
Michail Gorbatschow und Helmuth Kohl – sie stehen für die Zusammenführung Deutschlands als eine einheitliche Bundesrepublik.Bild: www.imago-images.de / imago images
Geschichte
Der 3. Oktober markiert die Einheit der deutschen Bundesrepublik. Grund genug, sich noch einmal genauer anzuschauen: Was ist seit Ende des Zweiten Weltkrieges eigentlich passiert? Ein Blick zurück.
03.10.2022, 08:4503.10.2022, 08:45
28. November – 1. Dezember 1943
In Teheran beraten Stalin, Churchill und Roosevelt über eine mögliche Teilung Deutschlands nach dem Krieg.
8. Mai 1945
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endeten die Kampfhandlungen in Europa.
5. Juni 1945
Berliner Deklaration: Die vier Siegermächte (Frankreich, USA, Großbritannien, UdSSR) übernehmen die "Oberste Regierungsgewalt in Deutschland", Deutschland wird in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt.
17. Juli – 2. August 1945
Potsdamer Konferenz: Offiziell wird sie als Dreimächtekonferenz von Berlin bezeichnet. Sie war die Konferenz der drei Alliierten Frankreich, USA und Großbritannien. Hier berieten sie nach dem Ende der Kampfhandlungen in Europa über das weitere Vorgehen.

In Paris feiert man am 8. Mai die bedingungslose Kapitulation der Deutschen.Bild: imago stock&people / imago images
2. September 1945
Die beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki durch die USA führten zur Kapitulation Japans am 2. September 1945 und damit zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
5. Juni 1947
Die USA kündigen den sogenannten Marshall-Plan an – ein Wirtschaftsförderungsprogramm für den Wiederaufbau der Staaten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.
20. Juni 1948
Die Deutsche Mark ersetzt die Reichsmark in den westlichen Besatzungszonen.
23. Juni 1948
Währungsreform in der russischen Besatzungszone, später DDR. Jedoch wurden in dieser Zeit noch keine neuen Banknoten gedruckt, weshalb die Reichsmarkscheine zunächst mit Coupons beklebt wurden. Jeder Bewohner konnte 70 Reichsmark im Verhältnis 1:1 umtauschen
24. Juni 1948 – 12. Mai 1949
Berlin-Blockade durch die Sowjetunion. Als Folge dieser Blockade konnten die Westalliierten den Westteil der Stadt, der als Enklave in der sowjetischen Besatzungszone lag, nicht mehr über die Land- und Wasserverbindungen versorgen. Großbritannien und die USA versorgten Westberlin über eine Luftbrücke.

Ein Flugzeg mit US-amerikanischer Versorgung nach der Berlin-Blockade.Bild: www.imago-images.de / imago images
23. Mai 1949
Gründung der Bundesrepublik Deutschland
7. Oktober 1949
Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
20. September 1951
Berliner Abkommen: Unterzeichnung des Interzonenhandelsabkommen zwischen der Bundesrepublik und der DDR
17. Juni 1953
Arbeiterproteste und Volksaufstand in der DDR werden durch sowjetische Soldaten und DDR-Volkspolizisten niedergeschlagen.
25. März 1954
Die UdSSR erweitert die Souveränitätsrechte der DDR.
23. Oktober 1954
Pariser Verträge zw. der Bundesrepublik und den Westmächten (Die Bundesrepublik wird dadurch am 5. Mai 1955 bedingt souverän).
9. Mai 1955
Die Bundesrepublik tritt der Nato bei.
14. Mai 1955
Bildung des "Warschauer Pakts" – ein militärischer Beistandspakt des sogenannten Ostblocks unter der Führung der Sowjetunion. Mitglieder waren die DDR, Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und die Sowjetunion.
26. Juli 1955
Nikita Chruschtschow, der Generalsekretär der Kommunistische Partei der Sowjetunion, verkündet die sowjetische Zweistaatentheorie, nach der nun auf dem Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches mit der Bundesrepublik und der DDR zwei unabhängige Staaten entstanden seien. Damit erteilt er, aus Sicht der Sowjetunion, auch der DDR die Souveränität.

Nikita Chruschtschow bei einem Besuch in Österreich.null / Votava
22. September 1955
Hallstein-Doktrin: Die Bundesregierung unterhält keine diplomatischen Beziehungen mit Staaten, die die DDR anerkennen (mit Ausnahme der UdSSR).
25. März 1957
Römische Verträge: europäische Integration der Bundesrepublik.
8. September 1960
Beschluss der DDR, dass Bundesbürger generell nur noch mit einer Aufenthaltsgenehmigung nach Ostberlin einreisen dürfen; die Bundesrepublik reagiert darauf mit der Aufkündigung des Interzonenabkommens.
13. August 1961
Beginn des Baus der Berliner Mauer, die die Stadt in Ost und West teilen sollte. Die innerdeutsche Grenze (fast 1400 Kilometer lang) entstand allerdings schon rund neun Jahre vorher und wurde immer weiter ausgebaut. Der Bau der Berliner Mauer kann als Abschluss Teilung als Folge der Nachkriegsordnung gesehen werden.

Der Bruderkuss zwischen Michail Gorbatschow und Erich Honecker: Immer wieder taucht er als Karikatur auf Resten der Berliner Mauer auf.Bild: www.imago-images.de / imago images
20. Februar 1967
Proklamation einer eigenen DDR-Staatsnation durch die Volkskammer der DDR.
19. März 1970
Erster innerdeutscher Gipfel: Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) und der Vorsitzende des DDR-Ministerrates Willi Stoph treffen sich in Erfurt.
12. August 1970
Deutsch-sowjetischer Vertrag über Gewaltverzicht und Anerkennung der in Europa bestehenden Grenzen (sog. Moskauer-Vertrag).
7. Dezember 1970
Warschauer Vertrag zwischen der Bundesrepublik und Polen (Normalisierung der Beziehungen und Anerkennung der Oder-Neiße-Linie).
18. September 1973
Die Bundesrepublik und die DDR werden Mitglieder der UNO
2. Mai 1974
DDR und Bundesrepublik eröffnen "Ständige Vertretungen" in Bonn beziehungsweise in Ostberlin.
30. Oktober 1980
Die Regierung in Ostberlin hebt visafreien Verkehr zwischen der DDR und Polen auf.
Juli 1984
Zum ersten Mal wird eine Botschaft der Bundesrepublik in Ostberlin bezogen.
7. Mai 1989
Kommunalwahlen in der DDR: Oppositionelle stellen erstmals Wahlfälschungen fest und machen sie publik.
7. Juli 1989
Gorbatschow erklärt vor dem Europarat die Einmischung in innere Angelegenheiten von Freunden und Verbündeten als unzulässig.
Sommer 1989
DDR-Bürger:innen besetzen westliche diplomatische Vertretungen in Budapest, Warschau, Ostberlin und Prag.
4. September 1989
Erste größere "Montagsdemonstration" in Leipzig nach einem Friedensgebet in der Nikolaikirche: Forderungen nach Reise- und Versammlungsfreiheit. Vorher hatte es seit 1982 vereinzelt und in kleinen Rahmen Friedensgebete am Montagabend in Leipzig gegeben.

Friedliche Demonstrationen. Darauf folgte eine friedliche Revolution.Bild: www.imago-images.de / imago images
11. September 1989
DDR-Flüchtlinge dürfen offiziell aus Ungarn ausreisen.
1. Oktober 1989
Erste Sonderzüge aus Warschau und Prag mit ca. 6800 DDR-Flüchtlingen durchqueren die DDR; ausreisewillige DDR-Bürger:innen versuchen noch, auf die Züge aufzuspringen.
6. Oktober 1989
Die Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR werden von öffentlichen Demonstrationen und Aktivitäten der Oppositionsgruppen begleitet
16. Oktober 1989
Leipziger Montagsdemonstration mit 120.000 Teilnehmern ("Wir sind die Mehrheit! Wir sind das Volk!").
17. Oktober 1989
Erich Honecker wird gestürzt, Egon Krenz wird neuer Generalsekretär der SED.
27. Oktober 1989
Erlass einer Amnestie für Ausgereiste beziehungsweise Flüchtlinge und Demonstrant:innen der DDR.
1. November 1989
Aufhebung der Reisebeschränkungen gegenüber der Tschechoslowakei und Erklärung der DDR-Regierung, dass ihre Bürger:innen direkt von der Tschechoslowakei in die Bundesrepublik fahren könnten.
1. Novemberwoche 1989
Die Demonstrationsbewegung in der DDR erreicht ihren Höhepunkt.
7. bzw. 8. November 1989
Die Regierung der DDR und das Politbüro der SED treten geschlossen zurück.
9. November 1989
Der ZK-Sekretär für Information, Günter Schabowski, gibt bekannt, dass die DDR ihre Grenzen geöffnet habe. Es gibt einen Massenansturm auf die Grenzübergänge. Grenzsoldaten öffnen schließlich nach 28 Jahren die Berliner Mauer. Die Mauer ist somit Geschichte.

Maueröffnung am Brandenburger Tor.Bild: www.imago-images.de / imago images
15. November 1989
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow spricht in Moskau beiläufig von einer "Wiedervereinigung" Deutschlands.
28. November 1989
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) stellt ein "Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas" vor.
3. Dezember 1989
Machtwechsel: Rücktritt von Politbüro und Zentralkomitee der SED.
7. Dezember 1989
Die DDR-Regierung und Oppositionsgruppen treffen sich erstmals am zentralen "Runden Tisch", um über die Zukunft der DDR zu sprechen.
11. Dezember 1989
Erstmals wird bei den Montagsdemonstrationen in der DDR der Ruf nach Wiedervereinigung laut ("Wir sind ein Volk")
19. Dezember 1989
Kohl trifft Hans Modrow, den Ersten Sekretär der Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in Dresden
24. Dezember 1989
Einführung des visafreien Verkehrs zwischen beiden deutschen Staaten.

Menschen stehen Schlange, um über die Grenze in die Bundesrepublik zu kommen.Bild: www.imago-images.de / imago images
1. Januar 1990
Beginn der Verhandlungen auf Ministerebene über die Ausgestaltung einer Vertragsgemeinschaft zw. der Bundesrepublik und der DDR
30. Januar 1990
Modrow in Moskau: Die Sowjetunion signalisiert, das Recht des deutschen Volkes auf Selbstbestimmung zu respektieren.
7. Februar 1990
Beginn der Verhandlungen über die Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion.
1. März 1990
Gründung der Treuhand, sie hatte die Aufgabe, die volkseigenen Betriebe der DDR nach den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft zu privatisieren.
18. März 1990
Erste freie Volkskammerwahl in der DDR: Die Allianz für Deutschland wird stärkste Kraft.
12. April 1990
Wahl Lothar de Maizières zum ersten demokratischen Ministerpräsidenten der DDR, seine Amtszeit sollte nur bis zum 2. Oktober 1990 andauern.
5. Mai 1990
Zwei-plus-Vier-Verhandlungen: Erste Verhandlungsrunde auf Außenministerebene.
18. Mai 1990
"Vertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik".
14.–16. Juli 1990
Kohl besucht Gorbatschow im Kaukasus: Gorbatschow gesteht Deutschland zu, weiterhin Nato-Mitglied zu bleiben.
23. August 1990
Das ostdeutsche Parlament votiert mit 294 zu 62 Stimmen für einen Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland.
1. August 1990
Der Einigungsvertrag wird unterschrieben. Ein Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR über die Herstellung der deutschen Einheit.
12. September 1990
Zwei-plus-Vier-Verhandlungen: "Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland" in Moskau.
3. Oktober 1990
Beitritt der fünf ostdeutschen Länder zum Geltungsbereich des Grundgesetzes
2. Dezember 1990
Erste gesamtdeutsche Bundestagswahlen.