um ein Muster, das bei Putin immer wieder zu beobachten ist. Zu dem Video sagt er zu watson:
Videos von angeblich krankem Putin: Verra nennt Interpretationen haltlos
Die Interpretation von Putins Körpersprache als Anzeichen einer Krankheit weist Verra entschieden zurück. "Alle, die Krankheiten, Pathologien hineininterpretieren wollen, sind Scharlatane. Wie all jene, die vor einigen Jahren Parkinson erkannt haben wollen, weil er etwas bewegter auf einem Stuhl gesessen ist."
Besonders problematisch sei, dass solche Ferndiagnosen allein auf kurzen Videoausschnitten beruhen: "Diagnosen, die anhand von wenigen Sekunden langen Videobildern und über Tausende Kilometer hinweg gemacht werden, sind unseriös!"
Putins Macht: Warum eine Krankheit ihn zu Fall bringen könnte
Spekulationen über Putins Gesundheit gehören seit Jahren zum festen Repertoire internationaler Beobachter:innen, es gab etwa Mutmaßungen über Krebs bis zu Gerüchten über Parkinson. Belege dafür gibt es bislang keine. Fachleute verweisen darauf, dass solche Diskussionen oft politisch aufgeladen sind.
Der Politikwissenschaftler Marcel Dirsus erklärte in einem früheren Interview mit watson, dass ein Sturz Putins am ehesten aus dem inneren Zirkel kommen könnte. Dafür müsse es nicht einmal ein Volksaufstand sein – schon die Wahrnehmung, Putin könne seine Rolle nicht mehr erfüllen, könnte gefährlich werden.
"Das wahrscheinlichste Szenario ist nicht der große Volksaufstand, sondern ein Bruch im inneren Zirkel. Dafür könnte schon reichen, dass Putin eine ernsthafte Herzkrankheit bekommt und das öffentlich würde", sagte Dirsus.
Das macht den Gesundheitszustand des Kremlchefs natürlich brisant, besonders in Hinblick auf seine Rolle im geopolitischen Geschehen.
Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska aus körpersprachlicher Sicht
Inhaltlich brachte das Gipfeltreffen in Alaska bislang wenig Konkretes. Trump verzichtete auf seine ursprüngliche Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe in der Ukraine und stellte stattdessen ein umfassendes "Friedensabkommen" in Aussicht.
Putin betonte, ein solches Abkommen müsse die "Wurzeln" des Konflikts angehen. Aus Sicht Moskaus gehört dazu auch die mögliche Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. Zudem will er, dass die Ukraine den gesamten Donbass abtritt.
International gab es bereits kritische Stimmen, wonach Trump dem Kremlchef in Alaska zu viel außenpolitische Bühne eingeräumt habe.
Verra hat Aufnahmen des Treffens körpersprachlich analysiert. Demnach war der Gipfel für Putin ebenfalls ein voller Erfolg. Zudem zeigte sich demnach hierbei erneut die Außenseiterrolle Europas in den Verhandlungen um den Ukraine-Krieg:
Bundeskanzler Friedrich Merz sprach nach dem Treffen von "großer Arbeit", die bei den Verhandlungen noch bevorstehe. Am Montag reist der ukrainische Präsident Selenskyj gemeinsam mit ihm und mehreren europäischen Staats- und Regierungschefs zu Gesprächen nach Washington. Es ist ein Besuch, der auch als Gegengewicht zum Treffen zwischen Trump und Putin verstanden wird.