Die Ukraine solle Teile ihres Territoriums und andere Rechte aufgeben, um ein Friedensabkommen mit Russland zu erreichen. So lautete der Vorschlag des reichsten Mannes der Welt: Elon Musk. Immer wieder sorgt er mit seinen Ansichten wohl bei vielen Menschen für Magenschmerzen.
Im Oktober 2022 ließ der Tesla-CEO auf seiner Plattform X, ehemals Twitter, über seine Idee eines Friedensabkommen abstimmen. "Wiederholung der Wahlen in den annektierten Regionen unter UN-Aufsicht. Russland verlässt die Ukraine, wenn dies der Wille des Volkes ist. Die Krim gehört formell zu Russland, wie seit 1783", schlug er vor. Etwa 59 Prozent hielten das für eine schlechte Idee.
Aber nicht nur verbal versucht der mehrfache Milliardär wohl Einfluss auf den Krieg zu nehmen: Wie sich jetzt zeigt, soll er ukrainische Angriffe auf die Russen verhindert haben – und zwar mit Hilfe seines Satellitennetzwerks "Starlink".
Durch mit Sprengladungen versehenen Drohnen wollte die Ukraine im vergangenen Jahr die russische Krim-Flotte treffen. Musk befürchtete eine Eskalation des Krieges – und traf eine Entscheidung – zum Vorteil Russlands. Dazu liefert die neue Musk-Biografie von Walter Isaacsons Details.
Laut CNN befahl Musk seinen Ingenieuren im vergangenen Jahr heimlich, das Starlink-Satellitenkommunikationsnetz seines Unternehmens in der Nähe der Krimküste abzuschalten. Damit legte er wohl einen ukrainischen Überraschungsangriff auf die russische Marineflotte lahm.
Als sich ukrainische U-Boot-Drohnen, die mit Sprengstoff bestückt waren, der russischen Flotte näherten, "verloren sie die Verbindung und wurden harmlos an Land gespült", zitiert CNN Isaacson. Die Ukraine habe ihn angefleht, die Satelliten wieder einzuschalten, doch für Musk sei das Risiko einer Eskalation zu hoch gewesen. Er befürchtete, dass Russland auf einen ukrainischen Angriff auf die Krim mit Atomwaffen reagieren würde.
Diese Angst sollte sich später als unbegründet herausstellen.
Aber: Diese Entscheidung Musks zeigt, in welcher machtvollen Position er sich befinden, wenn es um den brutalen Angriffskrieg in der Ukraine geht. Auf X äußert er sich nun selbst zu dem Vorfall.
Er schreibt:
Musk stellt zudem klar, dass die Satelliten nicht aktiv waren und dass er von der Regierung unter Druck gesetzt wurde, sie zu aktivieren, damit die Ukraine russische Schiffe in einem umstrittenen Gebiet angreifen kann.
Bei dem Wirtschaftswissenschaftler Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik stößt diese Erklärung offenbar auf wenig Verständnis.
"Elon hat dafür gesorgt, dass die russische Marine den ganzen Winter über Raketen auf die ukrainische Zivilbevölkerung abfeuern kann", schreibt er auf X.
Auch Dimitri Nabokoff vom Podcast "Russland Watcher" kann Musks Beweggründe wohl nicht nachvollziehen. Er verstehe nicht, warum sich wieder alle mit dem unüberprüfbaren und vermutlich vorgeschobenem Argument "Atomkrieg verhindern" beschäftigen, schreibt er auf X.
Fakt sei: Musk habe seine Macht genutzt, um für Russland Partei zu ergreifen, meint er.
Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr München fasst seine Kritik an Musk kurz und bündig zusammen: "Musk hätte den Krieg verkürzen können, wollte er aber nicht."