Bachmut war über Monate hinweg der Hotspot im Krieg in der Ukraine. Bild: AP / Libkos
International
"Ich habe den Gestank dieser schreienden ukrainischen Scheiße satt."
"So ein Miststück! Die kommt in den Knast, die Viehzüchterin! Für die Diskreditierung und den Verrat am Vaterland."
"Fick sie in den Kopf. Diese ukrainische Fotze sollte nicht leben."
Das sind nur drei der bisher knapp 1400 Kommentare unter einem Telegram-Post, den das russische Propaganda-Medium "Readovka" veröffentlicht hatte. Der Beitrag zeigt eine Frau, die sich auf Russisch streitet – und zwar mit jenen Frauen, die das Handy-Video aufzeichnen. Sie soll den Angaben entsprechend pro-ukrainisch sein.
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Im Video streitet sie mit einer Gruppe russischer Aktivist:innen, die offenbar Tarnnetze für die Streitkräfte knüpfen – und sagt ihnen, dass sie Propaganda betreiben. Die Aktivist:innen wehren sich, erzählen der (offenbar) Ukrainerin, sie nähten die Netze für ihre Männer, die gerade an der Front seien.
Russland: Video der Frau geht viral
"Du sitzt hier auf der ruhigen Bank, weil gerade jemand anderes im Schützengraben sitzt", werfen die Russinnen der Frau vor. Die erwidert: "Ich schicke meinen Mann nicht in diese Scheiße." Die Frauen drohen daraufhin der mutmaßlichen Ukrainerin, dass sie sie anzeigen würden.
Auch in der Ukraine nähen Zivilist:innen Tarnnetze für ihre Streitkräfte.Bild: AP / Jae C. Hong
Dann eskaliert der Streit ein wenig. "Wofür willst du mich anzeigen?", fragt die Ukrainerin. "Dass ich nicht so eine Hure bin wie du?"
Das Video geht auf russischsprachigen Telegram-Kanälen und Blogs gerade viral. Der Propaganda-Kanal Readovka teilte das Video und behauptet, mit einer der Frauen hinter der Kamera des Vorfalls gesprochen zu haben.
Sie soll gesagt haben:
"Wir haben noch keinen Raum, und so lange es das Wetter zulässt, weben wir auf der Straße, ohne jemanden zu stören. Diese Frau saß mit ihrer Tochter auf einer Bank in der Nähe des Hofes, und noch nie hatte jemand mit ihr gestritten. Sie fing an, mit uns zu streiten und sagte, dass wir in ein anderes Land eingedrungen seien, dass sie aus Bachmut stamme und nach Kiew gehen wolle."
Bachmut liegt im Osten der Ukraine und wurde in den vergangenen Monaten zum Sinnbild des russischen Angriffskrieges. Monatelang versuchten russische Truppen und die privaten Kämpfer der Wagner-Gruppe, die Stadt einzunehmen. Nach schweren, langwierigen und verlustreichen Kämpfen, konnten die Russen die ukrainischen Streitkräfte zurückdrängen.
Russischer Channel veröffentlicht vollen Namen und private Bilder
Wo man während dieser Kämpfe einiges über die Denkweise der prorussischen Bewegung verfolgen konnte, ist der Telegram-Kanal "Artjomowsk". Das ist im Übrigen die russische Bezeichnung für die Stadt Bachmut. Betrieben wird dieser Channel von einem Bot, der sich @rusbakhmutbot nennt.
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit seinen Kämpfern in Bachmut – nachdem er die Stadt wohl eingenommen hatte.Bild: Prigozhin Press Service/AP / Uncredited
Auch dieser Kanal teilte das Video, geht aber noch einen Schritt weiter. Bilder und Videos werden aus dem Internet gezogen. Der Name der Tochter der Frau im Video wird vollständig genannt – offenbar arbeitet diese wohl auf einer Verwaltungsposition in Krasnodar. "Wer kennt diese Frau?", wird etwa gefragt. "Sie sagte, sie komme aus Bachmut."
Hintergrund ist, dass offenbar – zumindest laut "Readovka" – die russischen Behörden bereits gegen die Frauen ermitteln. Denunziationen und Festnahmen Andersdenkender: Die russische de facto Diktatur funktioniert offenbar für Regimetreue. Dass die Frau und ihre Tochter wohl pro-ukrainisch sind, könnte ihnen demnach zum Verhängnis werden. Blogger und Bots machen bereits digital Jagd auf sie.
Sie ist in der Modebranche gefragt und setzt regelmäßig Akzente in Sachen Schönheitsideale: Ella Emhoff, ihres Zeichens Influencerin und Stieftochter von Kamala Harris. Sie legte einen nahezu kometenhaften Aufstieg als Model und Designerin hin.