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Humanitäre Hilfe in Gaza nicht möglich – "es braucht eine Gefechtspause"

Palestinian search the rubble of destroyed buildings following an Israeli strike Palestinian search the rubble of destroyed buildings following an Israeli strike, as battles between Israel and the Ham ...
Viele Palästinenser:innen haben durch den Krieg, der durch die Terrororganisation Hamas ausgelöst wurde, alles verloren.Bild: imago images / APAimages/ Ahmed Tawfeq
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"Es braucht eine Gefechtspause, um humanitäre Hilfe in Gaza leisten zu können"

Israel fordert die Menschen in Gaza auf, in den Süden des Landes zu fliehen. Dieter Wüthrich vom Schweizer Hilfswerk Heks spricht von einer "kaum umsetzbaren" Anordnung. Die Menschen können sich nicht selbst evakuieren.
13.10.2023, 20:3117.10.2023, 14:28
Chantal Stäubli / watson.ch
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Die Menschen in Gaza leben mit knappen Lebensmittelvorräten im Bombenhagel. Verlassen können sie die Region nicht: Der einzige Grenzübergang nach Ägypten, der nicht von Israel kontrolliert wird, ist geschlossen worden.

Israels Militär hat nun zur Massenevakuierung im nördlichen Gazastreifen aufgerufen: "Das Militär ruft alle Zivilisten von Gaza auf, ihre Häuser binnen 24 Stunden zu ihrer eigenen Sicherheit nach Süden zu verlassen."

Mediensprecher Dieter Wüthrich des Schweizer Hilfswerks Heks spricht von einer "kaum umsetzbaren" Anordnung. "Es herrscht ein Dauerbombardement. Die Menschen können sich kaum frei fortbewegen in dieser lebensgefährlichen Situation."

Hinzu kommt, dass die Straßen im ganzen Gazastreifen durch die Luftangriffe zerstört worden und mit Trümmern übersät sind. "Die Menschen können nicht einfach in ein Auto steigen und in Richtung Süden fahren." Unterkünfte würde es im Süden auch keine geben. Zudem sind viele Menschen bereits in den letzten Tagen innerhalb des Gazastreifens von einem Standort zum anderen geflüchtet, um sich in Sicherheit zu bringen.

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Feuer und Rauch steigen nach einem israelischen Luftangriff in Gaza-City auf, 8. Oktober 2023.Bild: AP / Hatem Moussa
Israel Pounds Gaza A view of the Al-Garbi Mosque in ruins, struck by an Israeli airstrike in western Gaza City, Gaza Strip, on October 9, 2023. This marks the destruction of six mosques in Gaza due to ...
Die zerstörte Al-Garbi-Moschee im Westen von Gaza-City, 09. Oktober 2023.Bild: imago images / ABACAPRESS/ Middle East Images

In Gaza leben rund 2,3 Millionen Menschen in einem Gebiet, das etwa so groß ist wie Leipzig. "Stellen Sie sich vor, dort müssten in kürzester Zeit Hunderttausende Einwohnerinnen und Einwohner evakuiert werden. Das ist kaum durchführbar."

Ägypten hatte den einzigen Grenzübergang in Rafah am Südrand des Gazastreifens nach Luftangriffen am Montag für unbestimmte Zeit geschlossen. Ägypten hat zwar angeboten, Treibstoff nach Gaza passieren zu lassen, aber Israel hat dies abgelehnt. "Und selbst wenn Ägypten seine Grenzen öffnen würde, bleibt die Evakuierung so vieler Menschen eine kaum lösbare Aufgabe", sagt Wüthrich.

Die Versorgung mit Strom, Treibstoff, Wasser und Nahrung wurde gekappt, nachdem Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu "totale Abschottung" des Gazastreifens anordnete. Humanitäre Hilfe könne derzeit keine geleistet werden. Der Gazastreifen ist völlig abgeriegelt. "Es gibt keinen Zugang für Hilfslieferungen", sagt Wüthrich. Die Vorräte von früheren Hilfsgütern dürften bald ausgehen. Die Krankenhäuser stehen kurz vor dem Kollaps.

October 7, 2023, Gaza City, The Gaza Strip, Palestine: An aerial view shows people inspecting the destroyed Al-Aklouk Tower following Israeli air strikes, in Gaza City, 08 October 2023. The air strike ...
Eine Luftaufnahme zeigt Menschen, die den zerstörten Al-Aklouk-Turm nach israelischen Luftangriffen in Gaza-Stadt inspizieren, 08. Oktober 2023.Bild: imago images / ZUMA Wire/ Mahmoud Ajjour

"Es braucht ein Waffenstillstand oder es müsste zumindest eine Gefechtspause eingelegt werden, damit man überhaupt humanitäre Hilfe leisten kann", schätzt Wüthrich. So könnte man die Grenzen öffnen und die Menschen mit Hilfsgütern versorgen. "Man darf nicht vergessen, dass der Konflikt, der zu dieser katastrophalen Lage geführt hat, nicht erst in den letzten Tagen begonnen hat", betont Wüthrich. Schlussendlich seien die Leidtragenden die Zivilistinnen und Zivilisten auf beiden Seiten – einmal mehr.

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