Politik
International

Frankreich: Staatssekretärin ziert "Playboy"-Cover – und sorgt für Furore

The Secretary of Equality between Men and Women of France, Marlène Schiappa, participates at the Women s Forum Americas 2019, in Mexico City, Mexico, 31 May 2019. Women s Forum Americas !ACHTUNG: NUR  ...
Staatsekretärin Marlène Schiappa aus Frankreich ziert das Cover des "Playboy".Bild: imago images / Agencia EFE
International

Frankreich: Staatssekretärin ziert "Playboy"-Cover – und sorgt für Furore

03.04.2023, 13:2503.04.2023, 13:38
Mehr «Politik»

Sie war von 2017 bis 2020 Frankreichs erste Ministerin für die Gleichheit zwischen Frauen und Männern. Dank ihr sind sexistische Beleidigungen in Frankreich strafbar. Seit ihrer Amtszeit zählt Sex mit Jugendlichen unter 16 Jahren in Frankreich vor Gericht als Vergewaltigung. Und sie ist nun wohl die erste französische Politikerin auf dem Cover des französischen "Playboy".

Die Rede ist von der Feministin und Staatssekretärin Marlène Schiappa. Derzeit ist sie in dem Land die Staatsministerin für Staatsbürgerschaft. Dass sie das Cover des Magazins ziert, sorgt für Furore. Vor allem bei politischen Gegner:innen und Kolleg:innen stoßen ihre Fotos auf Kritik – und das, obwohl Schiappa darauf nicht einmal hüllenlos abgelichtet ist.

In dem dazugehörigen Titel-Interview sprach die 40-Jährige laut Medienberichten auf zwölf Seiten über die Rechte von Frauen und LGBTQ-Themen. Worüber Frankreich nun spricht, ist aber nicht der Inhalt des Interviews, sondern eben doch der tiefe Ausschnitt, den Schiappas Kleid gehabt haben soll – und der Zeitpunkt der Veröffentlichung.

"Playboy"-Titel stößt vor allem wegen Rentenreform sauer auf

So soll Premierministerin Élisabeth Borne laut Medienberichten am Wochenende mit der Staatssekretärin über das Thema gesprochen haben. Oder, wie der "Spiegel" den Sender BFMTV zitiert, eher geschimpft. Sie bezeichnete das Interview demnach als "nicht angemessen". Vor allem wegen des Zeitpunktes.

28.03.2023, Frankreich, Paris: Ein Mann geht nach einer Demonstration durch eine Rauchwolke. Eine neue Runde von Streiks und Demonstrationen ist gegen die unpopulären Rentenreformen geplant, die vor a ...
Die Proteste gegen die Rentenreform werden immer gewaltvoller.Bild: AP / Thibault Camus

Damit spielte Borne wohl auf die landesweiten Unruhen wegen der umstrittenen Rentenreform an. Eine Grünen-Politikerin vermutete hinter der "Playboy"-Story sogar ein Ablenkungsmanöver. Das Nachrichtenportal "T-Online.de" zitiert sie mit Verweis auf den Sender BFMTV:

"Wir sind mitten in einer sozialen Krise, es gibt Probleme beim Regieren, da sind Leute zwischen Leben und Tod, und ich habe den Eindruck, ich bin hier hinter dem Rauch einer Nebelkerze."

Eine Einschätzung, die auch einige Twitter-User:innen teilen. Der italienische Journalist Leonardo Panetta schreibt zum Beispiel:

"Während in Frankreich die Proteste gegen die Rentenreform weitergehen, macht Marlene Schiappa, Staatssekretärin für Sozialwirtschaft, ein Fotoshooting für den ... Playboy. Die Dringlichkeit derjenigen, die an das Wohl der Bürger denken."

Schiappa kontert Kritikern auf Twitter

Schiappa reagierte auf Twitter selbst auf die Kritik. Dort erklärte sie: "Das Recht der Frauen, über ihren Körper zu verfügen, zu verteidigen, ist überall und zu jeder Zeit wichtig." In Frankreich seien die Frauen frei. "Nichts gegen rückwärtsgewandte und heuchlerische Menschen."

Kurz vor Schiappas "Playboy"-Auftritt hatte Präsident Emmanuel Macron dem Kindermagazin "Pif" ein Interview gegeben. Zu den Interviews meldete sich auch der ehemalige Präsidentschaftskandidat Jean Lassalle auf Twitter zu Wort. Dort schrieb er:

"Emmanuel Macron im 'Pif Gadget', Marléne Schiappa im 'Playboy'. Wann kommt Elisabeth Borne ins 'Youpi Magazin'? Eric Dupont Moretti ins 'Journal de Mickey'? Währenddessen mobilisieren Millionen von Franzosen weiterhin gegen die Rentenreform."

Frankreich wegen Rentenreform in Aufruhr

Bei den gewaltsamen Protesten gegen die Rentenreform in Frankreich sind nach Angaben des Innenministeriums seit Mitte März 1093 Polizisten und Feuerwehrleute verletzt worden. Außerdem habe es 2579 Brandstiftungen und 316 Angriffe auf öffentliche Gebäude gegeben, sagte Innenminister Gérald Darmanin der Sonntagszeitung "JDD". Zugleich werde gegen 36 Beamte wegen des Verdachts übermäßigen Gewalteinsatzes ermittelt. Zahlen zu verletzten Demonstrant:innen nannte Darmanin nicht.

Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update! Hier findest du unseren Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne hier auch auf Instagram.

Die über viele Wochen friedlichen Proteste schlugen ab dem 16. März in Gewalt um. An jenem Tag hatte die Regierung die höchst umstrittene Reform zur schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre ohne Abstimmung im Parlament durchgeboxt. Der Verfassungsrat überprüft die Reform noch.

(Mit Material von dpa)

Selenskyj über die Krim und den Donbass: "Haben nicht die Kraft, sie zurückzuholen"

Seit über zweieinhalb Jahren setzt sich die Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg zur Wehr. Doch bereits im Jahr 2014 hatte sich Russland die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt. Auch im Donbass, der die Oblaste Donezk und Luhansk umfasst, dauerte der Konflikt bis zur Invasion Russlands im Februar 2022 an.

Zur Story