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Israel befindet sich im Krieg. Am 7. Oktober griff die in Gaza regierende Hamas das Land überraschend an. Die Lage vor Ort ist unübersichtlich, die Situation komplex.
Im Israel-Update hält euch watson auf dem Laufenden und verrät euch, was ihr wissen müsst, um über den Krieg in Nahost informiert zu sein.
In Israel werden am Montagmorgen Ortschaften an der Grenze zum Libanon evakuiert. In einer Mitteilung sprechen Armee und Verteidigungsministerium von einer "Umsetzung eines Evakuierungsplans" für die Bewohner im Norden Israels. Evakuiert wird vor allem ein circa zwei Kilometer breiter Streifen. Seit dem Hamas-Angriff hat sich die Lage auch an der israelisch-libanesischen Grenze verschärft.
Die Taten und die Politik der islamistischen Hamas repräsentieren nicht das palästinensische Volk, das soll Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in einem Telefonat mit Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro laut der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa gesagt haben. Er lehne die Tötung von Zivilisten auf beiden Seiten ab und fordert alle Beteiligten dazu auf, Gefangene freizulassen.
Abbas, der die Autonomiebehörde im Westjordanland leitet, sprach sich demnach auch für einen friedlichen Widerstand aus, um die Besatzung Israels zu beenden. Die "israelische Aggression" gegen das palästinensische Volk müsse gestoppt werden, betonte er zugleich.
Mit Beiträgen in seiner Instagram-Story hat Bayerns Abwehrspieler Noussair Mazraoui im Rahmen des Nahost-Konflikts in Deutschland für Aufsehen gesorgt. Darin teilte der Marokkaner ein Video, das mit einem Vers aus dem Koran untertitelt wurde: "Und denke nicht, Allah sei dem gegenüber achtlos, was diejenigen tun, die Unrecht begehen". Nachfolgend teilte der Fußballspieler Beiträge anderer marokkanischer Nationalspieler, die sich offensichtlich mit den palästinensischen Gebieten solidarisieren.
Im Zusammenhang werden die Beiträge von vielen als Wiedergabe einer Propaganda gelesen, die von der Terrororganisation Hamas verbreitet wird. Hierbei werden die israelischen Angriffe im Gazastreifen als gezielte und unrechte Tötung von Zivilist:innen betrachtet. Ein offizielles Statement dazu liegt weder vom FC Bayern noch von Mazraoui selbst vor.
In Israel hat am Sonntag erstmals das vom israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu einberufene Kriegskabinett getagt. Der Premier begrüßte den ehemaligen Oppositionsabgeordneten Benny Gantz, der vergangene Woche zusammen mit mehreren Mitgliedern seiner Partei der Regierung beigetreten war. Man arbeite gemeinsam "rund um die Uhr und an einer Einheitsfront". Diese Demonstration der Einheit sende "eine klare Botschaft an die Nation, den Feind und die Welt". Zu Beginn des Treffens im Militärhauptquartier in Tel Aviv hielten die Kabinettsmitglieder eine Schweigeminute zum Gedenken an die 1300 Todesopfer der Angriffe der Hamas ab.
Mittlerweile sind zwei Bundeswehrmaschinen mit ausgeflogenen Passagier:innen aus Israel wieder in Deutschland gelandet. Der erste Militärtransporter vom Typ A400M erreichte am frühen Sonntagmorgen den Militärflugplatz im niedersächsischen Wunstorf. An Bord waren nach Bundeswehr-Angaben 51 Menschen, die sich in Israel aufgehalten hatten. Gegen 7 Uhr landete in Wunstorf ein zweites Flugzeug mit 29 Passagier:innen aus Israel. Laut Angaben der Bundeswehr ist gegen 5 Uhr eine dritte Maschine gestartet, mit der Ausreisewillige nach Deutschland zurückkehren können.
In den vergangenen Tagen wurden laut Auswärtigem Amt bereits etwa 2800 Deutsche vom Ministerium bei der Ausreise unterstützt. Weil die Lufthansa ihre Sonderflüge aus Israel wegen verstärkter Sicherheitsbedenken am Samstag ausgesetzt hatte, entschied sich das Auswärtige Amt schließlich für den Einsatz von Bundeswehrmaschinen.
Einem Bericht der "New York Times" zufolge hat das israelische Militär den geplanten Einmarsch in den Gazastreifen zunächst um einige Tage verschoben. Wegen des bewölkten Himmels und der damit verbundenen erschwerten Sicht für Pilot:innen musste die Offensive demnach vertagt werden. Die Zeitung beruft sich auf Aussagen dreier ranghoher Offiziere aus Israel. Ziel der geplanten Offensive ist laut Militär, die Führungsebene der Terrororganisation Hamas auszulöschen.
Als Reaktion auf Luftangriffe aus dem Libanon hat die israelische Armee nach eigenen Angaben Vergeltungsschläge in Richtung des Nachbarlandes verübt. Der Grenzort Schtula im Norden Israels sowie eine Militärstellung an der libanesischen Grenze seien mit "Panzerabwehrraketen" beschossen worden, teilte das israelische Militär am Sonntag mit. "Als Reaktion darauf schlägt die Armee gerade auf libanesischem Gebiet zu". Beim dem Angriff auf Schtula seien demnach ein Zivilist getötet und weitere Menschen verletzt worden. Das israelische Militär sperrte einen Bereich von vier Kilometern ab der Grenze zum Libanon für Zivilist:innen. Die Lage im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon ist seit dem Hamas-Großangriff auf Israel vor einer Woche extrem angespannt.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben während der vergangenen 48 Stunden mehrfach Kommandozentralen der Hamas bombardiert. Demnach wurden dabei mittlerweile drei hochrangige Kommandeure der radikalislamischen Terrorgruppe getötet. Neben dem Chef der "Luftaktivitäten" der Hamas, Murad Abu Murad, soll auch der Kommandeur Ali Kadi getötet worden sein. Am Samstagabend soll zudem Billal Al Kedra, Befehlshaber der terroristischen Einheiten im südlichen Chan Yunis, zusammen mit weiteren Mitgliedern der Hamas getötet worden sein. Bisher wurden die Todesfälle durch die Terrororganisation Hamas allerdings nicht bestätigt.
Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel stauen sich offenbar Hilfslieferungen für den Gazastreifen, die bislang nicht in das von Israel abgeriegelte Palästinensergebiet gebracht werden dürfen. Wie mehrere Augenzeug:innen berichten, ist der Grenzübergang zwischen Rafah im Süden des Gazastreifens und Ägypten weiterhin geschlossen. Ägypten hatte vergangene Woche Betonblockaden an der Grenze aufstellt, nachdem die israelische Luftwaffe den Grenzübergang Rafah mehrfach bombardiert hatte. Eine baldige Öffnung des Grenzübergangs wird derzeit entsprechend als unwahrscheinlich eingeschätzt.
Die Zahl der bei israelischen Angriffen im Gazastreifen getöteten Palästinenser:innen ist auf 2329 gestiegen. Wie das zuständige Gesundheitsministerium am Sonntag mitteilte, gebe es zudem mehr als 9000 Verletzte. Auf israelischer Seite kamen bisher mehr als 1300 Menschen ums Leben. (Stand: 15. Oktober, 08 Uhr)
Nach Angaben der Hamas sollen bei israelischen Luftangriffen in den letzten 48 Stunden auch neun Geiseln getötet worden sein, darunter auch vier ausländische Staatsangehörige sein. Die Angaben der sogenannten Al-Kassam-Brigaden der Hamas ließen sich unabhängig nicht überprüfen. Vom israelischen Militär gab es zunächst keine Bestätigung. Bereits am Freitag hatte die Hamas über 13 getötete Entführte durch israelische Luftschläge berichtet.
Seit den ersten Angriffen der Hamas auf Israel sind nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) bereits mindestens elf Journalist:innen getötet worden. Mindestens zwei weitere Journalist:innen wurden zudem verletzt und zwei gelten als vermisst, wie die in New York ansässige Organisation am Freitag mitteilte. Unter den Opfern sind demnach neun Palästinenser:innen, ein Israeli und der im Libanon ansässige Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters, Issam Abdallah. Er wurde am Freitag an der Grenze zu Israel durch Beschuss getötet.
Medienberichten zufolge flüchten auch am Sonntag Dutzende Palästinenser:innen vor einer erwarteten Bodenoffensive in den Süden des Gazastreifens. Die israelische Armee hatte bereits in den vergangenen zwei Tagen rund 1,1 Millionen Zivilist:innen im Norden des Gazastreifens dazu aufgefordert, das Gebiet zu verlassen. Sie begründete ihren Aufruf mit geplanten Militäreinsätzen in den kommenden Tagen. Für Sonntag wurde den Einwohner:innen erneut ein Zeitraum ohne Angriffe zugesichert. Wie ein Sprecher der Armee auf X mitteilte, könnten die Zivilist:innen aus Beit Hanun zwischen 10 und 13 Uhr Ortszeit "ohne Schaden" auf einer eingezeichneten Fluchtroute nach Chan Junis im Süden des Gazastreifens gehen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuletzt erneut gewarnt, dass die seit einer Woche andauernden Angriffe "erst der Anfang" seien.
Die Anordnung aus Israel wurde international indes scharf kritisiert. Die UN-Sonderberichterstatterin für Binnenvertriebene, Paula Gaviria Betancur, erklärte am Freitag, sie sei "entsetzt" und bezeichnete die Aufforderung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. "Es ist unvorstellbar, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens ein aktives Kriegsgebiet durchqueren könnte, ohne dass dies verheerende humanitäre Folgen hätte – vor allem, wenn ihnen lebenswichtigen Güter und Dienstleistungen fehlen", sagte Betancur. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte am Samstag, der Evakuierungsplan sei "absolut unmöglich umzusetzen".
Was Rotem Mathias bei dem Großangriff der Hamas auf Israel erlebt hat, wird der 16-Jährige wohl niemals vergessen. Wie aus einem Horrorfilm klingen die Erlebnisse des Jugendlichen. Er lebte mit seiner Familie in einem Kibbuz nahe der Gaza-Grenze, als die Terroristen der Hamas ihren brutalen Angriff starteten. Seine Eltern und er hatten keine Chance zur Flucht, versteckten sich in einem kleinen Raum, hörten Schüsse und Explosionen, wie er dem Sender ABC News erzählte.
Die Terroristen hätten dann die Tür aufgeschossen. "Sie warfen eine Granate oder etwas anderes, das explodierte", fuhr er fort. "Das Letzte, was mein Vater sagte, war, dass er seinen Arm verloren hat, und dann starb meine Mutter über mir." Eine Kugel hatte sie durchbohrt, anschließend auch Rotem getroffen. Er blieb verletzt und so leise wie möglich liegen, um wie tot zu wirken.
Erst nach einer halben Stunde konnte er in ein anderes Zimmer flüchten. Der Teenager verharrte regungslos unter einem blutverschmierten Tuch, als Hamas-Terroristen später zurückkehrten, um nach Überlebenden zu suchen. Es gelang ihm, kurze Textnachrichten an Familienangehörige zu senden, unter anderem schrieb er: "Parent's dead. Sorry", also "Eltern tot, sorry."
Er habe seine Atmung so weit wie möglich heruntergefahren, sagte Rotem. Und:
Familienangehörige versuchten, ihm via Handy Mut zu machen. "Ein paar Mal wollte er aufgeben, er wusste nicht, ob er überleben wird", berichtet Rotems Onkel Eran Shani gegenüber dem Sender.
Die Militanten setzten dann Mathias' Haus und andere Häuser im Kibbuz in Brand und zwangen ihn so, den Ort zu verlassen. "Um sicherzugehen, dass, falls es Überlebende gab, diese herauskommen und sie ermorden konnten", sagt er. Schließlich wurde er von israelischen Streitkräften gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Nach zehn Stunden des Martyriums.
(Mit Material der dpa und afp)