Israel will den Bodeneinsatz in der kommenden Nacht ausweiten.Bild: AP / Ohad Zwigenberg
International
Krieg in Israel und dem Gazastreifen. Am 7. Oktober griff die in Gaza regierende Terrorgruppe Hamas Israel überraschend an. Seitdem stehen Raketenangriffe durch beide Seiten an der Tagesordnung. Zudem bereitet sich Israel auf eine Bodenoffensive gegen die von der Hamas kontrollierten Gebiete vor. Allerdings beeinflussen die von den Terroristen entführten Geiseln immer mehr den Kriegsverlauf.
Im Israel-Update hält euch watson auf dem Laufenden und verrät euch, was ihr wissen müsst, um über den Krieg in Nahost informiert zu sein.
Israel-Krieg: Opfer in Zahlen
Seit Beginn des Krieges sind offiziellen Angaben zufolge in Israel mehr als 1400 Menschen getötet und 229 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden, unter ihnen auch mehrere mit deutscher Staatsbürgerschaft.
Im Gazastreifen ist die Anzahl der Toten durch israelische Angriffe nach Angaben der Hamas auf mindestens 7300 Menschen gestiegen. Mehr als 19.000 Personen seien verletzt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen (Stand: 27. Oktober, 15 Uhr).
Israel will Bodeneinsatz Freitagnacht ausweiten
Israels Armee hat angekündigt, ihre Bodeneinsätze im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas auszuweiten. Das teilte Militärsprecher Daniel Hagari am Freitagabend auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. In den letzten Stunden habe das Militär seine Angriffe im Gazastreifen bereits verstärkt. Es würden vermehrt unterirdische Ziele und terroristische Infrastruktur angegriffen, erklärte er weiter.
Es blieb zunächst unklar, ob die Ankündigung den Beginn der weithin erwarteten Bodenoffensive des israelischen Militärs darstellte. Das israelische Militär hatte zuvor bereits vereinzelte, zeitlich eng begrenzte Vorstöße am Boden gemacht.
Israelisches Militär nahe der Grenze zum Gazastreifen.Bild: AP / Ohad Zwigenberg
Zahl der Hamas-Geiseln laut Israel höher als zunächst erwartet
Die Hamas hält im Gazastreifen wohl doch mehr Geiseln fest als bisher von Israel angenommen. Die Armee teilte mit, man habe bis Freitag die Familien von 229 Geiseln informiert. Das sind fünf mehr als noch am Vortag. Es wird erwartet, dass die Zahl weiter steigt. Es gebe noch rund 100 Vermisste, deren Schicksal ungeklärt ist.
Die jüngste Geisel ist laut dem Armeesprecher neun Jahre alt, die älteste 85. Auch ausländische Bürger:innen, unter anderem aus Deutschland, sind unter den Hamas-Gefangenen.
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EU-Erklärung zum Krieg in Nahost steht
Die Länder der Europäischen Union haben sich nach zähem Ringen auf eine gemeinsame Erklärung zum Nahost-Krieg geeinigt. Sie riefen darin zu "Pausen" in den Kämpfen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas auf. Außerdem forderten und forderten "Korridore" für Hilfslieferungen an Zivilist:innen.
Strittig war lange die genaue Formulierung, mit der die EU Unterbrechungen der Kämpfe zur humanitären Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen fordern kann. Deutschland und Länder wie Österreich hatten sich gegen Forderungen nach einer "Waffenruhe" oder einem "Waffenstillstand" gestellt. Stattdessen unterstrichen sie Israels Recht auf Selbstverteidigung. Die 27 Staats- und Regierungschefs betonen nun zudem "Israels Recht auf Selbstverteidigung im Einklang mit dem Völkerrecht und dem humanitären Völkerrecht". Der Hamas werfen sie vor, Zivilist:innen als "menschliche Schilde" zu nutzen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: Die Staatengemeinschaft hat lange um eine gemeinsame Formulierung zum Nahost-Krieg gerungen.Bild: AP / Virginia Mayo
Israel reagierte auf die Forderung EU-Staaten indes mit Zurückweisung. "Israel lehnt einen humanitären Waffenstillstand derzeit ab", sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums am Freitag im Anschluss an die Gipfelerklärung der EU. Dazu zähle "jegliche Art von geforderten Feuerpausen". Man werde humanitäre Hilfe jedoch ermöglichen, "solange sie nicht in den Händen von Terroristen der Hamas landet".
Laut Hamas: Geschätzt 50 Geiseln bei Angriffen Israels getötet
Laut der Terrororganisation Hamas, sollen seit Kriegsbeginn "schätzungsweise" 50 Geiseln bei israelischen Luftangriffen getötet worden sein. Das teilten die Al-Kassam-Brigaden am Donnerstag mit. Die Angaben waren unabhängig nicht zu überprüfen. Vom israelischen Militär gab es zunächst keine Bestätigung.
Zuletzt hatte die Terrororganisation, behauptet, dass bislang 22 Entführte durch israelische Luftschläge getötet worden sein sollen. Die Hamas hält im Gazastreifen nach israelischen Angaben mehr als 220 Menschen fest, darunter Babys, Frauen und ältere Menschen.
Mehr als 220 Menschen halten die Hamas nach israelischen Angaben fest.Bild: dpa / Ilia Yefimovich
Vertreter von Hamas und Iran zu Gesprächen in Moskau
Vertreter von Hamas und Iran haben sich zu diplomatischen Gesprächen in Moskau eingefunden. Das teilte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums mit, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.
Außerdem erklärte die Sprecherin, dass der stellvertretende iranische Außenminister Ali Baghiri Kani derzeit ebenfalls in Moskau weilt und Gespräche mit dem stellvertretenden russischen Außenminister Mikhail Galuzin geführt hat. Baghiri Kani ist der iranische Chefunterhändler für Atomfragen.
Russlands Präsident Wladimir Putin: Vertreter der radikalislamischen Hamas sollen sich in Moskau zu Gesprächen eingefunden haben. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Gavriil Grigorov
Israel greift im Gazastreifen mit Panzern an
Ist das womöglich der Beginn der angekündigten Bodenoffensive? Israels Armee hat eigenen Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag einen "gezielten Angriff" mit Panzern im nördlichen Gazastreifen durchgeführt. Dieser sei Teil der "Vorbereitungen für die nächsten Kampfphasen". Die Soldaten sollen sich anschließend wieder zurückgezogen haben.
Während des nächtlichen Angriffs machten die Truppen demnach "zahlreiche Terroristen" und "Terror-Infrastruktur" ausfindig und griffen diese an. Sie hätten außerdem "operiert, um das Schlachtfeld vorzubereiten". Laut einem Militärsprecher war es nicht das erste Mal, dass Israel seit dem 7. Oktober Panzer für begrenzte Einsätze im Gazastreifen eingesetzt hat.
Erdogan bezeichnet Hamas als Freiheitskämpfer
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Hamas als Freiheitskämpfer bezeichnet. "Hamas ist keine Terrororganisation, sondern eine Befreiungs- und Mudschaheddin-Gruppe, die für den Schutz ihres Landes und ihrer Bürger kämpft", sagte Erdogan am Mittwoch vor Anhänger:innen seiner islamisch-konservativen Partei AKP in Ankara. Mit Mudschaheddin sind in der Regel Kämpfer islamistischer Gruppen gemeint.
Recep Tayyip Erdogan (Mitte) mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (l) und Hamas-Führer Ismail Haniyeh im Juli in Ankara.Bild: IMAGO images/Xinhua
Man habe kein Problem mit dem Staat Israel, verurteile aber die "Gräueltaten" Israels im Gazastreifen, sagte Erdogan weiter. Die Türkei verzeihe keine Aktionen, die auf Zivilisten abzielten "einschließlich israelischer Zivilisten". Erdogan rief zu einem Waffenstillstand auf.
Hamas wollte wohl erneut Terroristen nach Israel eindringen lassen
Die Hamas hat nach Angaben des israelischen Militärs versucht, vom Gazastreifen aus erneut nach Israel einzudringen. Wie die Armee in der Nacht zum Mittwoch bekannt gab, habe man einen Versuch von Hamas-Terroristen vereitelt, vom Meer aus in den Süden Israels zu gelangen. Sie seien dabei gewesen, einen Tunnel an der Küste der abgeriegelten Enklave zu verlassen. Die Luftwaffe bombardierte daraufhin den Tunnel sowie ein Waffenlager der Terroristen, teilte das israelische Militär mit.
Seestreitkräfte hätten zudem von der Islamistenorganisation losgeschickte Taucher entdeckt und angegriffen, teilte das Militär am Dienstag mit. Ihr Plan sei es gewesen, über das Meer in eine grenznahe israelische Ortschaft zu gelangen.
Hamas Kämpfer am 16. Oktober im Süden Israels: Die Terroristen sollen wieder versucht haben, nach Israel zu gelangen. Bild: Israelische Verteidigungsstreitkräfte
WHO alarmiert: nur noch drei statt 15 Liter Wasser pro Person in Gaza
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt erneut Alarm wegen der Versorgungslage im Gazastreifen. Besonders prekär sei der Wassermangel, sagte Rick Brennan, der WHO-Regionaldirektor für die östliche Mittelmeerregion, am Dienstag. Die WHO schätzt, dass pro Person nur noch drei Liter Wasser pro Tag zur Verfügung stehen – der minimale Bedarf pro Person sei aber 15 Liter, für das Trinken, Kochen und die Körperhygiene, sagte Brennan. Kaum einer habe in den vergangenen Wochen dort eine richtige Dusche oder ein Bad genommen.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen verschärft sich zunehmend.Bild: AP / Fatima Shbair
Mit rund einer Million Vertriebenen sind demnach Toiletten ein Riesenproblem. Durchfallerkrankungen, Haut- und Atemwegsinfektionen seien nur eine Frage der Zeit, sagte Brennan. 180 bis 200 Frauen brächten jeden Tag ein Baby auf die Welt, könnten aber kaum sichere Räume für die Geburt finden oder bei Komplikationen Krankenhäuser erreichen.
Hamas lässt zwei weitere Geiseln frei – Angehörige offenbart Misshandlungen
Die Hamas-Terroristen haben am Montagabend zwei weitere Geiseln freigelassen. Es handelt sich dabei um zwei Frauen im Alter von 79 und 85 Jahren. Der Zustand der beiden sei stabil, sie wurden nach israelischen Angaben nach der Freilassung in ein Krankenhaus gebracht.
Die 85-Jährige offenbarte am Dienstagmittag bei einer Pressekonferenz in London, wie sie von den Terroristen misshandelt wurde. "Ich bin durch die Hölle gegangen", sagte sie. Die Tochter ergänzte laut "BBC", dass ihre Mutter mit Stöcken geschlagen worden sei und gezwungen wurde, kilometerweit auf nassem Boden zu laufen.
Unter anderem Katar und Ägypten sollen die Freilassung der Frauen aus der Hamas-Gefangenschaft verhandelt haben.Bild: Al-Qassam-Brigaden via AP
Die beiden Ehemänner der Frauen befinden sich laut Medienberichten weiterhin in der Gewalt der Hamas. Insgesamt haben die Terroristen nach israelischen Angaben rund 220 Menschen in ihre Lager im Gazastreifen verschleppt.
Israel veröffentlicht Videos von Massakern der Hamas
Die Brutalität der Massaker, die die terroristische Hamas bei ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober anrichtete, übersteigen alles Vorstellbare. Am Montag hat Israel Videomaterial von einigen der Gräueltaten der Hamas veröffentlicht. Videos zeigen etwa Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas am 7. Oktober. Sie schießen auf ein israelisches Fahrzeug, töten die Menschen darin.
Die Szenen sind ein Zusammenschnitt der Dashcam am Auto und den Bodycams der Angreifenden. Die Terroristen tragen Uniformen im Stil von israelischen Soldaten. Ein Mann ist bewaffnet mit einer Panzerfaust.
Bodentruppen suchen Geiseln in Gazastreifen – Soldat stirbt
Vereinzelte israelische Bodentruppen suchen Geiseln in Gaza: Die israelische Armee versucht, im Grenzgebiet an Informationen über vermisste Personen und Gefangene zu gelangen, die von der Hamas festgehalten werden. Bei der gefährlichen Mission wurde angeblich ein Soldat der IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) getötet, drei weitere wurden verletzt. Ziel war es nicht nur, Hamas-Geiseln in der Gegend von Khan Younis ausfindig zu machen, sondern auch die "terroristische Infrastruktur" zu zerstören, hieß es vonseiten des Militärs.
Israelische Soldaten versammeln sich nahe der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels.Bild: AP / Tsafrir Abayov
Israel wartet mit vollem Einmarsch in Gazastreifen – wohl wegen Geiseln
Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober war brutal, barbarisch, kaum in Worte zu fassen. Unmenschliche Vergewaltigungen, mörderische Streifzüge zur Kibbuzen, Entführungen. Die Reaktion Israels: heftige Luftangriffe auf den Gazastreifen. Zudem hat die Regierung eine Bodenoffensive angekündigt. Zwar sind einzelne Truppen unterwegs, um Geiseln zu suchen. Die große Bodenoffensive aber blieb bisher aus, obwohl bereits zwei Wochen vergangen sind. Warum, stellt sich da die Frage. Laut CNN könnten die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln damit zu tun haben. Die Familien der Geiseln baten die Behörden, die Freiheit ihrer Angehörigen vor der bevorstehenden Bodeninvasion zu sichern.
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Aber nicht nur. Auch Hilfsgüter für die zivile Bevölkerung im Gazastreifen soll eine Rolle spielen, wie zwei anonyme Quellen dem Medium berichtet haben sollen. Zudem sagte US-Präsident Joe Biden, dass er mit den Israelis spreche, um auf den Konflikt einzuwirken.