Ihr wollt Datenschutz in sozialen Netzwerken - aber kaum zahlen
21.05.2018, 12:40
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Jugendliche wissen über Datenmissbrauch und Datenschutz Bescheid. Er ist ihnen wichtig. Nur kosten soll das alles nichts.
Neun von zehn Jugendlichen in Deutschland nutzen
täglich soziale Online-Dienste und geben dadurch persönliche Daten
preis. Die überwiegende Mehrheit findet es dabei nicht gut, wenn
diese Daten von den Anbietern für Werbeschaltungen oder andere Zwecke
ausgewertet werden. Rund 73 Prozent sind dagegen, dass persönliche
Daten von den Anbietern gespeichert und an Dritte weitergegeben
werden, ergab eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
in Köln.
Der repräsentativen Studie unter Schülern zwischen 14 und 21 Jahren
zufolge nutzen 86 Prozent soziale Online-Dienste, vor allem WhatsApp:
Rund 78 Prozent der Jugendlichen kommunizieren täglich über den
Dienst der Facebook-Tochter. An zweiter Stelle liegt mit 54 Prozent
die Kommunikations-App Snapchat. Die zu Google gehörende
Video-Plattform YouTube wird von etwa jedem Zweiten täglich genutzt.
Abgeschlagen sind bei den Jugendlichen dagegen die sozialen Netzwerke
Facebook und Google+. Lediglich 17 Prozent der Befragten haben hier
ein Konto.
Die meisten Social-Media-Dienste erzielen ihre Einnahmen durch
Werbung, indem sie ihr Wissen über die Anwender auf der Basis
persönlicher Daten nutzen, um möglichst relevante Werbeanzeigen
auszuspielen. "Bei vielen sozialen Netzwerken steigt der
wirtschaftliche Nutzen mit der Menge der Daten", erklärt
IW-Digitalisierungsexpertin Barbara Engels - und das sähen viele
Jugendliche durchaus kritisch.
Das ausgeprägte Bewusstsein der Jugendlichen für Datenschutz führt
der Studie zufolge bei den meisten jedoch nicht dazu, dass sie bereit
wären, für mehr Schutz auch zu zahlen. Gut die Hälfte der befragten
Schüler gibt an, kein Geld dafür ausgeben zu wollen. 16 Prozent
würden höchstens fünf Euro pro Monat zahlen, nur 3 Prozent mehr als
30 Euro.
Trotz der Bedenken in Sachen Datenschutz würden die
Jugendlichen nicht auf die Online-Dienste verzichten wollen. Dies
könne man unter anderem mit sogenannten Netzwerk-Effekten erklären,
sagte Engels: Je mehr Menschen im direkten Umfeld einen Dienst
nutzten, desto wahrscheinlicher sei die eigene Nutzung - unabhängig
von den Bedenken.