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Donald Trump droht Russland mit Tomahawk-Lieferung an die Ukraine

President Donald Trump speaks during the America s Navy 250 Titans of the Sea: A Salute to the Fleet event celebrating the 250th anniversary of the Navy at Naval Station Norfolk in Norfolk, Virginia o ...
US-Präsident Donald Trump macht wieder Ansagen.Bild: imago images / upi
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Ukraine: Trump setzt auf Marschflugkörper – Russland warnt vor Eskalation

Trump droht mit Tomahawks für die Ukraine – und heizt damit den Konflikt mit Russland weiter an. Doch handelt es sich nur um leere Worte? Experten warnen gegenüber watson vor fatalen Folgen, sollte die Drohung Realität werden.
13.10.2025, 19:1413.10.2025, 19:14

Donald Trump greift mal wieder zur Drohkulisse. Diesmal gegen Russland. Der US-Präsident stellte Moskau ein Ultimatum: Sollte der Kreml den Krieg gegen die Ukraine nicht beenden, werde er Tomahawk-Marschflugkörper an Kiew weitergeben. Nicht direkt, sondern über die Nato als Vermittler. Mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat er diesbezüglich bereits gesprochen.

Wenngleich Selenskyj betont, keine zivilen Ziele mit den Raketen beschießen zu wollen, warnt Russland vor einer Eskalation. "Gegenwärtig ist wirklich ein dramatischer Moment, da die Spannungen von allen Seiten eskalieren", sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow. Befremden gibt es auch in Deutschland.

US-Waffe Tomahawk: Schwer erkennbar, schwer zu stoppen

Hintergrund ist die hohe Reichweite. Tomahawks fliegen bis zu 1600 Kilometer weit – und bleiben selbst im Tiefflug manövrierfähig. Genau das macht sie so gefährlich. Flugabwehrsysteme können sie einfach umfliegen und so selbst in schwer geschützte Gebiete eindringen. Sie sind schwer erkennbar und schwer zu stoppen.

FILE - In this image provided by the U.S. Navy, the guided-missile destroyer USS Laboon (DDG 58) fires a Tomahawk land attack missile on April 14, 2018, as part of the military response to Syria' ...
Sieht gefährlich aus: die Tomahawk-Rakete.Bild: U.S. Navy / Mass Communication Spc. 3rd Class Kallysta Castillo

"Waffen, die Hunderte Kilometer in Russland hineinreichen, werden den Krieg blutiger machen", sagt Ralph Thiele, Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft in Berlin, zu watson. "Das wäre ein deutlicher Schritt in Richtung Zuspitzung." Putin würde sich darauf genau überlegen, wie er es den Ukrainer:innen, aber auch dem Westen heimzahlen könne. Mehr Beschuss auf zivile Ziele in der Ukraine, mehr hybride Maßnahmen gegen westliche Mächte – die Konsequenzen könnten fatal sein.

Es ist allerdings schwer, vorauszusehen, was genau folgen könnte. Dass die Ukraine aber weitere Ziele hinter der russischen Grenze ins Visier nimmt, dürfte angesichts jüngster Entwicklungen wahrscheinlich sein. Im Juni dieses Jahres startete der ukrainische Geheimdienst etwa eine koordinierte Aktion, bei der er gleich vier russische Militärflughäfen attackierte – allesamt auf russischem Gebiet.

Bestätigte Drohnenangriffe auf russische Öl-Raffinerien gab es ebenfalls. Mit dem Tomahawk käme eine neue Angriffsoption dazu. Und das allein könnte reichen, um Fakten zu schaffen.

"Für Putin wäre das eine eindeutige Kampfansage", sagte Thiele. "Und dann gibt es Schlaumeier, die fragen, was er [Putin] denn machen soll. Wir haben doch gesehen, was für Wellen ein paar russische Drohnen im Nato-Gebiet auslösen." Auch die nukleare Eskalation schließt Thiele nicht aus. Dazu müsste es aber erst mal zu einer umfangreichen Lieferung kommen.

Tomahawks für die Ukraine sind seit Längerem im Gespräch

Das wirkt aus mehreren Gründen unwahrscheinlich. Zunächst bringt die Trump-Administration nicht zum ersten Mal Tomahawks ins Gespräch. Vizepräsident JD Vance kündigte bereits Ende September an, eine Tomahawk-Lieferung an die Ukraine zu prüfen. Bislang ist es nicht dazu gekommen – nicht zuletzt, weil sich das Pentagon dagegen aussprach.

Jedoch nicht vorrangig wegen des Eskalationspotenzials, sondern weil Tomahawks eine Schlüsseltechnologie des US-Militärs sind, AP News berichtete. Gibt es diese ab, beschneidet es sich selbst.

"Für Angriffe auf weit entfernte Infrastruktur werden außerdem große Stückzahlen benötigt", erklärt Frank Kuhn, Forscher am Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, watson. Bei früheren Einsätzen, etwa gegen iranische Atomanlagen, waren bereits Dutzende nötig. Und das lediglich, um zwei Komplexe zu zerstören.

"Eine nennenswerte Lieferung an die Ukraine würde daher erhebliche Einschnitte im US-Arsenal und bei dessen Einsatzbereitschaft bedeuten." Ein Schritt, den Kuhn für unwahrscheinlich hält, schlicht, weil das US-Militär tiefe Wunden ins eigene Fleisch reißt. Logistisch gibt es ebenfalls ein Problem.

Trump: Viel Lärm um Nichts

Tomahawks werden vor allem von Schiffen und U-Booten gestartet; landgestützte Starteinrichtungen sind kaum vorhanden. Ursache ist der INF-Vertrag. Dieser verpflichtete die USA und Russland gegen Ende des Kalten Krieges zur Vernichtung landgestützter ballistischer Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite zwischen 500 und 5500 Kilometern.

2019 sind die USA zwar ausgestiegen, was Spielraum für mehr Startanlagen geschaffen hat. Doch die Zeit schuf einen Mangel, der so nicht auszugleichen ist.

Doch angenommen, die USA liefern Tomahawks: Wären die Folgen wirklich so drastisch? Droht der Krieg dann eine neue Eskalationsstufe zu erreichen, sich gar auszuweiten? Kuhn hält das für unwahrscheinlich. Die Ukraine könne bereits jetzt tief ins russische Gebiet vordringen. Tomahawks würden diese Fähigkeit nur begrenzt verändern.

Trumps Drohung bleibt also nur ein Signal. Eines, das keine Raketen startet, dafür Schlagzeilen produziert.

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