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Nach Wagner-Aufstand in Russland: Prigoschin meldet sich nach Funkstille zu Wort

HANDOUT - 24.06.2023, Russland, Rostow am Don: Dieses vom Pressedienst von Prigoschin zur Verfügung gestellte Videostandbild zeigt Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldnertruppe Wagner, bei einer Videoans ...
Nach dem lauten Knall ist es plötzlich leise um Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Bild: Prigozhin Press Service/AP
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Wagner-Aufstand in Russland: Prigoschin meldet sich nach Funkstille zu Wort

26.06.2023, 18:52
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Spätestens jetzt hat er sich einen Namen auf der politischen Weltbühne gemacht: Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Der ehemals enge Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin hielt am Wochenende Russland und den Rest der Welt in Atem.

Mit seiner berüchtigten Söldnertruppe steuerte er erfolgreich auf Moskau zu. Doch dann brach er den "Marsch" nach etwa 24 Stunden überraschend ab. Zurück bleiben tausend Fragen, ein chaotisches Russland und ein angeschlagener Staatschef. Nun hat er sich nach ungewöhnlich langer Funkstille erstmals geäußert.

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Putin geht einen Deal mit dem "Verräter" Prigoschin ein

Prigoschin führte Putin vor. Bisher galt der russische Präsident als der "starke Mann", der Russland vor allem und jeden beschützt. Seither diskutieren Expert:innen: War all das am Ende nur ein Schauspektakel, inszeniert von dem Meisterstrategen Putin oder verliert er wirklich an Macht und der russische Staat zerfällt?

Kurios und rätselhaft wirkt der Wagner-Aufstand, der sich wie ein 24-Stunden-Putsch anfühlte. Und dann bekommt Prigoschin plötzlich einen Deal mit dem Kreml. Er und seine gesamte Truppe gehen trotz der gewaltsamen Meuterei straffrei aus. Zuvor hatte Putin mit Blick auf seinen Ex-Vertrauten noch von "Verrat" gesprochen.

Prigoschin darf sich nun einfach im Nachbarland Belarus niederlassen. Dabei ist Putin bekannt für sein erbarmungsloses Vorgehen gegen politische Gegner. So sagte er in einem Interview, dass er eines nicht vergeben könnte: Verrat.

Prigoschin blieb ungewöhnlich lange still

Prigoschin ist bekannt für seine regelmäßigen Audio- und Video-Updates, womit er Moskau über Wochen hinweg mit Kritik am Ukraine-Krieg gereizt hatte. Doch von dem 62-Jährigen war tagelang nichts mehr zu hören und zu sehen. Seit der Bekanntgabe des vom Kreml ausgehandelten Abkommens über die Beendigung seines Marsches und die Ausreise aus Russland, war er verstummt.

Zuletzt wurde er am späten Samstag in einem Geländewagen gesehen, mit dem er die Stadt Rostow verließ. Dort hatten seine Kämpfer zuvor noch ein militärisches Hauptquartier eingenommen. Unter dem Jubel einer Gruppe ziviler Zuschauer fuhr Prigoschin davon, schüttelte durch das Autofenster Hände und winkte.

Laut Expert:innen befindet er sich aber nun in akuter Lebensgefahr. Denn Putin kennt in der Hinsicht keine Gnade.

Kein Wunder, dass die Welt über seinen Verbleib rätselte. Lebte er noch? Wo steckte er? Doch Prigoschin meldete sich am Montag zu Wort. In einer elfminütigen Audiobotschaft, in der seinen Aufenthaltsort nicht preisgab, stellte er klar: Er habe nicht die russische Führung stürzen, sondern seine eigene Truppe retten wollen. Auch mit Kritik hielt er sich nicht zurück: Der Aufstand seiner russischen Söldnertruppe zeige "schwerwiegende Sicherheitsprobleme" in Russland auf.

Putin will offenbar Prigoschin ausschalten

Dennoch: Laut der "Frankfurter Rundschau" soll Putin bereits am Samstag den Sicherheitsdiensten wohl befohlen haben, Prigoschin zu "liquidieren", um Kämpfe in russischen Städten zu vermeiden. Das soll das unabhängige russische Nachrichtenportal "iStories" unter Berufung einer Quelle aus dem Umfeld des Generalstabs der russischen Streitkräfte berichtet haben.

Die "Hauptaufgabe" bestehe nun darin, "Prigoschin zu eliminieren", heißt es.

Expert:innen gehen davon aus, dass sich an dieser Mission nicht viel geändert hat. Geopolitik-Expertin Jessica Berlin schenkt etwa dem Deal zwischen Prigoschin und dem Kreml wenig Glauben.

Auf Twitter schreibt sie: "Prigoschin ist ein toter Mann, wenn er nicht als Sieger aus dieser Sache hervorgeht, und das weiß er." Oder es müsse der Kopf einer anderen, noch höher gestellten Person rollen. Laut ihr ist es nicht vorbei.

Konfliktbeobachter und Journalist Jimmy Rushton sieht das wohl ähnlich. Auf Twitter listet er auf, warum die Situation in Russland zu zerbrechen droht: Etwa ist laut ihm die Wagner-Gruppe noch immer bewaffnet, das Verfahren gegen Prigoschin aufgrund "bewaffneter Meuterei" läuft noch immer – trotz des Deals mit dem Kreml. Nebenbei fordern russische Spitzenpolitiker:innen die Exekution von Prigoschin.

Allerdings könne die "Eliminierung" des Wagner-Chefs eine neue Revolte auslösen – denn der Aufstand hat gezeigt: Teile des russischen Militärs und der Bevölkerung stehen auf der Seite der Kämpfer von Prigoschin.

Auch nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) aus Washington hat die Wagner-Revolte massive Schwächen des russischen Sicherheitssystems aufgedeckt. Dies könne auch die Moral der russischen Soldaten an der Front schwächen, heißt es. Nach Einschätzung des ISW hätten die Wagner-Söldner bei ihrem Vorstoß die Vororte von Moskau erreichen können, wenn Prigoschin dies gewollt hätte.

Kreml zeigt erstes Video von Sergei Schoigu nach Wagner-Aufstand

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlicht ein Video, in dem der Verteidigungsminister Schoigu angeblich Truppen besucht, die an der Ukraine-Invasion beteiligt sind. Das wäre das erste Mal, dass Schoigu seit der Meuterei von Prigoschin zu sehen ist. Die Echtheit des Videos lässt sich nicht unabhängig überprüfen.

Prigoschin übte immer wieder scharfe Kritik an Schoigu und seiner Militärführung in der Ukraine.

(Mit Material der dpa)

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