Barcelona: Die fünfte Nacht in Folge gab es Proteste wegen der Verhaftung des Rappers Pablo Hasél – der Vorwurf gegen ihn: Er habe das Königshaus beleidigt.Bild: dpa / Joan Mateu
International
21.02.2021, 09:3621.02.2021, 17:14
Die Proteste gegen die Inhaftierung
eines Rappers wegen Beleidigung des Königshauses hören in Spanien
nicht auf. Tausende zumeist junge Menschen gingen am Samstagabend die
fünfte Nacht in Folge in verschiedenen Städten des Landes auf die
Straße, um die Freilassung des Musikers und mehr Meinungsfreiheit zu
fordern. Dabei kam es auch zu Ausschreitungen. Im Zentrum der
katalanischen Metropole Barcelona versammelten sich nach Schätzung
der Polizei mindestens 6000 Demonstranten zur bisher größten
Kundgebung.
Dabei schoben Teilnehmer erneut Müllcontainer und andere
Gegenstände zu Barrikaden zusammen und setzten sie in Brand. Auf der
Prachtavenue Passeig de Gràcia wurden Schaufenster eingeschlagen,
Geschäfte geplündert und Polizisten mit Steinen, Flaschen, Böllern
und Eiern beworfen. Die Beamten gingen mit Schlagstöcken und
Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Laut der Zeitung "El
Periódico" wurden wieder Gummigeschosse abgefeuert. Durch eine solche
Kugel hatte eine junge Demonstrantin am Dienstag in Barcelona ein
Auge verloren.
Er hatte den früheren König einen Dieb genannt
Protestkundgebungen gab es am Samstagabend unter anderem auch in
der spanischen Hauptstadt Madrid, in Palma de Mallorca, in Pamplona
sowie vor allem in vielen katalanischen Städten, darunter Tarragona
und Lleida, der Heimatstadt von Hásel. Allein in Katalonien wurden
nach Angaben der Regionalbehörden mindestens elf Menschen
festgenommen.
Der wegen Monarchie-Beleidigung und Verherrlichung von Gewalt zu
neun Monaten Haft verurteilte Rapper war am Dienstag festgenommen
worden, nachdem er sich geweigert hatte, die Strafe freiwillig
anzutreten. Der 32-Jährige hatte sich in der Universität von Lleida
verbarrikadiert. Hasél hatte den Alt-König Juan Carlos, der sich nach
Korruptionsvorwürfen und angesichts von Justizermittlungen nach Abu
Dhabi abgesetzt hat, unter anderem einen "Dieb" genannt und
Gewaltfantasien gegen konservative Politiker in seine Texte
eingebaut. Er selbst sieht das durch die Künstlerfreiheit gedeckt.
In der Debatte über die umstrittene Verurteilung des Mannes, der
bürgerlich Pablo Rivadulla Duró heißt, hatte Ministerpräsident Pedro
Sánchez am Freitag zwar die Gewalt als "inakzeptabel" verurteilt,
gleichzeitig aber Defizite im Rechtssystem eingeräumt. Die spanische
Demokratie habe die "anstehende Aufgabe, die freie Meinungsäußerung
zu erweitern und zu verbessern", sagte der sozialistische
Politiker.
(andi/dpa)
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