Urlaub? Kennt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nicht wirklich. Kaum ist er aus seiner Sommerpause zurückgekehrt, geht es zurück in die Öffentlichkeit: in dem Fall am Sonntag zuerst ins ZDF-Sommerinterview mit Theo Koll und montags dann zum Bürgerdialog mit seinem Wahlkreis, "seinen" Teil Brandenburgs.
Im Juli kündigte Olaf Scholz an, er stünde noch am Anfang seiner Amtszeit – was darauf schließen lässt, dass er sich schon seiner Wiederwahl sicher sei. Dabei sind die Umfragewerte seiner Partei im Keller. Seine Koalition mit den Grünen und der FDP ist in wichtigen Fragen zerstritten.
Doch von alledem will Olaf Scholz sich offenbar nichts anmerken lassen. Denn er nimmt voller Elan und guter Laune nach seinem Urlaub direkt mehrere öffentliche Termine täglich wahr: nimmt etwa teil an Bürgerdialogen, wie am Montag, ist zu Gast im Sommerinterview oder in Podcasts, wie bei "Hotel Matze". Auch hilft er Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) tatkräftig im Wahlkampf für die Landtagswahl in Hessen.
Olaf Scholz lächelt erstmal alle Probleme weg, zeichnet ein positives Bild von seiner Koalition, gibt sich als Macher auf Erfolgskurs. "Ich bin derjenige, der das Tempo macht, und das betrachte ich auch als meine Aufgabe. Und sorge dafür, dass es vorankommt", sagte er etwa am Sonntag im Sommerinterview.
Seine Umfragewerte zeichnen ein anderes Bild: Laut ZDF-"Politbarometer extra" sind nur 21 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich der Kanzler in den wichtigen politischen Fragen durchsetze.
Dieser Meinung ist offenbar auch CDU-Politiker und rheinländischer Bürgermeister der Gemeinde Gummersbach, Frank Helmenstein.
Er kommentierte Scholz' Auftreten auf der Social-Media-Plattform X, eigentlich als Twitter bekannt, ironisch mit einem Kultsong.
"Der #Kanzler als 'Major Tom' der Bundespolitik: Völlig losgelöst von der toxischen Lage in Deutschland schwebt er völlig schwerelos in seinem Paralleluniversum."
"Major Tom (völlig losgelöst)" ist ein Song des deutschen Sängers Peter Schilling aus dem Jahr 1982. Damit gilt Schilling als einer der erfolgreichsten Stars des Genres Neue Deutsche Welle. Die von Helmenstein kommentierten Sätze sind abgewandelte Zeilen aus dem Song.
Scholz hingegen bewertete die Umfragewerte, oder wie er sagte, die "Diagnose", als nicht zutreffend. "Wir haben sehr viele, sehr konkrete Entscheidungen getroffen", findet er.
Im Podcast "Hotel Matze" warb der Kanzler zudem für mehr Gelassenheit und Kompromissbereitschaft. "Wir können uns nicht immer allein durchsetzen, nicht alles kann nach unserem Kopf gehen", sagte er. Das sei so im Privaten, wie auch in der Politik: "Kompromisse gehören dazu, und sie sind nichts Schlechtes."