Angela Merkel geht davon aus, dass sich der Kampf gegen das Coronavirus gut entwickelt hat. Nun könne man über weitere Lockerungen sprechen. An diesem Mittwoch wird die Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten darüber sprechen. Grundlage dafür ist offenbar, dass bestimmte Obergrenzen bei der Infektionsentwicklung eingehalten werden müssen.
Am Dienstagabend wurde auch bei "Markus Lanz" über das Corona-Hilfspaket, Lockerungsmaßnahmen und die Auswirkungen der Pandemie gesprochen. Politiker Hubertus Heil (SPD), Karl Lauterbach (SPD), Katja Suding (FDP) und TV-Koch Tim Mälzer diskutierten über die weitreichenden Folgen der Corona-Krise und erörterten, was jetzt getan werden müsse. Dabei wurde besonders der TV-Koch sehr emotional.
10,1 Millionen Menschen sind derzeit in Kurzarbeit, stellte Markus Lanz klar. Arbeitsminister Hubertus Heil erklärte dazu: "Wir sichern mit Kurzarbeit Millionen Arbeitsplätze. Es gibt einen offenen Diskurs über Lockerungen. Ich bin froh, dass wir einen Sozialstaat haben."
Doch die Frage blieb offen, wie lange Deutschland diese Ausnahmesituation durchhalten kann. Heil weiter:
Schritt für Schritt unter Beachtung von Hygienevorschriften werde wieder Normalität im wirtschaftlichen Leben möglich werden. Arbeitslosigkeit wäre für den Staat zudem viel teurer als Kurzarbeit, meinte Heil.
Auf die Frage, wie Mälzer mit der aktuellen Situation umgehe, winkte der Koch gleich ab. Unter Tränen sagte er:
Der Grund für seinen emotionalen Ausbruch sei: Ihm fehle schlicht die Perspektive.
Heil betonte: "Ich will Wert darauf legen, dass uns das nicht egal ist. Wir haben versucht, mit Sofortmaßnahmen zu helfen und zu unterstützen. Ich bin kein kalter Hund, Herr Mälzer, aber ich habe eine politische Verantwortung und die geht darüber hinaus." Kurz danach beruhigte sich der TV-Star wieder und antwortete:
Mälzer mahnte an: "Wenn einem die Perspektivlosigkeit vorgeführt wird, dann ist das ganz schön krass. Soll ich meine Mitarbeiter entlassen?"
Er stelle sich darüber hinaus die Frage, warum er als Unternehmer seine Betriebe nicht einfach schließe und abwarte. Die komplette Branche sei in Kurzarbeit, es würde zwei Millionen Menschen geben, die erwerbslos seien. Weiter meinte Mälzer über mögliche Maßnahmen: Die Senkung der Mehrwertsteuer sei ein gutes Tool, aber nicht ausreichend gestaltet. Auch der Mietschutz reiche nicht aus.
Er gab zudem zu bedenken: "Die Gastronomie besteht nicht aus Tim Mälzers und schicken Fernsehköchen." Doch selbst er komme an seine Grenzen: "Wie soll unser Geschäftsmodell mit den Einschränkungen aussehen? Ich möchte meinen Ansprüchen gerecht werden. Ich schaffe es nicht zu fordern, zu liefern und Umsatz zu generieren." Heil betonte, dass für ihn wichtig sei, wie der Arbeitsschutz der Beschäftigten sichergestellt werden könne.
Die Befürchtung des Politikers: "Meine größte Sorge ist, dass wir wieder Lockerungen zurücknehmen müssen. Wir brauchen Öffnungskonzepte." Dennoch dürfe man die Menschen nicht durch unterschiedliche Herangehensweisen verwirren.
Der TV-Koch hat hingegen Angst, dass er durch die Teileröffnung seiner Läden die Kosten nicht tragen könne. Heil entgegnete:
Doch Lauterbach machte wenig Mut, dass das in naher Zukunft stattfinden kann: "Wenn gegessen und gesprochen wird, ist die Ansteckungsgefahr besonders groß. Über die Klimaanlage der Restaurants kann es auch übertragen werden."
Mälzer betonte, dass er ein Gegner vom Mundschutz sei. Ihm fehlte da die Mimik. Bei "Lanz" präsentierte er prompt eine Alternative: ein Gesichtsschutzschild, wie ihn auch Ärzte tragen.
Für den SPD-Politiker ist ein Visier in Restaurants allerdings nicht ausreichend: "Derjenige, der bedient, muss einen richtigen Mundschutz tragen."
Auf absehbarer Zeit hält es Lauterbach für unmöglich, dass die Lokale wieder regulär öffnen. "Dann wären die Restaurants die Brandbeschleuniger der Pandemie", so der Politiker. Wenn die Betriebe am Leben gehalten werden sollen, dann müsse subventioniert werden.
Epidemiologe und SPD-Politiker Lauterbach zeigte dafür Verständnis und sagte: "Selbst wenn wir es politisch wollten, wäre ihr Restaurant im Herbst nicht normal besetzt. Das würde nur wenige Wochen gut gehen. Das Virus schlägt sofort zurück und das muss man ehrlich sagen." Der Impfstoff würde frühstens in einem Jahr kommen.
Lauterbach betonte: "Das begleitet uns noch mindestens anderthalb Jahre. So lange dauert die alleinige Pandemie. Danach kommt erst die Bewältigung und die Schuld muss getilgt werden."
Für Katja Suding von der FDP sei die Vorstellung dieses Zustands schwer zu verstehen: "Wir werden es nicht so lange schaffen die Gastronomie am Laufen zu halten. Das wird nicht anderthalb Jahre dauern." Die Lage für Mälzer wird weiter schwierig und unsicher bleiben.