Kerzen in der Nähe des Tatorts in Buffalo, US-Bundesstaat New York.Bild: dpa / Joshua Bessex
International
Ein Verbrechen mit offenbar rassistischem
Hintergrund erschüttert die USA: Ein 18-jähriger Weißer hat in Buffalo US-Bundesstaat New York das Feuer in einem vor allem von Schwarzen besuchten
Supermarkt eröffnet und zehn Menschen getötet. "Wir untersuchen
diesen Vorfall sowohl als Hassverbrechen als auch als Fall von
rassistisch motiviertem, gewaltbereitem Extremismus", sagte
ein Ermittler der US-Bundespolizei FBI am Samstag. Die Gouverneurin
des Bundesstaates New York, Kathy Hochul, bezeichnete die tödlichen
Schüsse als Terrorismus. Drei weitere Menschen wurden durch die
Schüsse verletzt. Nach Polizeiangaben war en elf der 13 Opfer Schwarze Menschen.
Der Schütze sei direkt nach der Tat am Samstag in Gewahrsam genommen
worden, sagte Bürgermeister Byron Brown. Ermittler untersuchten ein
im Internet aufgetauchtes ideologisches Manifest, das dem Schützen zugeordnet wird und in dem er rassistische Überzeugungen äußert. Das FBI definiert Hassverbrechen
vor allem als solche, bei denen die Täterin oder der Täter Opfer auf
Grundlage von Hautfarbe, Herkunft oder Religion angreift.
Gouverneurin Kathy Hochul fand deutliche Worte über den Täter.Bild: dpa / Joshua Bessex
Schütze fuhr mehrere Stunden, bevor er tötete – und die Tat live streamte
Gouverneurin Hochul, die nach der Tat nach Buffalo geflogen war, sagte, der Täter
sei ein Rechtsextremist, der einen "terroristischen Akt" begangen
habe. Sie hoffe aufrichtig, dass diese Person, die gerade ein
Hassverbrechen begangen habe, den Rest ihrer Tage hinter Gittern
verbringen werde.
Der Bürgermeister von Buffalo, Byron Brown: "Ein Tag, der jedem Mitglied unserer Community das Herz bricht."Bild: dpa / Joshua Bessex
Bürgermeister Brown sagte, der junge Mann sei nicht aus Buffalo. "Der
Schütze reiste stundenlang von außerhalb dieser Community an, um
dieses Verbrechen an den Menschen in Buffalo zu verüben". Die Tat
ereignete sich ab 14:30 Uhr Ortszeit, nachdem der schwer bewaffnete
Täter mehrere Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Buffalo aus
seinem Auto gestiegen war. Auf dem Parkplatz des Supermarktes
eröffnete er das Feuer auf mehrere Menschen und betrat dann den
Laden, in dem er sich der Polizei schließlich ergab.
Täter streamte die Tat live
Nach Angaben von Polizeichef Joseph Gramaglia hatte er eine Kamera
dabei und trug einen Helm – und streamte die Tat live in einem
sozialen Netzwerk. Es gebe "bestimmte Beweise", die auf eine
rassistische Tat hindeuteten, hieß es zum Ermittlungsstand weiter.
Nach ersten Erkenntnissen handelte der Schütze allein. Der Supermarkt
befindet sich in einer Gegend, die vor allem von Schwarzen bewohnt
wird. "Warum kommt ein Weißer hierher und schießt in einem schwarzen
Supermarkt", sagte eine Anwohnerin im örtlichen Fernsehen.
In diesem Supermarkt geschah der Angriff, der Täter wohnte Stunden entfernt.Bild: dpa / Derek Gee
Das schockierende Verbrechen traf Buffalo im Osten New Yorks an einem
warmen Frühlingstag, an dem die Menschen den Sonnenschein und
Freizeitaktivitäten wie Barbecues genossen hätten, sagte
Bürgermeister Brown. "Was als ein schöner Tag in der Stadt Buffalo
begann, hat sich in einen schrecklichen Tag verwandelt. Ein Tag, der
jedem Mitglied unserer Community das Herz bricht."
Polizist: "Wie in einem Horrorfilm"
Ein Polizist beschrieb den Tatort in der Zeitung "The Buffalo News":
"Es ist, als würde man in einen Horrorfilm hineinlaufen, aber alles
ist real". Die Zeitung zitierte auch einen Mitarbeiter des
Supermarkts, der eigenen Angaben nach kurz vor dem Vorfall in den
Kühlraum gegangen war. "Ich versteckte mich. Ich habe mich einfach
versteckt. Ich wollte den Raum nicht verlassen", sagte er.
Die Moderatorin des örtlichen Fernsehsenders WKBW sagte sichtlich
erschüttert, dass ihr Ehemann etwa eine Stunde vor der Tat den
Supermarkt besucht habe. Im Supermarkt lief der mutmaßliche Täter der
Polizei zufolge die Gänge ab und schoss seinen Opfern gezielt in den
Kopf. Ein Wachmann habe auf den 18-Jährigen geschossen, doch die
Kugeln seien in dessen schusssicherer Weste stecken geblieben. Der
Wachmann wurde dann von ihm getötet.
Rassismus als wachsendes und gefährliches Problem auch in den USA
Rassismus von Rechtsradikalen wird in den USA von vielen Menschen
nicht erst seit der "Black Lives Matter"-Bewegung als wachsendes und
gefährliches Problem wahrgenommen. Die Anti-Rassismus-Organisation
Anti-Defamation League (ADL) sieht den Rechtsextremismus in den USA
im Aufwind. Die ADL schreibt, "White Supremacists" gingen davon aus,
dass die Weißen Gefahr liefen, auszusterben.
Immer wieder kommt es in den USA zu tödlichen Vorfällen mit
Schusswaffen, zu Schießereien oder zu Taten, in denen eine Person in
Schulen, Supermärkten oder anderen öffentlichen Einrichtungen das
Feuer eröffnet. Mehr als 40.000 Menschen sterben in den Vereinigten
Staaten jährlich durch Schusswaffen – ein Vielfaches der Zahlen von Deutschland.
Biden reagiert entsetzt auf Nachricht
Schuld daran ist neben teils sehr laxen Regeln für die Besorgung auch
schwerer automatischer Gewehre ein florierender Schwarzmarkt, gegen
den die Regierung in Washington bislang mit wenig Erfolg vorzugehen
versucht. Bei der Tat von Buffalo handelt es sich um das schwerste
Verbrechen eines Schützen in den USA seit über einem Jahr.
US-Präsident Joe Biden reagierte entsetzt auf die Tat und bezeichnete
sie als "schrecklich". "Der Präsident und die First Lady beten für
die Opfer und ihre Angehörigen", hieß es am Samstagabend (Ortszeit)
aus dem Weißen Haus. Biden sei von seinem Berater für Heimatschutz
über die Tat informiert worden und werde weiter auf dem Laufenden
gehalten.
Buffalo ist die zweitgrößte Stadt des
Bundesstaates New York. Der Ort mit rund 280.000 Einwohnerinnen und Einwohnern
ist nur wenige Kilometer von den Niagarafällen entfernt. Die
Wasserfälle sind eine weltbekannte Touristenattraktionen.
(andi/dpa)
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