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Walter Lübcke: Ermittler gehen im von rechtsextremem Hintergrund aus

Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden worden.
Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden worden.Bild: imago images / Hartenfelser
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Fall Lübcke: Ermittler gehen von rechtsextremen Hintergrund aus – was wir bisher wissen

17.06.2019, 16:2217.06.2019, 17:16
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Die Bundesanwaltschaft geht im Fall erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus. Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen handele es sich um den 45-jährigen Stephan E., sagte Behördensprecher Markus Schmitt am Montag in Karlsruhe.

Es gebe aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der Tatverdächtige in eine rechtsterroristische Vereinigung eingebunden sein könnte.

Die Bundesanwaltschaft hatte zuvor die Ermittlungen in dem Mordfall an sich gezogen.

Das wissen wir bisher im Fall Lübcke

Am Sonntag war ein dringend Tatverdächtiger gefasst worden. Es soll Medienberichten zufolge Spuren in die rechtsextreme Szene geben.

  • Der 45-Jährige wurde am frühen Samstagmorgen durch Spezialeinheiten der Polizei in Kassel festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft und die Sonderkommission der Polizei am Sonntag mitteilten.
  • Die Festnahme erfolgte demnach aufgrund eines Treffers bei den DNA-Spuren.
  • Der Tatverdächtige wurde am Sonntagnachmittag dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Kassel vorgeführt.
  • Aufgrund der Indizienlage wurde Untersuchungshaftbefehl gegen ihn erlassen, erklärten die Ermittlungsbehörden.
  • Laut Recherchen des "Tagesspiegel" und des SWR soll der Tatverdächtige an einem Überfall mehrerer Hundert Neonazis auf eine DGB-Demonstration in Dortmund im Jahr 2009 beteiligt gewesen sein. Der Mann soll außerdem der militanten Neonazi-Gruppe "Combat 18" nahe stehen.
  • Laut NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" habe der Verdächtige ein langes Vorstrafen- beziehungsweise Erkenntnisregister bei den Behörden vorzuweisen. Es gehe um Landfriedensbruch, Körperverletzung und Waffenbesitz.
  • In den sozialen Netzwerken sei er mit hetzerischen Kommentaren aufgefallen. So soll er 2018 unter ein Youtube-Video gepostet haben: "Entweder diese Regierung dankt in kürze ab oder es wird Tote geben."
  • Der verdächtige 45-Jährige soll zudem im Umfeld der hessischen NPD und der Autonomen Nationalisten tätig gewesen sein.

Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha gefunden worden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen.

Im Zuge der Ermittlungen war vor gut einer Woche ein Mann an einer Urlauberfähre in Ostfriesland vorübergehend festgenommen worden. Seine Befragung ergab aber keine Anhaltspunkte für eine Tatbeteiligung. Er wurde daraufhin freigelassen.

Die Ermittler stellten klar, dass es sich bei dem am Samstag gefassten Tatverdächtigen nicht um den im Bereich des Fähranlegers in Harlesiel in Gewahrsam genommenen Mann handele.

(as/ll/afp/dpa)

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