Kollegah und Farid Bang gewannen am Donnerstagabend für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ den Echo. In NRW wird mal es aber wohl wenig im Radio hören, denn die Platte steht beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) auf dem Index. Auch der Deutsche Kulturrat erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die Echo-Veranstalter. Die reagieren auf die Kritik und Kündigen Veränderungen an.
Die Entwicklungen im Überblick.
Das geht aus einem Brief der WDR-Publikumsstelle im Auftrag von Intendant Tom Buhrow an die Kölner Bürgerin Malca Goldstein-Wolf hervor.
Der Brief war dem Handelsblatt zugespielt worden. Eine Sprecherin des WDR bestätigte die Meldung.
Das gelte auch für das WDR-Jugendradio 1Live, das „grundsätzlich zwar sehr offen für deutschen Rap“ sei, „im konkreten Fall aber eine Ausstrahlung als unvereinbar mit öffentlich-rechtlichen Programmgrundsätzen eingeschätzt“ habe. “
Deutliche Kritik an der Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang hat nun auch der Deutsche Kulturrat geäußert. Schon die Nominierung der beiden zeuge von "wenig Selbstreflexion", sagte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Samstag dem "Handelsblatt". "Die Echo-Jury und der Bundesverband Musikindustrie hätten die Notbremse ziehen müssen", sagte er weiter. Der Kulturrat ist die Spitzenorganisation von 250 Bundeskulturverbänden. Kulturrat-Chef Zimmermann bedauerte, dass es beim Echo vor allem um den kommerziellen Erfolg gehe. Damit unterscheide er sich grundlegend von anderen Preisen wie etwa dem Deutschen Buchpreis oder dem Deutschen Filmpreis, bei denen eine Jury nach "Qualitätsgesichtspunkten" auswähle.
Mit seinem Statement reiht sich der Deutsche Kulturrat in die lange Reihe prominenter Kritiker der Echo-Verleihung ein. Außenminister Heiko Maas beschrieb den Echo für die beiden Rapper zuvor als "beschämend". Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, brachte eine Aberkennung des Preises ins Spiel: "Wenn die Echo-Verleiher jetzt ihre Verantwortung erkennen, dann gilt lieber spät als nie." Der Limburger Bischof Georg Bätzing nannte es "unerträglich, wenn über die Musik aggressiv zu Antisemitismus und Hass auf Religionen und Kulturen" aufgerufen werde".
"Als Konsequenz daraus wird der Preis auf Entscheidung des Vorstandes vom heutigen Tag nun überarbeitet werden", sagte Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Echo-Veranstalters Bundesverband Musikindustrie (BVMI), am Sonntag in Reaktion auf die massive Kritik.
Drücke kündigte eine "umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen" an. Details nannte er jedoch nicht. "Im Zuge der aktuellen Debatte mussten wir erkennen, dass wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das den Preis in ein falsches Licht rückt", betonte er. "Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben."
Der Verband lehne jede Art von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Gewaltverherrlichung ab, erklärte er. "Die Art und Weise der öffentlichen Befassung mit der Auszeichnung des Albums führte zu einer Welle der Betroffenheit, die uns sehr bestürzt und die den Preis überhöht und zugleich überfordert."
Kollegah und Farid Bang stehen wegen Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow“ in der Kritik.
Die Auszeichnung wurde am 12. April vergeben, dem Holocaust-Gedenktag, an dem vor allem Israel an die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden erinnert.
(pbl/fh/afp/dpa)