München hat es vorgemacht, nun folgen andere Städte: Alte Diesel, die im Abgasskandal nicht rechtzeitig umgerüstet wurden, werden stillgelegt.
4 Fakten, warum's im Diesel-Skandal diese Woche ungemütlich wird (nicht nur für die Fahrer).
Knapp 15.000 Besitzern von VW- und Audi-Fahrern mit Schummelsoftware im Diesel-Motor droht in den nächsten Wochen die Stilllegung ihrer Fahrzeuge – wenn sie nicht zum Update in der Werkstatt waren. Denn es endet die 18-Monats-Frist für den verbindlichen Rückruf der Fahrzeuge.
Deutschlandweit haben die Kfz-Zulassungsstellen Briefe mit der Aufforderung verschickt, ihre Fahrzeuge nachrüsten zu lassen. Wer nicht in der Werkstatt anrückte, hat jetzt ein Problem. "Der Rückruf ist verbindlich", erklärte das Bundesverkehrsministerium. "Fahrzeuge, die nicht umgerüstet werden, können in letzter Konsequenz außer Betrieb gesetzt werden."
Laut Verkehrsministerium sind bis zu 14.760 alte Diesel-Wagen betroffen.
Am Montag wird's ungemütlich für Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der mächtige Autoboss ist im Bundesverkehrsministerium vorgeladen. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) bittet Aufklärung im Diesel-Skandal.
Zetsche hatte bisher stets beteuert, Daimler habe im Diesel-Skandal nicht geschummelt. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), das in Deutschland Fahrzeuge für die Straße zulässt und dem Verkehrsminister untersteht, sieht das anders.
Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) habe inzwischen fünf "unzulässige Abschaltfunktionen" bei Daimler-Modellen entdeckt, berichte die Zeitung "Bild am Sonntag". Die Behörde geht dem Verdacht nach, dass diese Software-Funktionen in einem Großteil der neueren Diesel-Flotte (Euro 6) zum Einsatz kämen und fast eine Million Fahrzeuge betroffen seien.
Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung könnten bis zu 700.000 Autos der C-Klasse betroffen sein. Schon im Vormonat musste Daimler Unregelmäßigkeiten beim Transporter Vito einräumen.
Daimler sieht sich zu unrecht beschuldigt. Der stolze Stuttgarter Konzern bezieht einen Teil seiner Motoren vom Konkurrenten Renault. Der steht in Frankreich unter Verdacht, weist aber jede Verantwortung für Tricksereien an der Software von sich. Verantwortlich sei der Auslieferer der Fahrzeuge, nicht der Hersteller der Motoren, so Renault.
Fakt ist: Auch für Daimler (und Zetsche) wird es im Diesel-Skandal nun ungemütlich. (Und teuer.)
Den Anfang nahm der Betrug um manipulierte Abgaswerte 2015 bei VW. Inzwischen sind auch die Konzerntöchter Audi und Porsche in den Skandal verwickelt. Nun droht sogar ein Lieferstopp.
Von September an gelten neue EU-Bestimmungen, um die Abgaswerte von Autos zu bestimmen. Gemessen werden soll nicht mehr ein Idealfall auf dem Teststand im Labor, sondern die tatsächlichen Abgasbelastungen im normalen Straßenverkehr. Experten sprechen von Real Drive Emissions (RDE). Weil das aber nur auf wenigen Testständen gemessen werden kann, wird's eng. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Porsche und VW können nicht alle Wagen testen, so erlischt die Betriebserlaubnis. Die Folge: Lieferstopp! (Mindestens bis März 2019)
Betroffen sind zum Beispiel:
Das Schimpfen auf die EU nützt wenig. Die Hersteller hatten vier Jahr lang Zeit sich auf die neuen Tests einzustellen.
Die Autoindustrie steht vor gewaltigen Veränderungen:
Die Betrügereien rund um den Diesel könnten diesen Wandel beschleunigen. Dabei geht es auch um Jobs.
Die Gewerkschaft IG Metall hat nun eine Studie erstellt. Welche Folgen hat die Umstellung auf den Elektromotor auf die Jobs?. Das Ergebnis:
Der Grund: Bei Elektroautos steckt die Arbeit (und der Gewinn) in der Batterie. Die aber wird derzeit noch vornehmlich in Asien gefertigt.
Der Diesel-Skandal könnte also noch teuer werden. Für Industrie. Fahrer. Und Beschäftigte.
(per/dpa/afp/ per)