Als die Corona-Pandemie ausgebrochen ist, gingen die Meinungen zu dem drohenden Ausmaß weit auseinander. Einige beschworen die Apokalypse, andere relativierten die Gefahr. Wiederum andere stritten Todeszahlen ab, fürchteten sich vor einer Impfung oder unterstellten der Regierung gar Gehirnwäsche.
Mittlerweile haben sich angesichts der entspannteren Infektionslage auch die Gemüter diesbezüglich etwas beruhigt. Ein Moment, den nun mehrere Entscheider:innen der vergangenen drei Jahre nutzten, um sich eigene Fehler einzugestehen. Auch Ranga Yogeshwar, Physiker und ARD-Moderator, gesteht, nicht alles richtig gemacht zu haben.
So berichtet Yogeshwar gegenüber "Zeit", dass er zu Beginn der Pandemie nicht die Tragweite des Ganzen begriffen habe. Als Wissenschaftsjournalist und Moderator, der in Sendungen über diese Thematik sprach, sei das aber sein Job gewesen.
Neben seiner anfänglichen Unterschätzung des Coronavirus prangert Yogeshwar bei sich selbst an, als Mitglied des Corona-Expertenrats der Helmholtz-Gemeinschaft häufig nicht energisch genug nachgehakt zu haben. Der gesamte Rat habe etwa sehr wenig darüber gewusst, ob Menschen an oder mit der Erkrankung starben.
Heute glaubt er, dass er dem durchaus hätte nachgehen können. Zudem vermutet Yogeshwar auch monetäre Ursachen für gewisse Befunde:
Im späteren Verlauf der Pandemie war der ARD-Moderator dann ein Gesicht der Impfkampagne des Bundesgesundheitsministeriums. Aus heutiger Sicht war das laut Yogeshwar in seiner Position ein Fehler, da er "mehr kritische Distanz zu einem Medizinsystem hätte wahren sollen, das sich in der Pandemie an einigen Stellen als antiquiert und überfordert erwiesen hat". Außerdem habe er unzählige Hassnachrichten erhalten.
Laut der "Zeit" gab es bis auf Ranga Yogeshwar keine weiteren Journalist:innen, die sich öffentlich zu ihren Fehlern äußern wollten. In der Politik sah das anders aus. Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, gestand etwa, dass sie heute keine Spielplätze mehr absperren lassen würde. Außerdem bereue sie die strengen Besuchsverbote in Pflegeheimen:
Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) hingegen räumte ein, dass Schulen und Kindergärten seines Erachtens hätten offen bleiben müssen. Ähnlich sah es auch Alena Buyx, Medizinethikerin und Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Ihr zufolge hätten "die komplexen Krisenerfahrungen von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie stärker ins Zentrum der Debatten und der Aufmerksamkeit rücken" müssen.
Auch der ehemalige CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki haben sich geäußert. Beide beichteten, dass sie im Nachhinein gerne kritischer den Maßnahmen gegenüber gewesen wären.
Transparenzhinweis: Yogeshwar war Mitglied des Expertenrats der Helmholtz-Gemeinschaft. In einer früheren Version dieses Texts fehlte diese Spezifizierung, welche wir nachgetragen haben.