Nach dem Tod einer Polizistin und eines Polizisten in Rheinland-Pfalz sitzen die beiden am Montag festgenommenen Tatverdächtigen in Untersuchungshaft. Das teilten die Behörden in Kaiserslautern am Dienstagmittag mit. Der Ermittlungsrichter, der die Untersuchungshaft angeordnet habe, gehe von Verdeckung einer Straftat als Mordmotiv aus – die beiden getöteten Beamten seien den Verdächtigen bei der Jagdwilderei auf die Spur gekommen.
Die Tat werde vom Ermittlungsrichter als gemeinschaftlicher Mord gewertet. Als Tatwaffen nannten die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr. Die 24-jährige Polizistin sei den Untersuchungen zufolge nach einem Schuss aus der Schrotflinte gestorben, auf den 29-jährigen Kollegen sei viermal geschossen worden.
Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der beiden Verdächtigen seien "brüchig". Der Ermittlungsrichter sah deshalb Fluchtgefahr.
Nach dem ersten Bekanntwerden der Tat waren zunächst viele Fragen offen geblieben. Nun klärten der Einsatzleiter und die Staatsanwaltschaft über Hintergründe auf.
Die Polizisten seien "in der Bekämpfung von Eigentumskriminalität" unterwegs gewesen, wie der Ermittlungsleiter es beschrieb, und hätten gegen jemanden ermittelt, dessen Fluchtverhalten bekannt sei. Daher das zivile Auto, dass "eigentlich zur Aufklärung" gedient habe.
Von den beiden Beamten sei am Sonntagabend zuerst ein Funkspruch gekommen, dass sie totes Wild in eine Kastenwagen gefunden hätten und dass sie jetzt die Personalien der Fahrer feststellen wollten. Der nächste Funkspruch sei ein Hilferuf gewesen, doch die Verstärkung sei zu spät gekommen. Die Kollegin war bereits tot, der Kollege starb wenig später noch am Tatort.
Die Ermittler bestätigten nun Berichte, wonach Früherschein und Personalausweis des einen Tatverdächtigen bei der erschossenen Polizistin gefunden wurden. Hiernach begann die Fahndung nach den Männern, die noch am Montag mit der Festnahme in dem Ort Sulzbach endete.
Zunächst hatte sich der 38-Jährige – ein Wildhändler aus dem saarländischen Kreis Neunkirchen – der Polizei gestellt, nachdem diese öffentlich mit Namen und Foto nach ihm gefahndet hatte. Bei einer Durchsuchung seien im Haus auch Waffen sichergestellt worden, ebenso sei dort der Kastenwagen gefunden worden, in dem wie von der später getöteten Polizistin beschrieben noch totes Wild lag.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte eine "sehr, sehr intensive Vernehmung" der Tatverdächtigen angekündigt. "Wir wollen lückenlos wissen, was dort geschehen ist", sagte der SPD-Politiker am Montagabend dem SWR. Ob es weitere Verdächtige gebe, würden Ermittlungen und Befragungen zeigen. "Wir gehen im Moment von den beiden aus, die wir in dem Gebäude dann auch festnehmen konnten." Es stehe der Vorwurf im Raum, dass die beiden Männer "sehr, sehr brutal zwei Polizeibeamten das Leben genommen" hätten. "Die Staatsanwaltschaft muss die konkrete Einschätzung vornehmen."
Dass sich die Polizei künftig auf Verkehrskontrollen völlig anders einstellen müsse, denke er nicht, sagte Lewentz. "Die beiden Einsatzkräfte haben Schutzausstattung getragen und sind vorsichtig herangegangen. Was dort mit aller Brutalität abgelaufen ist, erlebt die Polizei bei den Kontrollen nicht im Normalfall." Ein solch schreckliches Ereignis sei die Ausnahme. Es sei aber allgemein mehr Aggression gegen Einsatzkräfte festzustellen, meinte Lewentz. "Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und keine Frage nur für die Polizei. Diese Frauen und Männer sind für uns alle da."
Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag), sein Haus werde bei der Aufklärung der Tat "seine volle Unterstützung" leisten. "Es ist unbegreiflich, wenn Polizistinnen oder Polizisten bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen, zum Angriffsziel werden und ihr Leben verlieren."
Auch Innenpolitiker mehrerer Parteien auf Bundesebene rückten die Risiken des Polizeiberufs in den Fokus. So sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sebastian Hartmann, der "Bild"-Zeitung: "Brutal zeigt sich die Gefährlichkeit des Polizeiberufs. Die Tat ist restlos aufzuklären auch mit Blick auf den besten Schutz von Polizeibeamten."
(andi/dpa)