In Russland hat die Verurteilung eines alleinerziehenden Vaters für Aufsehen gesorgt. Die Lehrerin seiner Tochter hatte ihre Schüler:innen aufgefordert, Bilder zur Unterstützung der russischen Streitkräfte in der Ukraine zu malen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete. Das Mädchen zeichnete stattdessen eine russische und ukrainische Flagge, die sie mit den Slogans "Nein zum Krieg" und "Ruhm der Ukraine" versah. Die damals Zwölfjährige wurde in ein Kinderheim gebracht. Dem Vater droht, das Sorgerecht für seine Tochter zu verlieren.
Das Bild, das seine Tochter Maria im Zeichenunterricht malte, brachte noch mehr ins Rollen. Die Schule rief die Polizei und der Mann aus der Stadt Jefremow im Gebiet Tula südlich von Moskau wurde einen Tag später erstmals auf die Polizeistation gebracht. Er erhielt eine Geldstrafe. Als im Winter wieder kriegskritische Kommentare seiner Tochter im Internet auftauchten, durchsuchten die Behörden seine Wohnung und leiteten gegen den Vater ein Strafverfahren ein.
Der Vorwurf: "wiederholte Diskreditierung der Armee". Zwei Jahre Haft forderte ein Staatsanwalt zunächst. Nun ist der 54-jährige Mann am Dienstag endgültig verurteilt worden – zu zwei Jahren Straflager. Danach soll er zudem drei Jahre Internetverbot erhalten.
Die Vorwürfe gegen den Vater drehen sich offiziell um Einträge in sozialen Netzwerken. Er soll dort mehrfach den Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine kritisiert haben. Die Schuld des Mannes sei durch die Einträge bewiesen, sagte der Anklagevertreter am Montag – wie es das unabhängige Internetportal "Mediazona" aus dem Gerichtssaal berichtete.
Der Mann bestritt die Vorwürfe jedoch: Der Zugang zu seinem Computer sei ohne sein Wissen von Anderen genutzt und sein Account gehackt worden.
Noch vor der Verkündung des Urteils war er aus dem Hausarrest geflohen. Das wurde durch eine Gerichtssprecherin bestätigt. Als die Nachricht von seiner Flucht bekannt wurde, gab es im Gerichtssaal der Stadt Jefremow Applaus.
Unabhängige Medien berichteten aus dem Gerichtssaal von einem inszenierten Verfahren mit einstudierten belastenden Aussagen vermeintlicher Zeugen. Es seien keine Beweise vorgelegt worden. Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski kommentierte, dass der Machtapparat den Vater nutze, um das vom Gesetz nicht zu belangende Kind dennoch bestrafen zu können.
(Mit Material von dpa)