Der russische Präsident Wladimir Putin richtet sich in einer Rede an die Nation und wirft mit wilden Behauptungen und Schuldzuweisungen um sich. Bild: AP
International
Etwa vor einem Jahr gab er den Einmarschbefehl in die Ukraine. Nach zwölf Monaten Krieg, Millionen Geflüchteten, hunderttausend Toten und zig entführten ukrainischen Kindern tritt der russische Präsident Wladimir Putin vor seine Nation mit der Botschaft: An dem Krieg sei der Westen Schuld.
Während seiner fast zweistündigen Rede griff Putin viele Themen auf, doch eines erwähnte er mit keiner Silbe: Friedensverhandlungen. "Alle, die Verhandlungen fordern, sollten sich diese Rede ansehen", meint Historiker und Publizist Hubertus Knabe.
Wladimir Putin richtet sich wenige Tage vor dem Jahrestag des Krieges in der Ukraine an seine Nation.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Mikhail Metzel
Ihm zufolge wolle Putin diesen Krieg weiterführen bis zum totalen Sieg. Und das erinnert uns Deutsche wohl an eine bestimmte Person. Auch Knabe zieht den Vergleich: "Putin ist, wie einst Hitler, ein Besessener", schreibt er auf Twitter. Er lebe in einer Parallelwelt und dort sei für Verhandlungen kein Platz.
Allerdings läuft seine "Militärische Spezialoperation" in der Ukraine wohl nicht ganz nach Plan.
US-Außenminister Blinken: "Strategisches Scheitern in jeder Hinsicht"
Vor einem Jahr habe man die von Russland als solche bezeichnete "Militärische Spezialoperation" gestartet, um die Sicherheit Russlands zu gewährleisten und das "faschistische Regime in der Ukraine zu besiegen". Aus einer Operation ist ein Krieg geworden und Russland hat große Verluste erzielt. Das russische Militär konnte bisher keine nennenswerten Erfolge vorweisen. Russland hat wohl den Mut und Willen der Ukrainer:innen unterschätzt – und auch die Unterstützung westlicher Verbündeter.
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US-Außenminister Antony Blinken sieht in der russischen Invasion in der Ukraine ein strategisches Scheitern. "Ein Jahr nach Putins Angriff auf die Ukraine ist klar, dass sein Krieg ein strategisches Scheitern in jeder Hinsicht ist", sagt er. "Wenn wir das ungestraft zulassen, öffnen wir rund um die Welt die Büchse der Pandora, in der Macht bestimmt, was Recht ist." Niemand habe diesen Krieg gewollt, sagte Blinken weiter. "Jeder will, dass er so schnell wie möglich endet." Außer einer – aber dem könnten bald die Optionen ausgehen.
Laut Grünen-Politiker Peter Heilrath bliebe Putin ein "einziges militärisches Asset": Soldaten. Soldaten. Soldaten.
Laut Heilrath wird der russische Präsident "Unmengen an schlecht ausgebildeten und ausgestatteten Soldaten in den Tod schicken." In seiner Rede verspricht Putin den Familien gefallener Soldaten finanzielle Unterstützung und kündigt einen staatlichen Sonderfonds an.
Putin als Opfer des "woken Westen"?
Ein Krieg, den ihm "ominöse Eliten" aufzwingen, schreibt der Politologe Gerald Hensel auf Twitter. Russland sehe sich ihm zufolge als Opfer des "woken Westen" – einer Welt, die wohl auch Putin nicht mehr verstehe.
"Mir geht zunehmend das Ansehen von Putin so sehr auf den Sack, dass ich es kaum aushalte", meint Hensel. Vor allem die weinerliche, fragile, arrogante Selbstherrlichkeit sei für ihn schwer zu ertragen. "Ein kompletter Anti-Mann."
Auch für das Publikum war der Inhalt von Putins Rede wohl recht ermüdend, wie ein Videoausschnitt zeigt.
Die Worte Putins hatten offensichtlich eine einschläfernde Wirkung auf diesen russischen Politiker. Die Kamera fing ein, als ihm die Augen zu fielen. Diesen Moment teilt der Berater des Innenministers der Ukraine, Anton Gerashchenko, auf Twitter.
Putins Auftritt war seine bislang 18. Rede zur Lage der Nation. Die vorherige ist bereits knapp zwei Jahre her und fand im April 2021 statt. Im vergangenen Jahr gab es keine; der Kremlchef hatte dies mit einer sehr hohen "Dynamik der Ereignisse" erklärt.
(Mit Material der dpa/afp)
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