Wir lieben es, auf den Straßen ungebremst dahin zu fliegen, wären da nicht diese ewigen Spaßbremsen...
Klar, die teuren Schnapschüsse mag keiner. Und immer wieder fragt man sich: Wurden die Bußgelder wieder teurer? Und kann mein Kumpel nicht meine Punkte übernehmen?
Am Mittwoch gibt es in vielen Bundesländern einen Blitzermarathon.
Nein. Die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen sind seit zehn Jahren gleich. Eine aktuelle Auflistung findest du hier oder bei uns anhand von Tiergeschwindigkeiten verdeutlicht.
Die letzte Erhöhung gab es 2008. Damals zahlten Autofahrer, wenn sie innerorts 21-25km/h zu schnell waren, 50 statt 80 Euro. Bei über 70km/h Geschwindigkeitsüberschreitung stieg das Bußgeld sogar von 425 (2008) auf 680 (2018) Euro.
Nicht nur. Ob die Bußgelder die Kosten von Aufstellen, Warten und Auswerten der Radarfallen übertreffen, ist von Polizeistelle zu Polizeistelle unterschiedlich – deshalb gibt es keine gesicherten Zahlen dazu.
Verkehrspsychologe Dr. Karl-Friedrich Voss sagt watson, dass das liebe Geld aber immer eine Rolle spielt. "Die Anlagen sind unheimlich teuer. Diese Ausgaben müssen die Polizeistellen dann natürlich erstmal wieder reinkriegen..."
Als Goldgrube darf man das trotzdem nicht sehen. Denn der Grund für Blitzer ist simpel, auch wenn man es in seiner Wut ungerne einsieht. "Radarfallen werden tatsächlich aufgestellt, um Straßen sicherer zu machen", sagt Dr. Christian Buric vom ADAC gegenüber watson.
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"Die Polizei hat ihre Gründe, die Radarfallen aufzustellen. Das kann eine Schule sein, ein Kindergarten, eine Gefahrenzone oder eine Baustelle. Übrigens ist es auch legitim, eine Radarfalle aus rein erzieherischen Maßnahmen aufzustellen."
Ob die auch wirkt, sind sich Experten aber uneinig. Dr. Voss ist Vorsitzender des Bundesverbands Niedergelassener Verkehrspsychologen e.V. und analysiert seit 2008 die Wirksamkeit von Radarfallen: "Das Ergebnis ist leider immer dasselbe: Blitzer zeigen keinen Erfolg."
Zwar würde dort, wo ein Blitzer steht, langsamer gefahren, "lernen tun die Autofahrer aber nicht". Heißt: Sobald die Radarfalle passiert wurde, wird weitergebrettert.
Ja, aber... Tatsächlich kommt es kurz vor Radarfallen auch zu Auffahrunfällen. "Ist ja logisch. Wenn Menschen einen Blitzer sehen, bremsen sie ab. Und der nachfolgende Verkehr bemerkt das oft zu spät", sagt Dr. Voss.
"Das Problem wäre aber gar nicht gegeben, wenn die Leute vorher schon die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten hätten." Nicht der Blitzer an sich verursacht also den Unfall, sondern die Raser.
Lass es lieber. Das Schummeln fällt aus zwei Gründen besonders leicht: Erstens sind die Fotos häufig zu schlecht, um den Fahrer klar zu erkennen. Zweitens werden Geschwindigkeitsüberschreitungen nicht genau unter die Lupe genommen, weil es ein Standard-Verfahren ist.
Ob der Punktehandel legal ist, ist aber sehr umstritten. Erst diesen Februar war in Reutlingen ein Täuschungs-Fall vor Gericht gelandet, die Angeklagten wurden freigesprochen. Das Landgericht Stuttgart forderte im Anschluss, dass diese Gesetzeslücke geschlossen werden soll.
Das Kraftfahrtbundesamt hat übrigens schon vor 15 Jahren klar gestellt, dass sich Punkte-Schwindler strafbar machen. Auf der sicheren Seite ist also nur, wer seine Punkte erträgt.
Doch. Ein juristisches Schreiben des ADAC, das watson vorliegt, zeigt: Ein Handy mit Radar-Ankündigungsfunktion zu nutzen (Bußgeld 75 Euro) ist verboten, Warnungen übers Radio sind aber erlaubt. Der Grund: Diese sind vage genug formuliert und unabhängig vom Standort des Empfängers.
Andere Autofahrer mit Handzeichen zu warnen, ist ebenfalls in Ordnung – solange es nicht vom Verkehr ablenkt. Die Lichthupe dafür einzusetzen ist wiederum verboten,...