International
25.11.2021, 11:5225.11.2021, 14:53
"Die Kirche hat während der Teilung im 19. Jahrhundert bis 1918 eine große Rolle gespielt. Sie war Klammer für die Nation über die drei Teilungsgebiete hinweg. Das zaristische Russland war orthodox, die Preußen waren bekanntlich protestantisch und die Habsburger haben vielleicht nicht so eine dominante Rolle gespielt wie die beiden anderen Teilungen. Da hatten die Polen Teilautonomie in Galizien.
Die katholische Kirche war wichtig für den Widerstand während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg und sie waren eine Plattform auch für Opposition.
Nach 1940 in der Volksrepublik Polen, nach 1989 hat sie verschiedentlich versucht, eine politische Rolle zu spielen. Man würde erwarten, in einem Land mit über 90 Prozent Katholiken, dass es so eine Art polnische CDU gibt, die hat es nicht gegeben.
Und ich glaube auch nicht, dass Recht und Gerechtigkeit (Deutsche Übersetzung für die Regierungspartei PiS, Anm. d.Red.) diese Rolle ausfüllen kann.
Wir haben verschiedene Traditionen in der polnischen, katholischen Kirche: Einmal so eine Art Volkskirche, die sehr nah am Volk ist, die Traditionen pflegt, die vielleicht nicht sehr intellektuell daherkommt. Und wir haben auch den intellektuellen Flügel, der schwächer geworden ist, weil wichtige Kardinäle auch irgendwann auch verstorben sind. ... Heute ist die Amtskirche zu nah an der Partei Recht und Gerechtigkeit dran."
Als Alterspräsident nutzt der Linken-Politiker die erste Sitzung für eine Grundsatzrede – über Krieg, Frieden, Ostdeutschland und die AfD.
Es ist ein festlicher Anlass – die erste Sitzung des neu gewählten Bundestags. Und Gregor Gysi wäre nicht Gregor Gysi, wenn er diesen Moment nicht nutzen würde, um Tacheles zu reden. Als Alterspräsident durfte der 77-Jährige das neue Parlament am Dienstag mit einer Rede eröffnen – und machte direkt klar: Es gibt viel zu besprechen.