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International
Eigentlich wollte Großbritannien schon in weniger als zwei Wochen aus der Europäischen Union austreten. Doch es gibt immer neue Hürden.
Nach dem Brexit-Wirrwarr im britischen
Parlament wächst die Angst vor einem großen Rückschlag beim geplanten
EU-Austritt. Der Abgeordnete der regierenden Konservativen Partei und
Anwalt Robert Buckland sprach in London von einer "konstitutionellen
Krise", in der sein Land jetzt stecke. Sein Parteikollege James Gray
sagte, er sei "total wütend" auf Parlamentspräsident John Bercow.
Bercow hatte der Regierung am Montag einen Strich durch die Rechnung
gemacht. In einer Stellungnahme wies er darauf hin, dass das
Unterhaus kein weiteres Mal über den denselben Brexit-Deal abstimmen
darf. Ohne Änderungen an dem Abkommen verstoße dies gegen eine 415
Jahre alte Regel: Demnach darf dieselbe Vorlage nicht beliebig oft
innerhalb einer Legislaturperiode zur Abstimmung gestellt werden.
Premierministerin Theresa May war mit ihrem Brexit-Abkommen bereits
zwei Mal im Parlament krachend durchgefallen. Bis kommenden Mittwoch,
einen Tag vor dem Beginn des EU-Gipfels, sollten die Abgeordneten ein
drittes Mal über den zwischen May und Brüssel ausgehandelten Vertrag
abstimmen.
Dies ist nun zeitlich nicht mehr zu schaffen.
Die jüngsten Entwicklungen werden die für Brexit-Fragen zuständigen
Minister der 27 verbleibenden EU-Staaten an diesem Dienstag bei einem
Treffen in Brüssel diskutieren. Ein Entscheidung darüber, wie man
sich zu den chaotischen Zuständen in London positioniert, wird
allerdings erst vom Gipfel der Staats- und Regierungschefs am
Donnerstag erwartet.
Ursprünglich wollte Großbritannien schon in weniger als zwei Wochen – am 29. März – aus der Staatengemeinschaft austreten. Der Termin ist
nicht mehr zu halten. Es wird aber weiter mit einem Antrag bei der
Europäischen Union auf Verschiebung des Austrittsdatums gerechnet.
Bercow hatte die Regierung vorab nicht über seine Stellungnahme informiert.
Die Hinweise müssten nun "angemessen berücksichtigt"
werden, sagte ein Regierungssprecher am Abend. Der exzentrische
Parlamentspräsident hatte bereits mehrfach Entscheidungen gefällt,
die etlichen Brexit-Hardlinern nicht gefielen. Kritiker werfen ihm
vor, in seinem Amt zu EU-freundlich zu agieren.
Die meisten EU-Staaten hatten in der Vergangenheit bereits deutlich
gemacht, dass sie bereit wären, eine Verschiebung des Austrittsdatums
zu akzeptieren. Allerdings müsste die britische Regierung dafür aber
wohl einen klaren Plan vorlegen, wie es weitergehen soll.
Das forderte ebenfalls der Spitzenkandidat der Europäischen
Volkspartei (EVP), Manfred Weber - auch mit Blick auf die Europawahl
Ende Mai. "Die Brexit-Verhandlungen entwickeln sich zu einer Tragödie
vor allem für Großbritannien in der Innenpolitik, aber auch für die
Europäische Union", sagte Weber am Montagabend bei einer
Veranstaltung der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft in München.
Er warnte London eindringlich: "Der Geduldsfaden ist am Reißen."
(hd/dpa)
Für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) muss letzte Woche im Bundestag wohl eine große Enttäuschung gewesen sein. Er hatte sich auf eine Debatte mit seinem Erzfeind und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eingestellt. Dieser fehlte aber spontan aufgrund eines Defekts an einem Regierungsflugzeug und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) musste für ihn einspringen.