Das Video von Shani Louks Verschleppung ging um die Welt; mittlerweile ist die Deutsch-Israelin tot.Bild: imago images / Ronen Tivony
International
Triggerwarnung: Im folgenden Text geht es um sexualisierte Gewalt im Krieg. Das kann belastend und retraumatisierend sein.
Das Video von der deutsch-israelischen Geisel Shani Louk ging um die Welt: Louk liegt darin bäuchlings auf der Ladefläche eines Pick-Ups. Bekleidet nur mit BH, Slip und Stiefeln. Ihre Beine sind in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Über ihrem schlaffen Körper: angewinkelte Männerbeine. Hamas-Terroristen, die ihre Trophäe präsentieren.
Shani Louk ist mittlerweile gestorben.Bild: AP / Ali Mahmud
Ein Schicksal, das viele israelische Frauen so ähnlich mit Louk teilen. Die Bilder, die Geschichten, die nach dem Überfall der Terrorgruppe Hamas auf Israel im Oktober 2023 bekannt wurden, sind grausam. Mehr als 1500 Belege für den systematischen Einsatz von Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch als Kriegswaffe der Hamas haben israelische Ermittler:innen mittlerweile laut "Spiegel" zusammengetragen.
Darunter auch der Fall Shani Louk. Die israelische Anwältin Yael Vias Gvirsman hat laut dem Magazin Anzeige beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eingereicht. Louks Fall sei bislang der juristisch eindeutigste, meint sie. Doch auch die anderen Fälle sind dramatisch – und lassen Angehörige der verbliebenen Geiseln verzweifelt zurück. 17 Frauen und Kinder sollen noch unter den Geiseln in Gaza sein.
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Missbrauch von Frauen zur Machtdemonstration
Die Anwältin Gvirsman arbeite an insgesamt 56 Fällen. Zuvor arbeitete sie bereits in anderen internationalen Konflikten und sie hat keinen Zweifel daran, dass es sich bei der sexualisierten Gewalt der Hamas-Terroristen um Kriegstaktik handelt. Sie nennt in diesem Zusammenhang laut "Spiegel" die Aussage eines Terroristen in einem Video: "Erst mache ich sie schmutzig, dann töte ich sie." Worum es also gehe: Die Frau für die Gesellschaft beschädigen.
Mit Blick auf die Schändungen durch die russische Armee im ukrainischen Butscha erklärte Militärpsychologe Hubert Annen von der Schweizer Militärakademie, die zur ETH Zürich gehört, im Frühjahr 2022 im Gespräch mit watson: Die Demonstration von Macht sei ein wesentlicher Grund für den Missbrauch von Frauen.
Immer wieder vergewaltigen Soldaten Zivilist:innen – Berichte dieser Art gab es auch schon nach dem Zweiten Weltkrieg. Laut Annen ein Mittel der "maximalen Entehrung". Er sagte: "Das sprichwörtliche Eindringen in die Intimsphäre der Zivilbevölkerung soll den Gegner moralisch schwächen."
Verschiedene internationale Gerichte haben in diversen Urteilen zahlreiche Formen sexualisierter Gewalt erfasst. So gehöre neben Vergewaltigungen auch erzwungene Nacktheit oder Angriffe auf Genitalien dazu. Die aktuellen Berichte, die die Ermittler:innen gesammelt haben, decken die ganze Bandbreite ab.
So berichtet der "Spiegel" von einem Video, in dem eine Soldatin in Gaza aus einem Truck stolpert; ihr Schritt ist rot gefärbt. Eine Überlebende des Supernova-Musikfestivals soll zudem berichtet haben, sie habe beobachtet, wie mehrere Männer eine Frau vergewaltigten. Ehe der letzte von ihnen zum Höhepunkt kam, schoss er seinem Opfer in den Kopf. Und auch Ersthelfer:innen berichten wohl von Leichen mit heruntergezogenen Hosen und Spermaspuren an den Beinen, von gebrochenen Beinen und Becken.
Zahlreiche Menschen wurden auf dem Supernova-Festival getötet und verschleppt.Bild: AP / Ohad Zwigenberg
Die meisten, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, seien mutmaßlich tot. Einige von denjenigen, die überlebt haben allerdings, würden laut "Spiegel" von Hebamme und Therapeutin Marva Zohar behandelt. Im Gespräch mit dem Magazin berichtet Zohar von Frauen, die dabei zusehen mussten, wie ihre Mutter oder Schwester vergewaltigt wurde. Und von Frauen, die auch selbst vergewaltigt wurden.
Bis das ganze Ausmaß des Überfalls offensichtlich sei, meint Zohar, könnte es Jahre dauern. Die meisten Frauen seien noch nicht bereit, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Dennoch sei es wichtig, dass Israel und die internationale Gemeinschaft die Verbrechen als solche anerkennen.
Die Hamas allerdings weist den Vorwurf der sexualisierten Übergriffe von sich – der Islam verbiete Vergewaltigungen. Bilder und Erfahrungsberichte sprechen gegen diese Stellungnahme.
Anfang des Jahres führte Günther Felßner noch als Vorsitzender des Bayerischen Bauernverbands die Proteste der Landwirte gegen die Ampel-Regierung in Berlin an. Mit gelber Warnweste stand er an der Spitze von Traktor-Kolonnen und protestierte unter anderem gegen die Politik von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).