Heiko Maas im Interview mit Slomka im "heute journal".Bild: Screenshot / zdf
International
Marietta Slomka hat ihrem Ruf als knallharte Journalistin erneut alle Ehre gemacht. Beim "heute journal" am Dienstag hatte die Fernsehjournalistin und Moderatorin Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zu Gast. Sie befragte ihn zu den aktuellen Geschehnissen in Afghanistan.
Direkt zu Beginn des Interviews konfrontierte sie den Außenminister mit einer Aussage von Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Die "Bilder der Verzweiflung" aus Afghanistan seien "beschämend für den politischen Westen". Daraufhin stellte sie die provokante Frage in Richtung des Ministers: "Schämen Sie sich?"
"Deren Schicksal berührt uns alle"
Außenminister Heiko Maas über die Menschen in Afghanistan
Maas wich der Frage aus und antwortete: "Wenn man die Bilder in Afghanistan sieht, sind die Gefühle, die da selber bei einem ausgelöst werden, alles andere als schön. Ich kenne viele dieser Menschen, war in den letzten drei Jahren oft in Afghanistan gewesen. Deren Schicksal berührt uns alle."
Slomka wies danach auf die Versäumnisse der Vergangenheit hin, in der nicht geholfen wurde und Ortskräfte nicht ausgeflogen wurden. Visaanträge sollen sich verzögert haben. Sie kenne einen Dolmetscher, der es zwar bis nach Kabul geschafft habe, aber jetzt mit seiner Frau und zwei schreienden Kindern durch die Parkanlagen von Kabul irre und Panik habe.
Maas erklärte daraufhin, dass man 2500 Ortskräfte aus Afghanistan ausfliegen wolle. Man habe nicht damit gerechnet, dass die Taliban Kabul so schnell einnehmen würden.
Daran anknüpfend fragte Slomka nach den Warnungen, die die deutsche Botschaft rechtzeitig verschickt habe. Maas reagierte so: "Es ist nichts geschehen, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der deutschen Botschaft sind in Sicherheit, sind in Deutschland. Ein Kernteam ist in Kabul am Flughafen und hilft, Ortskräfte auszufliegen. (...) Es wird hier so getan, als wenn irgendjemand zu Schaden gekommen ist. Das ist nicht der Fall."
Maas: "Offensichtliche Fehleinschätzung, die alle getroffen haben"
Auf die Nachfrage, wie Maas sich erkläre, dass weder der BND noch das Verteidigungsministerium davon wussten, dass es mit der Evakuierung spätestens dann eng würde, wenn die Stadt Kundus an die Taliban fällt, räumte Maas erneut "offensichtliche Fehleinschätzungen" ein, "die alle getroffen haben".
Zum Abschluss des Interviews sprach Slomka erneut von dem ihr bekannten Dolmetscher, der durch die Parkanlagen der afghanischen Hauptstadt irre. Er habe einen Reisepass und sei fünf Wochen im Safe House gewesen und es gäbe keine Möglichkeit für ihn, ein Visum zu beantragen, obwohl er berechtigt dazu sei. Erneut verwies Maas allgemein auf die 2500 Ortskräfte, die ausgeflogen werden sollen und versuchte sich zu rechtfertigen.
(drob)
Nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten herrscht viel Ungewissheit darüber, wie es jetzt mit der Ukraine weitergeht. Es gibt nicht unbegründete Ängste davor, Trump könne dem Land bald den Geldhahn zudrehen.