Mehr Kinder für die Wirtschaft?
Was nun doch recht absurd klingt, ist tatsächlich der Vorschlag, beziehungsweise die Forderung, des Chefs der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen AfD, Tino Chrupalla: Der sagte nämlich im ZDF-"Sommerinterview", in Deutschland müssten wieder mehr Kinder gezeugt werden – um den Fachkräftemangel auszugleichen.
"Wir brauchen definitiv ein Umdenken in der Familienpolitik", sagte Chrupalla im Interview der Sendung "Berlin direkt". Diese sei derzeit "desaströs". "Wir haben eine de facto Ein-Kind-Politik", sagte Chrupalla. Da müsse man ansetzen, damit Deutschland "in 20, 30 Jahren" aus eigener Kraft heraus "mit unserem Nachwuchs auch wieder die Fachkräfte generieren" könne.
Selbst in der konservativen CDU sorgt dieser Einwand für heftiges Kopfschütteln.
Ein gutes Beispiel für – im günstigsten Fall – erstaunte Reaktionen ist die CDU-Politikerin und ehemalige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Im Wirtschaftsgespräch mit dem Nachrichtensender n-tv wurde sie auf den AfD-Vorstoß angesprochen.
Was sie darauf antwortete, ist ebenfalls erstaunlich: "Um es mal kurz zu sagen, ganz normal ist der Herr aus der AfD sowieso nicht."
Weiter sagte sie:
Ernst nehmen möchte sie Chrupallas Vorschlag dementsprechend wohl nicht.
Klöckner nutzte diese Gelegenheit auch, um ihr Konzept gegen den Fachkräftemangel vorzustellen. Ihrer Auffassung nach sind es nämlich in großen Teilen unwillige Arbeitslose, die zum Problem werden. Sie führte aus:
Darüber muss man Klöckners Meinung nach nachdenken. Man müsse Anreize für diese Menschen schaffen und auch Sanktionen auferlegen, damit "man am Ende Solidarität nicht als Einbahnstraße versteht".
Mit der Einführung des Bürgergelds hatte die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP erst kürzlich Lockerungen bezüglich Sanktionen verabschiedet. Ursprünglich wollten Grüne und SPD Sanktionen komplett wegfallen lassen, das ließ sich aber mit dem Koalitionspartner FDP nicht vereinbaren.
Leistungen können nun gemindert werden, was aber etwa die Zahlung des Wohnraums nicht beeinträchtigt. Zudem gibt es den Begriff "Sanktionen" offiziell nicht mehr, das Gesetz spricht nur noch von Leistungsminderungen.