Faire Textilien, die auch die Umwelt nicht belasten: Ein neues Siegel soll Konsumenten beim sozialen und nachhaltigen Kleiderkauf unterstützen. Doch es gibt heftige Kritik am "Grünen Knopf".
Am 9. September startet das neue Siegel. Es soll Textilien kennzeichnen, die sowohl ökologisch als auch sozial hergestellt worden sind.
Das neue staatliche Siegel geht jedoch nicht allen weit genug.
Das sagt Renate Künast zu t-online.de.
In einem ersten Schritt deckt der "Grüne Knopf" zwei Produktionsschritte ab: "Zuschneiden und Nähen" und den sogenannten "Nassprozess", bei dem Textilien gebleicht und gefärbt werden. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) argumentiert, dass in diesen beiden ersten Arbeitsschritten die sozialen und ökologischen Herausforderungen besonders hoch seien.
"Von wirklich nachhaltig sind sie [die Textilien] weit entfernt", kritisiert Künast. Dafür müsse es festgesetzte Standards vom Feld bis zum Laden geben.
Das BMZ kündigte bereits an, dass der "Grüne Knopf" sich in den nächsten Jahren weiterentwickeln soll. Die Zertifizierung werde dann auf die Produktionsschritte "Weben und Spinnen" und "Baumwollanbau/Faserproduktion" ausgeweitet.
Künast kritisiert jedoch auch die Bewertungskriterien hinter dem Siegel.
"Nur gesetzliche Mindestlöhne müssen eingehalten werden, die jedoch reichen in den betroffenen Ländern oftmals gar nicht zum Leben", sagt die Grünen-Politikerin.
Sie fordert, existenzsichernde Löhne und eine Einhaltung von Gesundheits- und Umweltstandards wie in den Importländern.
Denn, so Künast: "Mit Verlaub, den Mindeststandard einzuhalten, ist doch keine Auszeichnung wert."
"Wir können den Verbrauchern guten Gewissens sagen: Kleidung mit dem 'Grünen Knopf' erfüllt höchste Ansprüche." Das sagt Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) über das neue Siegel, an dem seine Behörde mitgearbeitet hat.
Oeko-Tex Made in Green, Blauer Engel, Fair Wear Foundation Leader Status: Es gibt bereits viele Siegel, die faire oder nachhaltige Kleidung kennzeichnen sollen.
Was ist da der Vorteil des neuen Siegels?
"Der 'Grüne Knopf' kommt – als staatliches Siegel, mit festgelegten, anspruchsvollen ökologischen und sozialen Standards. Das bedeutet weniger giftige Abwässer und gesundheitsschädliche Chemie, mehr Arbeitsschutz in den Zulieferfabriken", sagt Müller.
Der "Grüne Knopf" soll nicht nur Textilien, sondern auch die Unternehmen dahinter prüfen. Jedes einzelne Produkt, das zertifiziert werden soll, muss deshalb 26 soziale und ökologische Mindeststandards erfüllen.
Arbeiter müssen etwa Mindestlöhne erhalten haben und die Textilien ohne Zwangs- und Kinderarbeit produziert werden. Doch auch das herstellende Unternehmen muss 20 Kriterien erfüllen, die auf den Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte basieren. So muss das Unternehmen bereit sein, Risiken in der eigenen Lieferkette zu erkennen und zu beseitigen.
Ab 9. September kommen die zertifizierten Produkte nach und nach in den Handel. Dabei kann das Siegel direkt auf dem Produkt, auf einem Etikett oder auf der Verpackung angebracht werden.
Hinter den Plänen für das Siegel stehen insgesamt drei Stellen:
Das BMZ hat angekündigt, den "Grünen Knopf" kontinuierlich weiterentwickeln zu wollen, mithilfe eines Beirats aus Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.