
Die felsige Küste von Nauru: Hier gibt es offiziell noch keinen Corona-Infizierten.Bild: www.imago-images.de / ['David Kirkland', 'via www.imago-images.de']
International
14.04.2020, 10:5417.04.2020, 11:17
Es gibt Orte auf dieser Welt, wo man sich zur
Begrüßung noch die Hände schütteln oder sich umarmen kann. Wo Kinder
noch in die Schule und auf Spielplätze dürfen und man abends in
Restaurants oder Bars sitzt. Wo die Menschen morgens ganz normal zur
Arbeit gehen und nachmittags wieder nach Hause. Es gibt noch Orte auf
dieser Welt, wo vieles noch so ist, wie es vor der Corona-Krise schon
war.
Einer dieser Orte heißt Nauru. Die fast kreisrunde Insel liegt mitten
im Pazifik, ganz in der Nähe des Äquators und ist der drittkleinste
Staat der Welt, gerade noch größer als der Vatikan und Monaco. Knapp
13.000 Menschen leben hier auf 21 Quadratkilometern. Bis zur
nächstgelegenen Insel des Nachbarlands Kiribati sind es schon 292
Kilometer, bis zum australischen Kontinent fast 3000.
Die geografische Isolation ist in diesen Tagen ein Segen für Nauru.
So weit raus auf den Ozean hat es das Virus noch nicht geschafft.
Nauru gilt als coronafreie Zone. Und die Regierung tut alles dafür,
dass das auch so bleibt.
So wehrt sich die Insel gegen das Virus
Wenn Präsident Lionel Aingimea darüber
redet, klingt es so, als würde seine Insel von einer Kriegsflotte
belagert, die ihre Kanonen mit Viren geladen und auf die Küste
gerichtet hat.
"Es ist ein Feind ohne Augenmaß, ohne Beherrschung, alles was er tut,
ist verschlingen. Und was er verschlingt ist die Gesundheit eines
Landes, die Wirtschaft eines Landes", sagt er in einem
Video-Interview der Deutschen Presse-Agentur. Diese "Schlacht"
könnten die Menschen in Nauru nur gemeinsam gewinnen. "Jeder muss
sich an diesem Kampf beteiligen."
Die Abwehrmaßnahmen haben schon Mitte März begonnen. Nauru Airlines
fliegt seitdem keine anderen Pazifik-Inseln mehr an. Jetzt geht nur
noch alle zwei Wochen ein Flug ins australische Brisbane und zurück – früher waren es drei pro Woche. Die etwa 50 Passagiere und
Besatzungsmitglieder, die mit diesen Maschinen landen, werden für 14
Tage in einem Quarantänezentrum interniert. Wer Grippe-Symptome zeigt
wird getestet. Bisher fielen alle Tests negativ aus.
Im Hafen von Nauru legen noch Frachtschiffe an, die Besatzung darf
aber nicht von Bord, die Ladung wird dekontaminiert. Von der
einheimischen Bevölkerung hat in den letzten vier Wochen kaum jemand
die Insel verlassen. "Wir sind sehr sicher, dass wir das Coronavirus
noch nicht auf unserer Insel haben", sagt der Präsident der
ehemaligen deutschen Kolonie im Pazifik.
15 Staaten ohne Virus-Nachweis
Der Krankheitserreger hat sich in den vergangenen drei Monaten so
rasant über den ganzen Globus verbreitet wie wohl kaum ein Virus
zuvor. Am 13. Januar wurde in Thailand der erste Corona-Fall
außerhalb des Ursprungslands Chinas bestätigt. Seitdem sind innerhalb
von drei Monaten und 180 weitere Länder hinzugekommen.
Nauru ist nach der Statistik der Johns-Hopkins-Universität in den USA
einer von nur noch 15 Staaten dieser Welt, die verschont geblieben
sind. Bei all diesen Ländern handelt es sich um geografisch isolierte
oder politisch abgeschottete Staaten.
Nicht bei allen kann man
allerdings sicher sein, dass sie tatsächlich coronafrei sind.
- Von den 54 Staaten in Afrika gelten nur das südlich Bergkönigreich Lesotho sowie die Inselgruppe der Komoren vor der Küste Mosambiks als noch nicht von Covid-19 betroffen, was auch mit fehlenden Testmöglichkeiten zusammenhängen könnte.
- Nordkorea hatte bereits im Februar seine ohnehin nur sporadischen Verkehrsverbindungen ins Ausland gekappt und es zu einer Frage der "nationalen Existenz" erklärt, die Einschleppung des Virus zu verhindern. Ob das tatsächlich gelungen ist, wird im Ausland jedoch wegen der engen Handels- und Schmuggelverbindungen zu China bezweifelt.
- In Zentralasien haben Tadschikistan und Turkmenistan noch keine Fälle gemeldet. Turkmenistan ist ähnlich abgeschottet wie Nordkorea, hat aber im Süden eine lange Grenze zum stark betroffenen Iran. Die Staatsführung gibt sich jedenfalls alle Mühe nach außen zu demonstrieren: Wir sind gesund. Am Weltgesundheitstag vergangene Woche fuhren Hunderte Menschen in Sportkleidung in der Landesfarbe grün auf ihren Fahrrädern gemeinsam durch die Hauptstadt.
- Die zehn anderen Länder sind allesamt Inselstaaten im Pazifik. Bei ihnen kann man wegen der jeweils sehr übersichtlichen Einwohnerzahl und der sehr strikten Einreisekontrollen relativ sicher sein, dass es das Virus dort tatsächlich noch nicht gibt. Aber kann das langfristig gut gehen?

Belügt er die Welt? Offiziell gibt es das Coronavirus in Nordkorea nicht. Bild: reuters / Athit Perawongmetha
"Unrealistisch, dass das Risiko bei Null ist"
Die australische Gesundheitsforscherin Meru Sheel von der Universität
Canberra meint, dass die strikten Einreisebestimmungen das Risiko
eines Virenimports auf den Pazifikinseln sehr stark verringert
hätten. Aber ganz ausräumen könne man es auch mit den härtesten
Maßnahmen nicht. "Wir wollen optimistisch sein, aber es ist
unrealistisch zu sagen, dass das Risiko bei Null ist." Die
Inselstaaten könnten sich nicht selbst versorgen und seien auf
Lieferungen aus dem Ausland angewiesen.
"Sie können diese Staaten nicht abkapseln, sei es politisch, sozial
oder wirtschaftlich", sagt Sheel. "Es wird immer das Risiko der
Einschleusung geben, solange das Virus in irgendeinem Teil der Erde
zirkuliert."
Einzelne Inselstaaten im Pazifik hat es auch schon erwischt, zum
Beispiel Fidschi mit seinen fast 100.000 Einwohnern, wo es nun 16
Fälle gibt. Das beobachtet auch die Regierung von Nauru sehr genau,
und bereitet sich auf den möglichen Katastrophenfall vor. Das
Inselhospital wurde personell bereits verstärkt und in den nächsten
Tagen will Aingimea seinen Landsleute nach und nach auch die
Verhaltensregeln näher bringen, die in den Corona-Staaten üblich
sind: Zwei Meter Abstand, Winken statt Händeschütteln, Tragen von
Schutzmasken.
"Man kann wirklich nicht sagen, dass Isolation alleine
die Lösung ist. Man muss einfach produktiv im Kampf gegen das Virus
sein", sagt der Präsident.
(ll/dpa)
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