Auch wenn viele Menschen in Deutschland inzwischen das Gefühl zu haben scheinen, die Corona-Pandemie sei bereits ausgestanden, gelten in den Supermärkten weiterhin Hygiene- und Abstandsregeln. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens Ipsos kommt nun zum Ergebnis, dass diese größtenteils auch eingehalten werden. Bei einigen Maßnahmen herrscht demnach jedoch noch Nachholbedarf.
Für die Studie wurden in ganz Deutschland 350 stichprobenartig ausgewählte Filialen der Marken Aldi, Edeka, Lidl, Netto, Penny und Rewe durch professionelle Testkäufer überprüft.
Das Ergebnis: Die Abstandsregeln werden fast überall konsequent umgesetzt. Zum Beispiel durch Plexiglas-Scheiben, die die Kassierer von den Kunden trennen. Auch Abstandskleber sowie Hinweise auf die bevorzugte kontaktlose Zahlung mit Karte finden sich laut Studie in 95 Prozent der getesteten Filialen.
In zwei Bereichen allerdings stellt die Studie Defizite fest:
Zur Frage, um welche Unternehmen es sich jeweils konkret handelt, macht die Studie keine Angabe. Wir haben bei den Einzelhändlern nachgefragt, wie sie mit den beiden Problemen umgehen.
Ein Sprecher von Aldi Nord erklärt gegenüber watson:
An welchen Märkten diese Schutzmaßnahme angeboten werde, hänge maßgeblich von den behördlichen Regelungen vor Ort ab. Diese unterscheiden sich, je nach Region und Kommune, teilweise deutlich.
Weiter erklärt der Sprecher, in einigen Märkten begrenze Aldi Nord die Höchstanzahl der Kunden, die sich gleichzeitig im Geschäft aufhalten dürften. "Wir stehen dazu in engem Austausch mit den Behörden und setzen deren Empfehlungen und Vorgaben schnellstmöglich um."
In 200 seiner gut 2200 Märkte habe Aldi Nord zudem eine elektronische Einlasskontrolle installiert. Mithilfe von Sensoren an Ein- und Ausgängen könne so die Auslastung der jeweiligen Filiale in Echtzeit erfasst werden. Dies biete "eine einfache und komfortable Möglichkeit, in Filialen mit besonders hohen behördlichen Auflagen Einlassbeschränkungen langfristig besser durchzusetzen."
Bei Aldi Süd hat man für teilweise fehlende Desinfektionsmittel für Kunden eine einfache Erklärung: "Wir möchten darauf hinweisen, dass die Versorgungslage für Desinfektionsmittel nach wie vor knapp ist und eine Bereitstellung aus diesem Grund nicht immer gewährleistet werden kann", sagt ein Sprecher gegenüber watson.
Einlasskontrollen und -beschränkungen gebe es dann, wenn entweder behördliche Auflagen oder ein sehr hohes Kundenaufkommen dies erforderten.
In wie vielen Filialen dies der Fall sei, könne man leider nicht sagen.
Genau wie Aldi Nord greift man zudem auch auf elektronische Einlasskontrollen zurück, und zwar in der Hälfte der rund 1930 Filialen. "Ausgewählt wurden Filialen, in denen in der Regel ein höheres Kundenaufkommen herrscht."
Bei Lidl weiß man nichts von fehlenden Desinfektionsmitteln. Man habe man Servicestationen mit Desinfektionsmittel in unmittelbarer Nähe der Einkaufswagen installiert: "Kunden können damit auf Wunsch selbständig die Einkaufswagengriffe reinigen", sagt ein Sprecher gegenüber watson.
Zutrittskontrollen gebe es, sofern behördliche Auflagen dies erforderlich machten. Diese würden von Kundenbetreuern an Filialeingängen umgesetzt.
Auch beim Discounter Penny erfolgen Einlasskontrollen wenn dann gezielt: "Wo der Kundenzulauf dies notwendig macht, beschränken wir den Zugang zu den Märkten", erklärt ein Sprecher gegenüber watson.
Was die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln für Kunden angehe, suche man im Austausch mit lokalen Ordnungsämtern nach Lösungen. Alle Märkte würden mehrmals täglich gereinigt.
Bei Rewe verweist man auf die unterschiedlichen Regelungen vor Ort und erklärt, die Entscheidung über die konkrete Umsetzung aller Maßnahmen liege letztlich bei der für den jeweiligen Markt zuständigen Behörde. "Auch, wo ein Desinfektionsmittelspender für Kunden am Eingang erforderlich ist", sagt ein Sprecher gegenüber watson.
Wo der aktuelle Kundenzulauf dies notwendig mache, beschränke man zudem den Zugang zu den Märkten. Aufgrund der heterogenen, genossenschaftlichen Unternehmensstruktur könne man aber keine detaillierten Angaben über die jeweils in den Märkten umgesetzten und angebotenen Maßnahmen machen.
Der Discounter gehört zwar nicht zu den für die Studie getesteten Unternehmen, erklärt aber durch einen Sprecher gegenüber watson:
Man stehe mit den zuständigen Behörden in Kontakt und setze behördlich auferlegte Zugangsreglementierungen zeitnah und pragmatisch um, heißt es weiter. "Eine dieser lokalen behördlich angeordneten Maßnahmen ist, dass nur eine begrenzte Anzahl Kunden zeitgleich in unsere Filialen darf."