Das Feuerwerk an Silvester ist umstritten. Die Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) spricht sich laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag des RND inzwischen für ein Böllerverbot aus. Ebenfalls eine klare Mehrheit von 84 Prozent freut sich jedoch über Raketen am Silvester-Himmel, wie eine weitere YouGov-Umfrage im Auftrag der dpa ergab.
Dreiviertel der Deutschen halten Feuerwerkskörper jedoch für umweltschädlich. Wie schädlich sie wirklich sind, dazu gehen die Einschätzungen weit auseinander. Während die Deutsche Umwelthilfe von einem immensen Effekt ausgeht, hält der Verband der pyrotechnischen Industrie das für übertrieben.
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe, beruft sich auf Zahlen des Bundesumweltamtes und erklärt gegenüber watson:
Und damit nicht genug. "Das Bundesumweltamt stellt außerdem fest, dass der durch das Silvesterfeuerwerk freigesetzte Feinstaub giftiger ist als der durch den Straßenverkehr oder Hausbrände", so Resch weiter. Das liege daran, dass die Feuerwerkskörper viele verschiedene Chemikalien enthalten.
Klaus Gotzen, Geschäftsführer des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI), widerspricht. Er hält die Zahl von 5000 Tonnen Feinstaub für "utopisch".
Gegenüber watson erklärt er:
"Die Verkaufszahlen der Branche liegen bei 40.000 Tonnen pro Jahr. Ziehen wir Verpackung und Hüllen ab, kommen wir auf lediglich 10.000 Tonnen, die überhaupt Feinstaub hervorrufen können." Das ergebe dann circa zehn Tonnen Feinstaub, nicht 5000.
Anstatt sich auf Schätzungen zu verlassen, wolle man es aber genauer wissen. "Deshalb haben wir eine Messung in Auftrag gegeben, die Auswertung läuft noch." Man habe sich auch bereits mit dem Bundesumweltamt in Verbindung gesetzt, dort sei man auch an konkreten Zahlen interessiert.
Wen der Verband beauftragt hat und mit welchen Methoden gemessen wird, kann Gotzen nicht sagen. Darum habe sich der für Technik zuständige Experte im Haus gekümmert, sagt er.
Auch der Aussage, dass Feinstaub aus Feuerwerkskörpern schädlicher sei als anderer, widerspricht der Verband. Er sei "wesentlich unbedenklicher" als der von Verbrennungsmotoren freigesetzte. "Partikel aus Feuerwerk sind wasserlöslich beziehungsweise wasseranziehend", so Fritz Keller, Sprecher für den Bereich Forschung und Technik beim VPI. Deshalb verschwänden sie nach der Emission sehr schnell wieder auf der Luft.
Das Silvesterfeuerwerk führt nach Einschätzung des Umweltbundesamts (UBA) vor allem in Städten und Ballungsräumen in Deutschland wieder zu einem Anstieg der Feinstaubwerte. Stundenwerte um 1000 Mikrogramm Feinstaub (PM10) pro Kubikmeter Luft seien in der ersten Stunde des neuen Jahres in Großstädten keine Ausnahme, teilte Stefan Feigenspan von der UBA-Abteilung Beurteilung der Luftqualität auf Anfrage mit. 2018 habe die mittlere PM10-Konzentration der städtischen Messstationen in Deutschland bei circa 18 Mikrogramm pro Kubikmeter gelegen.
Bei Feinstaub handelt es sich um kleinste Teilchen. Je nach Größe können diese nicht nur tief in Lunge und Bronchien, sondern auch ins Blut gelangen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems hervorrufen. Extrem hohe Luftbelastung kann kleinen Kindern, Senioren, Asthmatikern und chronisch Lungenkranken akute Probleme wie Husten und Atembeschwerden bereiten. Laut UBA gefährdet das Einatmen von Feinstaub die Gesundheit - "und zwar bei kurzfristig hoher wie auch bei langfristig erhöhter Belastung".
Feinstaub gelangt auch an anderen Tagen des Jahres aus verschiedenen Quellen in die Luft. Er entsteht im Verkehr durch Verbrennungsmotoren, aber auch durch Reifenabrieb. Weitere Quellen sind zum Beispiel die Industrie, Kraftwerke und Holzöfen. Das Silvesterfeuerwerk macht in Deutschland laut UBA rund zwei Prozent der insgesamt im Jahr freigesetzten Feinstaubmenge aus.