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Russland: Kreml-Medium macht sich mit Putin-Propaganda lächerlich

17.12.2023, Russland, Moskau: Auf diesem von der staatlichen Nachrichtenagentur Sputnik via AP veröffentlichten Foto besucht Wladimir Putin, Präsident von Russland, die internationale Ausstellung und  ...
Der russische Präsident Wladimir Putin hat offensichtlich kein Verständnis für Satire.Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Sergey Fadeichev
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Russland: Kreml-Medium macht sich mit Putin-Propaganda lächerlich

21.12.2023, 11:02
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Die russischen Propagandamühlen mahlen besonders fein. Regelmäßig werden in den TV-Shows der Star-Propagandisten Fake News über den mal bösartigen, mal verelendeten Westen erzählt.

Mal wird über einen Atomkrieg diskutiert, und darüber, wie Russland die neue Welt nach einem solchen Krieg gestalten könnte. Mal wird behauptet, die Menschen in Großbritannien müssten Eichhörnchen essen, weil sie wegen der Sanktionen gegen Russland keine Lebensmittel mehr haben. Oder über die Deutschen, denen wegen der Sanktionen und der Energiekrise nahegelegt wird, nicht mehr zu duschen – weshalb eine Floh-Epidemie droht. Die Geschichten der Propaganda-Maschinerie sind haarsträubend.

Auch über den Ukraine-Krieg hat Russland eine ganz eigene Erzählung. Statt der großen Verluste, die Russland erleidet und den geringen Gebietsgewinnen, ist es eine Geschichte des Erfolgs und der Helden. Nun nutzt die russische Nachrichtenagentur Tass sogar eine humoristisch-satirische Glosse, um die Macht Putins in der Welt zu unterstreichen.

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Putin als "geopolitischer Sieger des Jahres"

Konkret geht es um einen Preis, den ein "renommiertes westliches Medium" an Putin verliehen hat. Es handelt sich dabei um das "Wallstreet Journal", das Wladimir Putin zum "geopolitischen Sieger des Jahres" gekürt hat.

Wie die "Frankfurter Rundschau" (FR) berichtet, suggeriert die russische Nachrichtenagentur allerdings, dass es sich bei dem Text sehr wohl um eine ernstgemeinte Aufzählung der "Gewinner des Jahres" handelt, wie es zum Ende des Jahres üblich ist. Der Autor der Glosse, der in dem Text darstellt, dass die Aufgabe des Kolumnisten auch die Übertreibung ist, kürt im Übrigen nicht nur Putin, sondern etwa auch die US-Wirtschaft mit ihrem Verbraucherpreisschock zur "Volkswirtschaft des Jahres".

Der Nachrichtenagentur ist Humor offenbar nicht so wichtig. Stattdessen stellt sich Tass eine Lobpreisung aus einzelnen Sätzen zusammen. Denn begründet sei der Titel laut "FR" mit Kiews festgefahrener Gegenoffensive, der russischen Wirtschaft, die den Sanktionen bislang standhält, den fehlenden Lösungen Europas und der weg bröckelnden Unterstützung der USA.

ARCHIV - 21.03.2023, Ukraine, Moschun: Wolodymyr Selenskyj (M), Präsident der Ukraine, erweist den Soldaten und Freiwilligen, die bei der Verteidigung der Hauptstadt während der ersten russischen Inva ...
Seit bald drei Jahren verteidigt sich die Ukraine unter Präsident Wolodymyr Selenskyj (Mitte) gegen Russland.Bild: Planet Pix Pool via ZUMA Press W / Ukrainian Presidential Office

In der Glosse stehe der Satz zwar wirklich, allerdings komme es laut der Zeitung hierbei auf den Kontext an. Denn direkt nach der Verkündung, dass Putin der "geopolitische Sieger des Jahres" sei, folgt in der Laudatio:

"Obwohl sein Krieg gegen die Ukraine weiterhin großen Schaden für Russland anrichtet, während unschuldige Ukrainer abgeschlachtet werden, wirkt seine Position unermesslich viel stärker als noch vor einem Jahr."

Wirklich staatstragend klingt das nicht. Tatsächlich lässt sich der Krieg in der Ukraine wohl als festgefahren beschreiben. Zwar habe Russland laut der Ukraine mit der aktuellen Bodenoffensive Landgewinne gemacht, große Geländegewinne kann allerdings keine der beiden Parteien verzeichnen. Stattdessen handelt es sich vielerorts um einen Stellungskrieg, die Bedingungen in den Schützengräben sind schlecht, Krankheiten machen die Runde. Auf beiden Seiten sterben zudem viele Soldat:innen, während die Rekrutierung neuer Kämpfer:innen zunehmend schwierig wird.

Zum "geopolitischen Verlierer" ernennt der Kolumnist den früheren Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, der im Sommer bei einem Flugzeugabsturz gestorben ist. Prigoschin, der als enger Vertrauter Putins galt, habe aus Sicht des Kolumnisten das Rezept vermasselt. Grund dafür: Die mutmaßlich geplante Meuterei der Wagner-Söldner, die allerdings stoppte, ehe sie richtig begonnen hat. Prigoschin wurde deshalb "zu Toast", zitiert die "FR" aus der Glosse. Diesen Preis verschweigt die Nachrichtenagentur Tass in ihrer Putin-Hymne allerdings.

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