Seitdem Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert ist, sind Millionen von Menschen geflohen. Während viele Einwohner:innen Zuflucht suchen, kämpfen andere an der Front für das Land. Wie viele Tote und Verletzte die Ukraine inzwischen zu vermelden hat, hält die Regierung jedoch unter Verschluss.
Um dennoch einen ungefähren Einblick zu geben, stellte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow nun im Interview mit der spanischen Zeitung "La Razón" einen umstrittenen Vergleich auf. So erklärte er, dass er eine konkrete Zahl zwar nicht nennen könne, aber weniger Verluste als die Türkei zu verzeichnen habe:
In der Türkei und Syrien starben infolge einer schweren Erdbebenkatastrophe im Februar mehr als 50.000 Menschen. Dass diese Opferzahl nun dem Vergleich im Kampf gegen Russland diente, kam jedoch weniger gut an. Auf Twitter warfen viele Nutzer:innen Resnikow vor, "Menschenleben gegeneinander aufzuwiegen".
Was er gesagt habe, sei nicht nur zynisch, sondern auch "mehr als menschenverachtend". Man vergleiche keine Todeszahlen.
Der Verteidigungsminister würde die Opfer der Erdbeben zudem nutzen, um die Kriegstoten seines eigenen Landes herunterzuspielen. Dass es seit Kriegsbeginn weniger als 50.000 Verluste auf ukrainischer Seite gebe, sei unrealistisch oder gar Propaganda.
Nun entschuldigte sich Resnikow auf Twitter öffentlich bei all jenen Ukrainer:innen und Türk:innen, die seinen Vergleich als beleidigend empfanden. Zeitgleich drückte er seine Sympathie für das Land aus:
Nach der Entschuldigung äußerten jedoch auch viele Menschen Unverständnis. Ein simpler Zahlenvergleich sei kein Vergehen, heißt es in etlichen Tweets. Andere dankten dem ukrainischen Politiker dagegen und lobten seine Einsicht und die Stärke, seinen Fehler einzusehen.
Inwiefern der Vergleich jedoch faktisch stimmt, lässt sich nicht genau feststellen. Wie das ZDF berichtet, geht aus den geleakten US-Geheimdokumenten hervor, dass zwischen 16.000 und 17.500 ukrainische Soldat:innen seit Beginn des Krieges gefallen und über 100.000 verletzt sind.
Auf russischer Seite sollen es hingegen zwischen 35.500 und 43.000 getötete Soldat:innen und über 150.000 Verletzte sein. Kiew schätzt diese Zahlen dagegen höher ein. Im Interview mit "La Razón" sprach Resnikow so von 500 Soldat:innen pro Tag, die Russland durch Tod oder Verletzungen allein in Bachmut verliere.