Yaaas, honey! Jetzt wird es bunt. 2009 startete "RuPaul's Drag Race", heute ist die TV-Show bereits in der 10. Staffel. Am vergangenen Donnerstag wurde das Staffelfinale in den USA ausgestrahlt.
Irgendwann kommen Elemente einer Subkultur immer in den Mainstream gesickert. Normalerweise dauert das jedoch viele Jahre. Dank der Reality-Show "RuPaul's Drag Race" sind jedoch einige dieser Elemente wesentlich schneller in den amerikanischen (und mittlerweile auch deutschen) Mainstream migriert.
Das Konzept der Sendung ist einfach: Die beste Frau gewinnt.
Unabhängig der Geschlechtsmerkmale, denn "die Frau" ist eine Erfindung der Gesellschaft, die "beste Frau" eine Inszenierung. Eine Erfindung der Kultur. Und mit "beste" ist in diesem Fall oft die schrillste, übertriebenste, dramatischste oder bezauberndste Dame gemeint. Und mit Dame meinen wir selbstverständlich "Dragqueen".
Man muss in den Shows mehrere Challenges absolvieren, etwa Lipsync, Varieté und den Catwalk im selbst kreiierten Outfit beschreiten. Pro Folge muss eine Queen gehen, die Dragqueen, die am Ende gewinnt, bekommt eine Rolle in einem Musical und Geld.
In der Sendung ist zudem immer eine prominenter Gast-Juror anwesend. Show-Gäste waren unter anderem schon Lady Gaga, Pamela Anderson und Christina Aguilera.
Drag Queen Olivia Jones synchronisiert RuPaul übrigens in der deutschen Fassung.
1960 wurde RuPaul Andre Charles in San Diego, Kalifornien geboren. Er studierte Theater, wurde früh zu einer Institutin der New Yorker Clubszene.
Irgendwie wusste RuPaul wohl schon immer, dass die Revolution, für die er einmal verantwortlich sein wird, eine schillernde sein wird. Es heißt, seine Mutter habe ihn nach Geburt in die Arme genommen und vor sich hin gebrummt:
Sie sollte Recht behalten. 1993 landete RuPaul einen MTV-Musik-Hit als Dragqueen.
In einer Zeit, in der Gangsta-Rap und Grunge die Charts dominierten, war ein schwarzer Mann in Drag, untermauert von Disco-Dance-Beats eine eher unerwartete Erfolgsgeschichte.
Auf den Musik-Hit folgte eine eigene Talkshow mit über 100 Episoden. Und auch zwischendurch hatte RuPaul immer wieder Auftritte im Fernsehen und in Filmen.
Mit den Auftritten schaffte es RuPaul, die bisherigen Geschlechter-Vorstellungen der amerikanischen Mittelschicht herauszufordern.
Nachdem die Travestiekunst während des gesamten 20. Jahrhunderts im schwulen Untergrund, an geheimen Orten, in unbekannten Szenetreffs schlummerte, war Drag plötzlich ein fester Teil der kommerziellen Unterhaltungsbranche.
2009 kam dann endlich "RuPaul's Drag Race" und damit viele Elemente der Drag-Kultur in den Mainstream.
Jede Subkultur hat ihre eigenen Codes und Sprachbilder. Und auch die kommen eben früher oder später in den Mainstream.
Was die Drag-Kultur angeht, war der Dokumentarfilm "Paris is Burning" (1990) von Jennie Livingston bahnbrechend. Er zeigte die New Yorker Drag-Szene der Achtzigerjahre. Auf Bällen in Harlem liefen schon damals die Teilnehmer über einen Laufsteg und wurden anhand ihrer "realness", also wie nah sie an das straighte Gegenstück mit ihrer Drag-Darbietung reichten, bewertet.
Auch der Tanzstil "Vogueing" wird dort vorgestellt, der auch noch in den Mainstream Einzug fand.
"Vogueing" wurde daraufhin von Madonna mit ihrem Musikvideo zum Song "Vogue" dem Pop-Mainstream nahegebracht und weltbekannt.
In dem Dokufilm finden sich teils Begriffe wieder, die auch RuPaul in seiner TV-Show verwendet und die heute im Mainstream und der Umgangssprache angekommen sind.
Die meisten dieser Begrifflichkeiten und Sprachbilder lassen sich nur schlecht ins Deutsche übersetzen.
Ist ein Ausspruch, der meist empört (oder bewundernd) daherkommt und stammt von: "to throw shade" (wörtlich übersetzt: Schatten werfen.) Shady sein bedeutet übersetzt, jemanden zu beleidigen, indem man subtil auf seine Makel und Fehler hinweist
Wurde schon von der Queen Beyoncé höchstpersönlich benutzt und bedeutet wörtlich übersetzt so viel wie "erschlagen".
Ist meistens aber ein Ausruf zur Bestätigung einer anderen Person, die genau auf den Punkt und außergewöhnlich den Laufsteg beherrscht.
Übrigens: Kommt gut in Verbindung mit "Yaas!", der Slang-Variante von "Yes" und dem Wort "Queen".
Ein klassisches Beispiel für den Slang. Aus "work" wurde "werk", aus "girl" wurde "gurl" und wörtlich (!) übersetzt bedeutet das: "Bearbeite es, Mädchen!"
Damit kann man natürlich nicht viel anfangen. Im übertragenen Sinne meint "Werk it, gurl" aber, dass man den Laufsteg (oder im Alltag eben auch den Bürgersteig) entlang stolzieren oder sich selbst in einer außergewöhnlichen, stolzen Art präsentieren soll.
Natürlich gibt es noch viele andere Begriffe. Von "Read!" (jemanden schlau kritisieren), über "The tea is hot" (jemand hat heiße News oder neuen Gossip) oder "[ XY ] is giving me LIFE!" (etwas ist aufregend und stimulierend), sind die Terminologien so facettenreich wie präzise.
RuPaul hat mit seiner Show Drag aus dem Untergrund in den amerikanischen Mainstream gebracht. Und damit der heterosexuellen Gesellschaft gezeigt, dass es sexuelle Minderheiten noch immer verdammt hart haben.
In Deutschland kann man die Serie seit 2017 auf Netflix sehen. You better WERK, Germany.
(Mit Material von watson.ch)