Ukraine-Krieg: Russland lagert getötete Soldaten aus Pokrowsk in Fleischfabrik
An mancher Stelle ähneln sich das ukrainische und das russische Militär im Krieg. Beide Länder etwa nutzen Drohnen zur Abwehr und Verteidigung, auf beiden Seiten sterben entsprechend auch Soldat:innen und Zivilist:innen.
Was hingegen nur auf russischer Seite zu passieren scheint: dass verstorbene Soldaten auf makaber anmutende Weise gelagert werden. So machte die Partisanenbewegung "Atesh" kürzlich öffentlich, dass das Militär im Krieg gefallene Soldaten in einer Fleischverarbeitungsfabrik aufbewahrt.
Ukraine-Krieg: Russisches Militär mit Leichen überfordert
Auf dem Telegram-Kanal der aus Ukrainern und Krimtataren bestehenden Organisation berichten Zeug:innen, dass dort konkret die in den Gefechten rund um Pokrowsk getöteten Soldaten provisorisch aufbewahrt werden. Die russischen Truppen stürmen seit mehr als einem Jahr mit hohen Verlusten gegen die Bergbaustadt im Donbass an; laut jüngsten Berichten sind sie mittlerweile bis ins Stadtinnere vorgedrungen.
"Atesh" erklärt aber in diesem Zusammenhang, dass Russland trotz der strategischen Fortschritte einen "beispiellosen Anstieg der Todeszahlen in den Gebieten Pokrowsk und Myrnohrad" zu verzeichnen habe. Genau deshalb nutze man die Fabrik in Mahusch im Süden der Ukraine für die Lagerung der Leichen.
Das eigentliche Bestattungssystem des Militärs in Pokrowsk selbst ist demnach "vollständig lahmgelegt", das russische Militär bekäme die Verluste nicht mehr unter Kontrolle. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben zum aktuellen Zeitpunkt nicht.
"Das Regime missachtet die Leichen seiner Soldaten und behandelt sie wie Wegwerfmaterial", fasst "Atesh" jedenfalls in seinem Bericht drastisch zusammen.
Russland verzeichnet wohl hohe Verluste in Pokrowsk
Was zunächst nach einer ungünstig gewählten Floskel klingt, würde zumindest zu bereits existierenden Berichten aus dem russischen Militär passen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete bereits im Oktober allein 7000 getötete und schwer verletzte russische Soldaten in der Region rund um Pokrowsk.
"Der Befehl der russischen Militärführung, im Ballungsraum Pokrowsk-Myrnohrad um jeden Preis einen Erfolg zu erringen, führte zu enormen Verlusten", erklärten kürzlich auch die ukrainischen Streitkräfte der Division Omega auf Telegram.
Schätzungen von "Meduza" und "Mediazona" zufolge soll die Zahl der getöteten Soldaten bis zum Ende des Sommers 2025 bei mindestens 220.000 liegen. Die Dunkelziffer dürfte angesichts geheimer Vorgehensweisen wie dem in Pokrowsk noch höher liegen. Russland hält sich mit Angaben zu eigenen Verlusten hingegen weiter zurück.
Während der Kreml in Bezug auf Soldaten lieber von Heldentum und patriotischer Pflicht spricht, wächst im Schatten dieser Erzählung das Bewusstsein, dass der Preis für diesen Krieg längst jedes politische Ziel übersteigt. Je länger die Kämpfe andauern, desto schwerer wiegen dessen Auswirkungen auch für die russische Seite.
