Donald Trumps Gesundheit: Fragen, Zweifel – und ein Präsident mit Alterserscheinungen
In den USA ist die Diskussion über das Alter und die Fitness politischer Spitzenfiguren ein Thema, das in Wellen immer wieder aufkommt. Während gesellschaftliche Konflikte tiefer werden, wird die körperliche und geistige Verfassung der Amtsinhaber zunehmend zum politischen Faktor.
Im Mittelpunkt steht in den vergangenen Wochen zunehmend Donald Trump. Denn er ist 79 Jahre alt und der älteste Präsident, der jemals ins Amt gewählt wurde. Hinzu kommen öffentliche Auftritte, die Zweifel an seiner Fitness säen. Sein politisches Branding lebt hingegen davon, unerschöpfliche Energie zu demonstrieren.
Wie steht es wirklich um die Gesundheit des 79-jährigen Präsidenten? Es gibt einige Fakten und Hinweise, die Aufschluss darüber geben. Ein Überblick.
Trumps öffentliche Momente von Müdigkeit
Ende Oktober kehrte Trump nach fast einer Woche in Japan und Südkorea nach Washington zurück. Noch am Abend verteilte er Süßigkeiten an Kinder im Weißen Haus. Unterstützer:innen feierten seine "unermüdliche" Erscheinung.
Kurz darauf folgte ein Moment, der viral ging: Trump wirkte während eines Termins im Oval Office am 6. November schläfrig und schloss mehrfach die Augen: Mehrere Minuten lang sackten Trumps Augenlider sichtbar ab.
Erst als ein Teilnehmer des Termins kollabierte, stand der Präsident auf. Das Video ging viral und ließ Diskussionen um seine Fitness aufleben. Trump weist Kritik zurück. Er nutzt den Vorfall, um sich erneut gegen seinen Vorgänger Joe Biden zu äußern: "Er schläft die ganze Zeit – tagsüber, nachts, am Strand." Und über sich selbst: "Ich bin kein Schläfer."
Trump: kürzerer Arbeitstag, weniger Termine
Laut einer Auswertung der "New York Times" auf Basis offizieller Terminpläne hat Trump heute deutlich weniger öffentliche Auftritte als in seinem ersten Amtsjahr 2017. Demnach ist die Gesamtzahl offizieller Termine zwischen dem 20. Januar und dem 25. November im Vergleich zu damals um 39 Prozent gesunken.
Die erste öffentliche Veranstaltung des Tages beginne im Durchschnitt nach 12 Uhr, während 2017 im Schnitt 10:31 Uhr der Startpunkt war.
Gleichzeitig nimmt Trump mehr Auslandsreisen wahr als in seiner ersten Amtszeit: acht bislang in diesem Jahr, verglichen mit vier im ersten Amtsjahr 2017. Innenpolitische Reisen innerhalb der USA sind dagegen seltener geworden.
Ein Grund könnte der Zeitung zufolge sein, dass Trump seine morgendlichen Stunden seit der ersten Amtszeit als "Executive Time" schützt und erst später ins Oval Office geht. Die Zeitung beruft sich auf eine Person aus Trumps Umfeld.
Nach Veröffentlichung des Artikels über seine angeblichen Ermüdungserscheinungen bezeichnete Trump den Bericht in einem Post auf seiner Plattform Truth Social als "Käseblatt"-Angriff und beschimpfte eine der Autorinnen persönlich. In seinen Reaktionen betont er, er verfüge über hervorragende Gesundheit und enorme Energie.
Mehr Gespräche über das Jenseits
Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit spricht Trump in Interviews und Reden laut der "NYT"-Analyse zudem zunehmend über Religion und die Frage, was nach dem Tod komme. In einem Gespräch mit Fox News sagte er etwa im August: "Es muss da oben irgendwo eine Art Zeugnis geben." Und weiter: "Es ist irgendwie eine schöne Sache."
Natürlich ist das kein zwingendes Anzeichen für eine schlechte Gesundheit, zeigt aber wohl, dass der Präsident sich mit Vergänglichkeit beschäftigt.
Spekulationen um Demenz bei Donald Trump
Es gibt keine öffentlich bestätigte Demenz-Diagnose bei Donald Trump. Sein Leibarzt Sean Barbabella attestiert nach kognitiven Tests eine hervorragende geistige Verfassung.
Einige Psycholog:innen wie John Gartner sehen in Trumps Reden laut "Daily Beast" mögliche Anzeichen kognitiver Verschlechterung. Denn dort kommt es bei Trump immer wieder zu Wiederholungen, Fadenverlust oder abrupten Themenwechseln. Auch seine Stimmung sei volatil. Solche Einschätzungen basieren jedoch auf öffentlichen Auftritten, nicht auf Untersuchungen, und erfordern für eine Diagnose standardisierte Tests sowie Bildgebung.
Das Weiße Haus weist Spekulationen zurück und verweist auf kürzliche Untersuchungen, darunter einen Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCA-Test), den Trump öffentlich als "schwierigen IQ-Test" bezeichnet hatte und mit Topergebnis bestanden haben will. Der MoCA-Test dient der Früherkennung leichter kognitiver Störungen, nicht der IQ-Messung.
Gesundheitsfragen und medizinische Geheimnisse
Während einer Reise durch Asien erwähnte Trump im Oktober, er habe sich einer Magnetresonanztomografie unterzogen. Offizielle Informationen dazu fehlen weitgehend. "Ich habe Ihnen die vollständigen Ergebnisse gegeben", sagte Trump zu Journalist:innen. Dabei handelt es sich laut Berichten um eine Übertreibung, weil der veröffentlichte ärztliche Bericht nur eine knappe Zusammenfassung enthält.
Der veröffentlichte Bericht erwähnt die angebliche MRI-Untersuchung nicht, sondern listet lediglich allgemeine Messwerte und das Fazit auf.
Später kommentierte Trump die Ergebnisse in gewohnt prahlerischem Ton und sprach davon, ein "fantastisches" und "bestes" Resultat erzielt zu haben. Details dazu, welches Organ untersucht wurde, welche Bildgebung genau eingesetzt wurde und warum sie notwendig war, bleiben von offizieller Seite offen.
Im September sorgten deutliche Blutergüsse auf dem rechten Handrücken des Präsidenten für Diskussionen. Fotos zeigten zusätzlich geschwollene Knöchel, was im Netz Spekulationen über mögliche Herz- oder Gefäßerkrankungen auslöste. Zunächst erklärte das Weiße Haus, die Verfärbungen entstünden durch häufiges Händeschütteln und die Einnahme von Aspirin.
Aufnahmen legen nahe, dass Trump die Flecken mit Make-up abzudecken versucht, was Berichte über "überschminkte" Flecken befeuerte.
Inzwischen gibt es jedoch eine konkretere Erklärung aus dem Weißen Haus: Trump leide an einer chronisch-venösen Insuffizienz, also einer Einschränkung des Blutflusses in den Venen. Die Erkrankung wird als nicht lebensbedrohlich, aber alterstypisch beschrieben.
Offizielle Darstellung: "außergewöhnliche Gesundheit"
Trumps Leibarzt Dr. Sean P. Barbabella schrieb im April, der Präsident wiege 224 Pfund (rund 101,6 Kilo), 20 Pfund weniger als 2020 – und befinde sich in "hervorragender körperlicher und geistiger Verfassung".
In seinem Bericht verweist Barbabella auf unauffällige kardiovaskuläre Parameter, gute Laborwerte und einen bestandenen kognitiven Test und kommt zum Schluss, Trump sei voll in der Lage, die Anforderungen des Amtes zu erfüllen.
In einer Stellungnahme reagierte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, auf Fragen der Zeitung:
Gleichzeitig verweigert das Weiße Haus auf Nachfragen zu Art und Umfang der jüngsten Bildgebung bislang konkrete Auskünfte.
Keine Regeln zu öffentlichen Gesundheitsdaten
Anders als oft angenommen gibt es in den USA keine verbindlichen Richtlinien, welche Gesundheitsdaten eines Präsidenten veröffentlicht werden müssen. Darüber berichtete etwa "Bloomberg". Auch Trumps Vorgänger Joe Biden ließ nur ausgewählte Informationen bekannt werden, obwohl sein Gesundheitszustand ebenfalls Gegenstand massiver politischer Debatten war.
Was die Öffentlichkeit über Trumps Gesundheit weiß, ergibt sich deshalb aus knappen Arztbriefen, Aussagen des Präsidenten selbst und der Beobachtung seiner öffentlichen Auftritte. Viele Fragen zum tatsächlichen Gesundheitszustand bleiben offen.
