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Deutschland
21.05.2018, 14:0022.05.2018, 15:42
Politiker von Linkspartei und Grünen haben die Räumung zweier besetzter Häuser in Berlin am Montag scharf kritisiert. "Spekulationen mit Wohnungen und Grundstücken sind nicht hinzunehmen", erklärte die Linken-Landeschefin Katina Schubert auf Twitter und rügte das Vorgehen der Polizei von Innensenator Andreas Geisel. SPD.
Auch die Grünen-Bezirksbürgermeisterin von Kreuzberg, Monika Herrmann, wandte sich gegen das Vorgehen der Polizei, "da lag ne Chance drin an die alten Ideen der 80er anzuknüpfen", twitterte sie.
In Berlin regiert die SPD gemeinsam mit Grünen und Linkspartei.
Die Polizei hatte am Sonntagabend zwei nur wenige
Stunden zuvor besetzte Häuser in den Berliner Stadtteilen Neukölln
und Kreuzberg geräumt. Gegen mindestens 56 Personen werde wegen
Hausfriedensbruch ermittelt, sagte ein Sprecher der Polizei in der
Nacht zu Montag.
Wie viele Leute sich in den Häusern in der Bornsdorfer Straße 37b in
Neukölln und der Reichenberger Straße 114 in Kreuzberg aufgehalten
hatten, war zunächst nicht klar. "Die Ermittlungen laufen noch",
sagte der Sprecher.
Hausbesetzer waren am Sonntag aus Protest gegen die prekäre Lage am
Wohnungsmarkt in Berlin in mehrere leerstehende Gebäude eingedrungen.
Die Polizei sprach von bis zu acht Häusern. Ein Sprecher der
Aktivisten erklärte dagegen, man habe mindestens neun Häuser besetzt
- etwa in Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain.
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"Es wurden etliche Gebäude überprüft", sagte der Polizeisprecher. Bei
den meisten Häusern habe es sich allerdings um "Schein-Besetzungen" gehandelt. "Die Aktivisten hatten über die sozialen Medien
verbreitet, dass die Häuser besetzt seien. Nach Überprüfung haben wir
aber festgestellt, dass sich da niemand aufgehalten hat", sagte der
Sprecher. Es seien aber Transparente aus den Fenstern der Häuser
gehängt worden.
Die Eigentümer der geräumten Häuser hatten am Sonntag ein
schriftliches Räumungsbegehren beantragt. In der Bornsdorfer Straße
war das die landeseigene Stadt und Land Wohnungsbaugesellschaft. Über
den Eigentümer des Kreuzberger Hauses konnte die Polizei zunächst
keine Angaben machen.
Die Aktivisten kritisierten am Montagmorgen die Räumung des
Neuköllner Hauses. "Einige Personen wurden beim gewaltsamen
Eindringen der Polizei verletzt", hieß es in einer Mitteilung. Ein
Sprecher der Polizei hatte dagegen angegeben, dass alles friedlich
verlaufen sei.
Zuvor hatten sich Vertreter der Besetzer mit dem Geschäftsführer
der Stadt und Land Wohnungsbaugesellschaft zu einem Gespräch
getroffen. Nach Angaben der Polizei waren die Verhandlungen bereits
gescheitert, als Einsatzkräfte das Haus räumten. Dem widersprachen
die Besetzer: Demnach hätten sich die Verhandlungen zu diesem
Zeitpunkt noch "in vollem Gange" befunden.
Der Landesverband der Linken bezeichnete das Anliegen der Besetzer
auf Twitter als richtig. "Die bundesweiten Gesetze schützen den
privaten Profit für Besitzer und Spekulanten - auch mit Wohnraum -
mehr als die Bedürfnisse der Menschen nach ausreichend Wohnraum",
sagte die Berliner Landesvorsitzende Katina Schubert. Zwar müssten
Eigentumsrechte geschützt werden. Gleichzeitig verpflichte Eigentum
aber auch.
Auch die Grünen-Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann kritisierte die Räumung und erinnerte an die "alten Ideen der 80er".
Sowohl im Ost- als auch im West-Teil Berlins hatte es in den 80er Jahren eine lebendige Hausbesetzer-Szene gegeben. Im damals zur DDR gehörenden Ost-Teil der Stadt richtete sich der Protest gegen Wohnungsnot und den Verfall historischer Bausubustanz wie am Prenzlauer Berg. Im Westen ging der Protest gegen die aggressive Abrisspolitik des mit der Bauindustrie verbandelten SPD-Senats, etwa in Kreuzberg. Unter anderen der Künstler Rio Reiser hatte dies in einem Protestsong vertont.
Ein Lied von damals
Rio Reiser besingt das besetzte Bethanien. Heute beherbergt der Bau in Kreuzberg unter anderem Edel-Gastronomie.Video: YouTube/charlie42t Sowohl Kreuzberg als auch Prenzlauer Berg zählen heute zu den angesagtesten (und teuersten) Wohngegenden der Stadt.
(pbl/dpa)