Das Werk des Erzbischofs, das unter anderem Küssen und Orgasmen thematisiert, sorgt für heftige Kontroversen.Bild: AP / dpa / Andrew Medichini
International
In einer Ära, in der die Diskussionen über Sexualität und deren Stellung in der Kirche zunehmend an Bedeutung gewinnen, rückt der argentinische Erzbischof Victor Manuel Fernández ins Rampenlicht. Auch bekannt als ehemaliger Ghostwriter von Papst Franziskus, steht Fernández aktuell im Zentrum eines Sturms der Kritik. Allerdings wegen seines Buches aus dem Jahr 1998 mit dem Titel "La Pasión Mística. Espiritualidad y sensualidad".
In diesem Werk schreibt der Geistliche nicht nur über die mystische Leidenschaft, sondern wagt es auch, einen Verbindungspunkt zwischen Sexualität und Spiritualität zu ziehen. Das Werk, das unter anderem Küssen und Orgasmen thematisiert, löst heftige Kontroversen aus.
30. September 2023: Kardinal Víctor Manuel Fernández erhält seine Biretta von Papst Franziskus.Bild: AP / Riccardo De Luca
Das Buch stand nicht auf der Liste der Schriften Fernández', die der Vatikan bei dessen Ernennung zum Chef der mächtigen Kongregation für die Glaubenslehre veröffentlichte.
Das schmale Werk enthält anschauliche Beschreibungen männlicher und weiblicher Anatomie. Außerdem Passagen zu sexuellem Verlangen, Pornografie, sexueller Befriedigung und Dominanz. Frauen seien oft unersättlich, heißt es darin. Insbesondere konservative Stimmen erheben ihre Stimmen gegen das Werk.
Wegen Erotik-Literatur: Papst-Franziskus-Ghostwriter in der Kritik
Kritiker:innen, allen voran das konservative Blog "Messa in Latino", erheben schwere Vorwürfe gegen Erzbischof Fernández. Sie behaupten, dass sein Buch eine "Pornokratie" fördere, indem es einen Zusammenhang zwischen Orgasmen und Spiritualität herstelle. Das Portal katholisch.de fasst die Vorwürfe zusammen und betont, dass die mystische Erfahrung laut Fernández auf einen Orgasmus "reduziert" werde.
Neben den Vorwürfen der "Pornokratie" sieht sich Fernández auch aufgrund seiner offenen Haltung gegenüber der LGBT-Community Angriffen ausgesetzt. In einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa" weist er die Vorwürfe aber als "evangelische Taten" zurück. Zudem betont er, dass er sein Buch heute "anders schreiben" würde: Er räumt ein, dass bestimmte Passagen "aus dem Kontext" gerissen Missverständnisse hervorrufen könnten.
Papst-Mitarbeiter erhält massive Drohungen
Erzbischof Fernández berichtet im Gespräch mit der Zeitung von Drohnachrichten, die ihn erreicht hätten, darunter Nachrichten wie "Wir werden dich vernichten". Trotzdem verteidigt er seine Haltung als "evangelisch". Er verweist darauf, dass es für Geistliche wichtig sei, im Sinne von Jesus "den Menschen willkommen zu heißen und ihn zu umarmen", insbesondere in Bezug auf homosexuelle Paare.
Papst Franziskus hegt den Wunsch nach einer für alle Menschen offenen Kirche.Bild: AP / Andrew Medichini
Fernández bestätigt zudem, dass er die Herausgabe kurz nach Erscheinen abgebrochen hatte und einer Neuauflage nie zugestimmt habe.
Die Kritik kommt zu einem Zeitpunkt, kurz nachdem Papst Franziskus im Dezember den Weg für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durch die katholische Kirche freigemacht hatte.
Nach Kritik veröffentlichte die Vatikanbehörde unter der Leitung von Kardinalpräfekt Fernández am Donnerstag eine Pressemitteilung. Darin wird eine "wirkliche Weiterentwicklung über das hinaus betont, was vom Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über die Segnungen gesagt wurde".
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Der Vatikan hatte zuvor eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare abgelehnt, aber Franziskus zeigt den Wunsch nach einer für alle Menschen offenen Kirche. Schon zu Beginn seines Pontifikats im Jahr 2013 betonte er: "Wenn jemand homosexuell ist und guten Willens nach Gott sucht, wer bin ich, darüber zu urteilen?"
Rolf Mützenich ist der Fraktionschef der SPD. In zahlreichen Debatten spricht er für seine Partei im Bundestag. Mützenich ist bekannt für seine Friedenspolitik, gleichzeitig half er aber auch bei der Durchsetzung des Sondervermögens für die Bundeswehr.