Russlands Präsident Wladimir Putin hat möglicherweise geheime Informationen preisgegeben.Bild: imago images / Tass
International
Menschenleben fordert der Krieg in der Ukraine viele – auf russischer Seite vor allem jene der Soldaten. Allein mit finanziellen Mitteln ist ein Stellungskrieg, so wie er gerade läuft, kaum zu gewinnen. Umso wichtiger ist es für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, Nachschub an Soldaten für die Front zu gewinnen. Einfach ist dieses Unterfangen nicht, denn im Land macht sich eine gewisse Kriegsmüdigkeit breit.
Der Kreml-Machthaber aber kommuniziert das Gegenteil: Der "Strom an Freiwilligen" reiße nicht ab, wie er kürzlich bei seiner ersten großen Pressekonferenz seit Beginn der Invasion in der Ukraine behauptete. Dass so viele Soldaten an der Front in der Ukraine sterben, dass die Lücken kaum zu füllen sind, erwähnte er dabei nicht. Dafür könnte er sich bei seinen Angaben versprochen haben. Möglicherweise hat er unfreiwillig Informationen preisgegeben haben, die nicht zur üblichen Putin-Propaganda passen.
Seit 22 Monaten herrscht bereits Krieg in der Ukraine.Bild: AP / Libkos
Russland: Putin begeht möglicherweise Zahlen-Fauxpas
Wie prekär die Lage an der Front ist, darüber spricht der Kreml nicht gerne. Denn eigentlich sollte der Krieg in der Ukraine schnell beendet werden, so der ursprüngliche Plan vor der Invasion im Februar 2022. Mittlerweile herrscht seit fast 22 Monaten Krieg – und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht, die Lage an der Front festgefahren. Da nützen auch die verstärkten Angriffe am Wochenende nichts.
Die Verluste sind immens, so viel ist klar. Auch, wenn es schwierig ist, unabhängige Zahlen zu ermitteln. Nun hat der russische Präsident möglicherweise versehentlich zugegeben, im Ukraine-Krieg Hunderttausende Soldaten verloren zu haben. Davon ist jedenfalls der Militäranalyst Ian Matveev überzeugt. Demnach habe Putin bei seiner vierstündigen Pressekonferenz im russischen Fernsehen aus Versehen einen immensen Verlust eingeräumt, wie "Newsweek" berichtet.
Wladimir Putin hat im russischen TV eine Pressekonferenz gehalten und dabei möglicherweise einen Fauxpas begangen.Bild: imago images / TASS
Russland: Hat Putin über 360.000 Soldaten verloren?
"Russland hat laut Putin 360.000 Menschen im Krieg verloren", schrieb Matveev demnach auf Telegram. "244.000 Mobilisierte. 486.000 Freiwillige. Und nur 617.000 sind an der Front." Er nennt die Angaben des Kreml-Machthabers eine "unterhaltsame Militärmathematik". Denn: Demnach müssten sich die Verluste auf 113 Tausend Menschen belaufen. Allerdings habe Putin etwas in seinen Schilderungen ausgelassen, was Matveev zu folgendem Schluss kommen lässt:
"Es gab auch die Invasionsgruppe und diejenigen, die vor der Mobilisierung rekrutiert wurden. Und das sind etwa 250.000. Das heißt, Putin hat buchstäblich unwiederbringliche Verluste in Höhe von 363.000 Menschen zugegeben."
Ukraine-Krieg: Ermittlung der tatsächlichen Russland-Verluste schwierig
Trotz der Rechnung von Matveev ist nicht völlig klar, ob Putin damit tatsächlich 363.000 verlorene Soldaten zugegeben hat. Offiziell hat der Kreml bislang nur rund 6000 getötete Truppen zugegeben, das war allerdings noch relativ zu Beginn des Krieges in der Ukraine.
Russland, St. Petersburg: Eine Gruppe von Soldaten der russischen Nationalgarde verlässt den Porochowskoje-Friedhof.Bild: AP / Dmitri Lovetsky
Geht es um ukrainische Truppen, hält sich Russland nicht zurück, spricht von "einfach riesigen" Verlusten. Das Verhältnis liege bei "ungefähr eins zu acht". Dass diese Angaben übertrieben sind, dürfte klar sein. Unabhängig ermitteln lassen sich die genauen Verluste letztlich nicht.
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Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte behauptete am Mittwoch in einem Facebook-Post, Russland habe seit Beginn seiner Invasion am 24. Februar 2022 342.800 Soldaten verloren. Das britische Militär schätzte Mitte November, dass 302.000 russische Soldaten verloren gegangen sind. Laut des US-Geheimdienstes sind seit dem Beginn des Krieges 315.000 russische Soldaten verletzt oder getötet worden.
Schon seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die Diskussion um die Wehrpflicht wieder Fahrt aufgenommen. Die Ampel änderte während ihrer Regierungszeit nichts am aktuellen System. Durch die Neuwahlen könnten aber bald schon wieder junge Menschen verpflichtet werden.