Experte sieht nach Parteitag "bemerkenswerte Entschlossenheit" bei der SPD
An Zuversicht hat es die SPD am Sonntag nicht mangeln lassen. "Heute ist Tag eins unsere Aufholjagd für die Bundestagswahl", sagte Generalsekretär Lars Klingbeil zu Beginn des Bundesparteitags der Sozialdemokraten, die damit die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs eingeläutet haben. Die mehr oder weniger prominenten Delegierten, die sich auf dem digitalen Parteitag zu Wort meldeten, verströmten fast ausschließlich demonstrativen Optimismus. Und Olaf Scholz betonte in seiner Abschlussrede wieder einmal, dass es ihm ernst mit seiner Kanzlerkandidatur sei.
Nur: Ist das noch Optimismus oder schon Realitätsverweigerung? Die SPD steht aktuell bei historisch schlechten Umfragewerten um die 14 Prozent. Die Sozialdemokraten scheinen auf dem Weg zur Kleinpartei – und sprechen trotzdem darüber, den nächsten Kanzler zu stellen.
Welches Signal geht von diesem Parteitag aus?
Politologe Volker von Prittwitz von der Freien Universität Berlin sieht positive und negative Zeichen für die Sozialdemokraten.
Positive Signale: Entschlossenheit und Programm mit Orientierung
Positiv wertet der Experte gerade die offen vorgetragenee Überzeugung, dass es doch noch klappen kann mit dem Wahlsieg.
Gegenüber watson meint er:
Positiv äußert sich von Prittwitz auch zum Wahlprogramm der Partei, das die Delegierten mit über 99 Prozent Zustimmung verabschiedet haben. Es sei ein "strategisches Wahlprogramm", das "fundamentale Herausforderungen unserer Zeit aufnimmt und der Partei wie ihrem Umfeld Orientierung geben soll." Von Prittwitz weiter:
Auch rhetorisch sei die Parteispitze gut aufgetreten. Von Prittwitz meint:
Mankos der SPD: Unausgegorener Slogan, zu wenige Zugpferde
Schwächen sieht der Berliner Politologe unter anderem in dem Slogan, den die Partei für den Wahlkampf gewählt hat.
Und er bemängelt, dass es der SPD nicht gelungen sei, die Beliebtheit einiger Politiker aus den eigenen Reihen zu nutzen – wie die von Karl Lauterbach, der laut aktuellem ZDF-Politbarometer der viertbeliebteste deutsche Spitzenpolitiker ist. Von Prittwitz wörtlich:
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