Deutschland
24.05.2018, 19:3724.05.2018, 19:38
Fast 48 Stunden nach dem Fund einer fünf Zentner
schweren Fliegerbombe in Dresden ist der Sprengkörper unschädlich. Am
Donnerstag gab die Polizei per Twitter Entwarnung.
Die weiträumige
Sperrung im betroffenen Stadtteil Löbtau wurde aufgehoben, die
Anwohner sollten in ihre Wohnungen zurückkehren können. Bei der
Polizei wurde das Ende des Einsatzes mit Erleichterung aufgenommen.
In den vergangenen Tagen waren insgesamt mehr als 1000 Beamte damit beschäftigt gewesen.
"Die Bombe war hochgefährlich. Dieser Einsatz hat nicht nur die Dresdner, sondern auch Feuerwehr, Rettungskräfte und die Polizei in Atem gehalten."
Polizeipräsident Horst Kretzschmar
Schäden wurden nach ersten Angaben der
Polizei nur in unmittelbarer Umgebung des Fundortes festgestellt,
etwa an einem angrenzenden Firmengebäude. Angaben zur Schadenshöhe
gab es zunächst nicht.
"Am Ende des Tages können wir froh sein, dass wir unsere beiden
Hauptziele erreicht haben", sagte der Polizeipräsident. Zum einen sei
kein Mensch in Gefahr geraten, zum anderen habe man die materiellen
Schäden so gering wie möglich gehalten. Nur die Zeit sei die "Unbekannte" gewesen, die für alle Beteiligten am anstrengendsten
war. Nach fast 48 Stunden Einsatz sei es aber gelungen, die Lage
zu meistern.
Die Bergung der am Dienstag gefundenen Weltkriegsbombe erwies sich
als komplizierter als gedacht. Ein erster Versuch, Zünder und Bombe
voneinander zu trennen, scheiterte am Mittwochvormittag. Am späten
Abend versuchten Experten das mit einer auf dem Zünder aufgebrachten "Raketenklemme" aus der Ferne. Zuvor waren Steine und Dämmmaterial
herangebracht worden, um die Auswirkungen einer möglichen Explosion
zu mindern.
Bei dem neuerlichen Versuch einer Entschärfung detonierte ein Teil
der Bombe. Die Polizei wusste bis zuletzt nicht, ob der Sprengkörper
damit bereits komplett unschädlich war. Das zur Dämmung angebrachte
Material hatte sich entzündet und brannte auch am Donnerstag noch.
Daraufhin entschloss sich die Polizei, die Arbeiten zu beschleunigen
und einen Löschroboter einzusetzen. Er sollte das Feuer löschen und
die unter der Dämmung befindliche Bombe kühlen.
Ein Löschroboter kam zum Einsatz:
Am Nachmittag konnte ein gepanzerter Bagger das Material über der
Bombe entfernen und so einen ersten Blick auf deren Reste freigeben.
Dabei stellte sich heraus, dass der Sprengkörper bereits unschädlich
war.
Ein Teil des Sprengstoffes habe sich "detonativ umgesetzt", der
andere brannte folgenlos ab. Die Experten nennen das Deflagration. Im
Fall einer kompletten Detonation ohne Schutzvorkehrungen hätte man
mit Splittern im Umkreis von etwa 800 Meter rechnen müssen.
Nach den Worten von Sprengmeister Holger Klemig hatte man zunächst
eine ganz normale Entschärfung vornehmen wollen.
"Im Verlaufe dieses Entschärfungsversuches wurde uns aber klar, dass das nicht wie üblich funktionieren wird. Allgemeinverständlich: Da gehen dann die Nackenhaare hoch."
Sprengmeister Holger Klemig
Man habe noch mehrere
Sprengmeister hinzugezogen, die diese Lage bestätigt hätten. Klemig
zufolge gab es einen solchen Einsatz in Sachsen bislang noch nicht.
Nach dem Fund der Bombe hatten Tausende Bewohner des betroffenen
Stadtteils Löbtau - unweit des Hauptbahnhofes - bereits zwei Nächte
außerhalb ihrer Wohnungen verbracht. Rund 9000 Bewohner wurden laut
Polizei in Sicherheit gebracht. Die meisten waren bei Bekannten und
Verwandten untergekommen. Mehrere Hundert Menschen verbrachten die
Nacht auf Donnerstag allerdings in einer Notunterkunft.
"Knapp drei Tage lang hat der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg
die Landeshauptstadt in Atem gehalten. Ich freue mich, dass dieses
gefährliche Relikt nun beseitigt ist", sagte Sachsens Innenminister
Roland Wöller (CDU). Sein Dank gelte den unzähligen Einsatzkräften,
den Helfern aber insbesondere auch den verständnisvollen und
hilfsbereiten Einwohnern von Dresden.
(dpa)