Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk muss bald seinen Posten in Berlin räumen. Bild: IMAGO/Political-Moments
Deutschland
Andrij Melnyk polarisiert. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges stand der ukrainische Botschafter immer wieder mit seinen unbequemen Äußerungen in der Öffentlichkeit. Er ist ein Botschafter, der sich mit seiner Meinung nicht zurückhält. Das bekamen auch schon zahlreiche Politiker:innen zu spüren.
Bald heißt es für Melnyk, die Koffer zu packen. Für ihn ist die Zeit in Berlin vorbei und er macht Platz für seinen Nachfolger.
Der ukrainische Top-Diplomat Olexij Makejew wird Melnyk in wenigen Wochen ablösen. Der 46-jährige Karrierediplomat war seit 2020 im ukrainischen Außenministerium Sonderbeauftragter für die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland.
Der ukrainische Top-Diplomat Olexij Makejew wird Melnyk als Botschafter in wenigen Wochen ablösen. Bild: dpa / Soeren Stache
Melnyk wird Berlin wohl am 14. Oktober verlassen, um einen neuen Posten im Außenministerium in der ukrainischen Hauptstadt Kiew zu übernehmen – und eine deutsche Partei freut sich ganz besonders über seine Abreise.
Die AfD verkündet jubelnd auf Twitter "Gut, dass er weg ist!" Die Partei erhofft sich, dass nun ein "echter Diplomat" in die Botschaft Berlins einzieht. Jemand, der vermittle, anstatt Deutschland weiter in den Krieg in der Ukraine "hineinzutreiben". Schließlich gilt für die AfD: "Unser Land zuerst!"
Melnyk ließ nicht lange auf sich warten und holte zum Gegenschlag aus.
Melnyk konterte auf Twitter und fragte, ob die AfD nichts Besseres zu tun habe, als Botschafter zu verleumden.
Dabei betonte er die Nähe der AfD zum Kreml und bezeichnete sie als "proputinsche Partei". Er kündigte an, dass auch sein Nachfolger Makejew die AfD nicht in Ruhe lassen werde. Außerdem bleibe Melnyks Twitter-Account aktiv – und damit auch seine laute Stimme im politischen Geschehen.
Melnyk äußerte sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zur deutschen Politik und auch über einzelne Politiker:innen. Auch, nachdem CDU-Chef Friedrich Merz am Montagabend in einem Interview mit Bild TV über einen angeblichen ukrainischen "Sozialtourismus" sprach, antwortete Melnyk prompt.
"Woher kommt dieser Unsinn über angeblichen 'Sozialtourismus' von ukrainischen Kriegsflüchtlingen?", schrieb Melnyk auf Twitter. "Sie haben das Recht, Ihre Heimat jederzeit zu besuchen. Woher dieser billige Populismus?"
(mit Material der dpa)
Seit über 1000 Tagen herrscht bereits Krieg in der Ukraine. Und das, obwohl der russische Präsident Wladimir Putin das kleinere Nachbarland binnen weniger Tage einnehmen wollte. Nach bald drei Jahren herrscht eine enorme Kriegsmüdigkeit – nicht nur in der Ukraine.