Javier Milei bei seinem Wahlkampf am 12. September 2023. Er hatte Erfolg: Am 19. November gewann er die Präsidentschaftswahlen.Bild: AP / Natacha Pisarenko
International
21.11.2023, 14:4221.11.2023, 15:35
Salome Woerlen / watson.ch
Der libertäre Populist und Oppositionspolitiker Javier Milei hat die Präsidentenwahl am Sonntag in Argentinien gewonnen. Der Kandidat der Partei La Libertad Avanza (Die Freiheit schreitet voran) lag mit 55.69 Prozent deutlich vor Wirtschaftsminister Sergio Massa von der linken Unión por la Patria (Union für das Vaterland) mit 44.30 Prozent.
Javier Milei erlangte im Laufe des Wahlkampfes sowohl mit seinem extravaganten Auftreten als auch mit seinen kontroversen Aussagen viel Aufmerksamkeit. Diese sechs Punkte haben für Schlagzeilen gesorgt:
Die Kettensäge ...
Argentinien befindet sich mitten in einer schweren Wirtschaftskrise. Diese will Milei beenden. Helfen soll eine radikale Kehrtwende: Der US-Dollar soll als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt werden, die Zentralbank sowie viele Ministerien sollen abgeschafft und Sozialausgaben gekürzt werden. Zum Symbol der Kehrtwende wurde die Kettensäge, mit der er bei Wahlkampfveranstaltungen immer wild herumfuchtelte.
Er klonte seinen Hund ...
Nachdem Milei bei den argentinischen Vorwahlen im Oktober überraschend den ersten Platz belegt hatte, bedankte er sich vor einer tobenden Menge bei Conan, Murray, Milton, Robert und Lucas. Dabei handelt es sich nicht etwa um Menschen, sondern um seine Hunde, oder seine – wie er sie nennt – "vierbeinigen Kinder".
Das sind allerdings nicht irgendwelche gewöhnlichen Hunde, nein, es sind alles Klone seines ersten verstorbenen Hundes Conan. Erschaffen wurden sie in einem Labor in New York. Solche Klon-Prozeduren ergeben üblicherweise nur einen Klon, bei ihm gab es aber ganze fünf – ganz zu Mileis Freude. Er benannte vier von ihnen nach drei konservativen Wirtschaftswissenschaftlern: Murray Rothbard, Milton Friedman und Robert Lucas (wobei ein Hund Robert, der andere Lucas heißt). Der fünfte erhielt den Namen seines ersten "Original"-Hundes: Conan.
Der originale Conan sei buchstäblich wie ein Sohn für ihn gewesen, sagte Milei zu einer argentinischen News-Seite 2018, während die anderen fünf geklonten Hunde wie seine Enkel seien.
... und lässt sich von den Klonen beraten
Der originale Conan war 2017 gestorben, worauf er den Klon in Auftrag gegeben hatte. Gemäß mehreren argentinischen News-Seiten spreche Milei sowohl mit dem toten Conan als auch mit seinen anderen fünf Hunden. Die Gespräche seien aber alles andere als einseitig, denn Milei soll von seinen Hunden strategische Tipps erhalten.
Milei hat diese Spekulationen bisher weder bestätigt noch dementiert. Gegenüber der spanischen Zeitung El País sagte er darauf angesprochen lediglich:
"Was ich in meinem Haus tue, ist mein Problem."
Im Gespräch mit Vertrauten aus dem Umfeld Mileis erfuhr die argentinische Zeitung LA NACION noch mehr über das Verhältnis zwischen dem verstorbenen Hund Conan und Milei. So soll Milei glauben, dass er und Conan sich in einem vorherigen Leben vor 2000 Jahren zum ersten Mal getroffen hätten. Und zwar nicht nur an einer Straßenecke, sondern im römischen Kolosseum. Er als Gladiator und Conan als Löwe. Sie hätten aber nicht gegeneinander gekämpft, weil sie dazu bestimmt gewesen seien, ihre Kräfte in Zukunft zu vereinen.
Seine enge Beziehung zu seinem Hund hat gemäß einer unautorisierten Biografie einen traurigen Hintergrund: Als Kind sei er von seinem Vater verprügelt und in der Schule gemobbt worden. Später habe er unter tiefer Einsamkeit gelitten, weshalb er eine so enge Beziehung zu seinem Hund aufgebaut habe.
"Organhandel ist ein Markt wie jeder andere"
Als Milei 2022 in einem Radiointerview über die Legalisierung des Organhandels befragt wurde, sagte er, dass der Organhandel ein "Markt wie jeder andere" sei.
"Warum muss alles vom Staat geregelt werden? Mein erstes Eigentum ist mein Körper."
Die Entscheidung obliege alleine der betreffenden Person. Er argumentierte weiter:
"Wer bin ich, dass ich mich in den Körper eines anderen Menschen einmische? Die Person, die beschlossen hat, Ihnen das Organ zu verkaufen, inwiefern hat sie das Leben, das Eigentum oder die Freiheit anderer beeinträchtigt? Wer sind Sie, um zu bestimmen, was er mit seinem Leben zu tun hat? Wenn es sein Leben ist, sein Körper, sein Eigentum ..."
Beim Thema Abtreibung kommt diese Denkweise hingegen nicht zur Anwendung: Milei möchte die 2020 legalisierte Abtreibung wieder verbieten.
Verkauf von Kindern nicht ausgeschlossen
Als er wenige Tage später gefragte wurde, ob er denn auch den Verkauf von Kindern gutheiße, antwortete er mit:
Als der Journalist nachhakte, ob denn die Antwort darauf nicht "Nein" sein sollte, präzisierte Milei:
"Wenn ich ein Kind hätte, würde ich es nicht verkaufen."
Die Antwort hänge von den Begriffen ab, in denen man denke. In 200 Jahren könne man darüber diskutieren.
Der Papst ist ein "Schwachkopf" und "Vertreter des Bösen"
Obwohl sich Milei selbst als Katholik identifiziert, hat er für den Papst keine lobenden Worte übrig. 2020 bezeichnete er ihn etwa als einen "Schwachkopf" und als "Vertreter des Bösen". Der Papst werde immer auf der Seite des Bösen stehen, weil er Steuerabgaben unterstütze.
Papst Franziskus ist Argentinier und seit dem 13. März 2013 im Amt.Bild: AP / Andrew Medichini
Das sind mutige Worte in einem Land, in dem sich zwei Drittel als Katholiken identifizieren und in dem der argentinische Papst für viele einen Nationalhelden darstellt.
Die argentinische Bevölkerung hat sich davon offensichtlich nicht irritieren lassen. Am 10. Dezember wird Javier Milei als Präsident vereidigt.
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