Am Wochenende sorgte Joe Biden mit seinem Rückzug für den nächsten Paukenschlag im Rennen ums Weiße Haus. Nach wochenlanger Kritik beugte sich der scheidende Präsident dem wachsenden Druck und gab seinen Rückzug aus dem US-Wahlkampf bekannt. Diesen soll nach Ansicht des 81-Jährigen nun die amtierende Vize-Präsidentin Kamala Harris fortsetzen.
Während sich schnell viele Parteigrößen hinter ihr scharten und die Unterstützer:innen der Demokraten Harris mit Spenden fluteten, weht auf den sozialen Medien ein rauer Wind. Kritiker:innen und Trolle, vor allem aus dem Lager der Republikaner, schalteten auf Angriff um und überzogen Harris mit Spott und teilweise Desinformation.
Im Zentrum der Attacken: Ein Foto, das Harris Arm in Arm mit einem berüchtigten Sexualstraftäter zeigt. Das Beispiel zeigt, wie toxisch die Debattenkultur im US-Wahlkampf ist.
Auf dem Bild posiert die aktuelle Spitzenkandidatin für Bidens Nachfolge auf dem roten Teppich mit dem mittlerweile verstorbenen Investmentbanker Jeffrey Epstein.
Dieser war früher in der High Society hochgeschätzt, gilt seit den Enthüllungen um seine Sex-Insel in der Karibik aber als rotes Tuch. Demnach soll er ein kriminelles Netzwerk betrieben haben, mit dessen Hilfe er und prominente Freunde Sex mit Minderjährigen hatte.
Für Internet-Trolle ist die Geschichte eine nie versiegende Quelle von Verschwörungstheorien. Trump-Unterstützer:innen oder Bots feindlicher Nationen versuchen nun mit gezielten Desinformationen, Harris als Teil einer geheimen Pädophilen-Vereinigung darzustellen. Das Problem dabei: Es handelt sich um eine Fotomontage.
Schnell berichtigten X-User den Vorwurf und deckten den Schwindel auf, indem sie das Bild auftrieben, aus dem Harris eindeutig ausgeschnitten war. Im Original zeigt das Foto die 59-Jährige mit ihrem Ehemann bei einer Museumseröffnung in Los Angeles. Die US-amerikanische Faktencheck-Plattform "newschecker" sowie große Medienagenturen wie AFP und Reuters bestätigten, dass es sich um eine Fälschung handelt.
Jeffrey Epstein war 2019 verhaftet worden und hatte sich nach offiziellen Darstellungen wenige Tage später in der Untersuchungshaft erhängt. Seitdem elektrisiert das Thema Epstein Verschwörungstheoretiker:innen.
Besonders bei Anhänger:innen von Donald Trumps Republikanern blühen immer wieder Gerüchte über mögliche Verstrickungen von hochrangigen Demokraten wie Ex-Präsident Bill Clinton und Microsoft-Gründer Bill Gates auf. Prinz Andrew, den Sohn der verstorbenen britischen Königin Elizabeth II., kosteten die Trips auf die Insel den Job als Repräsentant.
Dabei verdrängen konservative US-Amerikaner:innen meist, dass Donald Trump selbst ein langjähriger Freund von Epstein war. Auf Videos auf den frühen 2000er-Jahren kann man beide gemeinsam bei exklusiven Partys mit vielen jungen Frauen sehen.
In denselben Zeitraum fallen die schwersten Anschuldigungen gegenüber Epstein, dem Zwangsprostitution, Menschenhandel und Pädophilie vorgeworfen wurden. Trump selbst wurde im vergangenen Jahr von einem Zivilgericht im Falle einer verjährten Vergewaltigung im Jahr 1996 für schuldig befunden.