Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weiter russischen Kriegsterror durch Raketen und Drohnen beklagt, betont er weiterhin einen starken Widerstand. Wegen Angriffen auf das Stromnetz des Landes bat Kiew geflüchtete Menschen, den Winter über im Ausland zu bleiben. Die Lage sei zu gefährlich.
Kreml-Machthaber Putin machte deutlich, dass er den Konflikt auch als Kampf gegen einen "aggressiven Westen" sehe, der versuche, seine Regeln und Werte anderen aufzudrücken.
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Das ukrainische Verteidigungsministerium ist mal wieder kreativ geworden und hat mithilfe eines Remakes einer bekannten Edeka-Werbung Deutschland um mehr militärische Hilfe im Kampf gegen Russland gebeten.
Darin fordern sie von der Bundesregierung schwere Panzer der Typen Gepard und Leopard, sowie weitere Luftabwehrsysteme vom Modell Iris zu liefern. Das würde – in Anlehnung an das Originalvideo mit dem Titel "Supergeil" – eine "Superverteidigung" ergeben. Am Ende wird für die bisherigen Waffenlieferungen noch "Danke schön Deutschland" eingeblendet.
Deutschland weigert sich bisher, schwere Panzer an die Ukraine zu liefern. Andere Nato-Länder würden das auch nicht machen, argumentiert die Regierung meist.
Russland steigt wieder in das am Samstag ausgesetzte Abkommen zum Export von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer ein. Das teilte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit. Dank der Vermittlung der Türkei habe die Ukraine zugesichert, den Seekorridor nicht für Kampfhandlungen gegen Russland zu nutzen. Es habe notwendige schriftliche Garantien der Ukraine gegeben, den eingerichteten humanitären Korridor und die Häfen nur für die Ausfuhr von Lebensmitteln zu nutzen.
Das sei für den Moment ausreichend, um das Abkommen zu erfüllen, hieß es in Moskau. Die Transporte würden noch am Mittwoch fortgesetzt, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Lieferungen sollten vornehmlich ärmere Länder zum Ziel haben.
Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft noch vor Beginn des Winters auf Hilfe der EU bei der Wiederherstellung des durch russische Angriffe schwer angeschlagenen Energienetzes der Ukraine. Vierzig Prozent des Energiesystems seien "schwer beschädigt", sagte der Staatschef bei einem Treffen mit EU-Energiekommissarin Kadri Simson am Dienstag in Kiew. "Wir werden alles tun, um die Menschen in diesem Winter mit Strom und Wärme zu versorgen", versprach er am Abend in seiner täglichen Videoansprache.
"Die Position der Terroristen ist absolut transparent, und diese Herausforderung sollte gerade als Herausforderung für ganz Europa gesehen werden", sagte Selenskyj weiter. Moskau werde die Schwierigkeiten des Winters propagandistisch als vermeintlichen Beweis für das Scheitern des vereinten Europas darstellen. "Deshalb müssen wir gemeinsam den Terroristen beweisen, dass "Scheitern" ein Wort über sie ist und nicht über Europa", so der Präsident.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich mit Blick auf eine vollständige Wiederaufnahme des Getreideabkommens "zuversichtlich" gezeigt. Man könne eine "lösungsorientierte Zusammenarbeit" aufbauen, hieß es in einer Mitteilung des türkischen Kommunikationsministeriums nach einem Telefon Erdogans mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Dienstag. Eine Lösung der "Getreidekrise" würde auch eine Rückkehr zu Verhandlungen anregen können, wurde Erdogan zitiert.
Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen ausgesetzt. Zur Begründung nannte Moskau Drohnenangriffe Kiews auf seine Schwarzmeerflotte.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach russischen Vorwürfen, Kiew wolle eine "schmutzige Bombe" einsetzen, mit ihren geplanten Inspektionen in der Ukraine begonnen. Die Inspekteure sollten ihre Arbeit schon bald beenden, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi am Montag mit. Die Inspektionen finden demnach auf Einladung ukrainischer Behörden statt. Überprüft werden den Angaben zufolge zwei Standorte, an denen nach russischen Vorwürfen an einer "schmutzigen Bombe" gearbeitet werde, um mögliche nicht deklarierte nukleare Aktivitäten und Materialien aufzuspüren. Grossi will noch in dieser Woche über die Ergebnisse der Kontrollbesuche berichten.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte der Ukraine vorgeworfen, an einer atomar verseuchten Bombe zu arbeiten. Die Regierung in Kiew wolle "die Spuren des Baus einer "schmutzigen Bombe" verwischen". Er wisse auch in etwa, wo der Bau stattfinde. Kiew hatte die Vorwürfe entschieden dementiert und um eine IAEA-Mission gebeten.
Eine "schmutzige Bombe" besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion. Die Atomenergiebehörde in Wien kontrolliert regelmäßig zivile Nuklearanlagen in der Ukraine und auf der ganzen Welt, um sicherzustellen, dass kein spaltbares Material für militärische Zwecke missbraucht wird.
Russland will nach seiner angekündigten Aussetzung des Getreideabkommens mit der Ukraine weitere Exporte über das Schwarze Meer nicht zulassen. Die Vereinbarung könne "nicht ohne uns umgesetzt werden", sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja am Montag bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Gleichzeitig könne Moskau "eine ungehinderte Passage von Schiffen ohne unsere Inspektion nicht zulassen", sagte Nebensja.
Russland schien damit auf die Position der Vereinten Nationen zu reagieren, nach deren Lesart der Export von Getreide weitergehen kann und das Abkommen in Kraft bleibt.
Zwei Tage nach den schweren Drohnenangriffen auf Russlands Schwarzmeerflotte ist die Energie-Infrastruktur der Ukraine nach Angaben Kiews erneut Zielscheibe massiver russischer Angriffe. Im mehreren Regionen des Landes stünden "Einrichtungen zur Stromversorgung" unter Beschuss, teilte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Timoschenko, am Montagmorgen mit. "Einige der Raketen wurden von der Luftabwehr abgeschossen, andere aber trafen ihr Ziel." Der ukrainischen Armee zufolge feuerte Russland mindestens 50 Raketen ab.
In der Hauptstadt Kiew berichteten Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP von mindestens fünf Explosionen zwischen 08.00 Uhr und 08.20 Uhr (Ortszeit, 07.00 Uhr und 07.20 Uhr MEZ). Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte im Onlinedienst Telegram, in rund einem Viertel der Hauptstadt sei wegen der russischen Luftangriffe der Strom ausgefallen. Einige Teile Kiews seien zudem ohne Wasser.
Die Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer sollen weiterlaufen, obwohl Russland das sichere Geleit für die Frachter aufgekündigt hat. Darauf haben sich die Delegationen der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine geeinigt, wie das Koordinierungszentrum in Istanbul in der Nacht zum Montag mitteilte. Die russische Delegation in dem Zentrum sei von dem Ergebnis informiert worden.
Am Montag sollen demnach zwölf Schiffe durch den festgelegten Seekorridor aus der Ukraine in Richtung Istanbul fahren, vier Schiffe fahren in Gegenrichtung. Zwei Schiffe sollen die Ukaine am Montagmorgen bereits verlassen haben. Unklar ist, wie Russland auf diesen fortgesetzten Schiffsverkehr reagieren wird.
Russland sprach am Sonntag von angeblichen Beweisen, dass die Ukraine den humanitären Seekorridor für den Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol am Vortag missbraucht habe. Über eine Rückkehr in die Getreidevereinbarung sei nicht zu reden, solange dies nicht vollständig aufgeklärt sei, sagte Vizeaußenminister Andrej Rudenko.
Außenministerin Annalena Baerbock hat Russland zur Einhaltung seiner Verpflichtungen aus dem Abkommen für ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer aufgefordert. "Millionen Menschen auf der Welt hungern, und Russland stellt erneut die Sicherheit von Getreideschiffen zur Disposition. Das muss aufhören", sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag in Berlin.
Baerbock verwies darauf, dass Dutzende Schiffe aktuell auf dem Weg seien, um Getreide aus der Ukraine in andere Länder zu bringen. "Wir fordern Russland auf, die Sicherheit dieser Schiffe nicht zu gefährden und seine Zusagen an die internationale Gemeinschaft wieder einzuhalten."
Russland blockiert Getreideexporte aus der Ukraine wieder, doch die Vereinten Nationen geben die Hoffnung auf einen Erhalt der Vereinbarung über die Schiffstransporte nicht auf. "Wir stehen mit den russischen Behörden in dieser Sache in Kontakt", sagte ein UN-Sprecher am Samstag in New York. Die Getreideausfuhr über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen sichere Millionen von Menschen weltweit den Zugang zu Brot. "Es ist unerlässlich, dass alle Seiten jegliche Handlungen unterlassen, die das Getreideabkommen gefährden."
Moskau setzte seine Zustimmung zu den Exporten am Samstag nach Drohnenangriffen auf Schiffe der Schwarzmeerflotte in Sewastopol aus. Moskau verschärfe damit den Hunger in Welt, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er forderte einen Ausschluss Russlands aus der Zwanzigergruppe großer Industrie- und Schwellenländer (G20).
Der neue ukrainische Botschafter in Berlin, Oleksii Makeiev, hat vor der Aufnahme russischer Kriegsdienstverweigerer gewarnt. "Es wäre falsch von Deutschland, russische Deserteure aufzunehmen", sagte er der "Bild am Sonntag". Er nannte diese Russen ein Sicherheitsrisiko. Die Flüchtlinge vor der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung seien "junge Männer, die nichts bereuen", sich aber vor dem Militärdienst drücken wollten, sagte der Makeiev.
Die Bundesregierung hatte Mitte Oktober erklärt, die Entscheidungspraxis des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zur Aufnahme russischer Kriegsdienstverweigerer werde aktuell überprüft.
Russland hat nach den Drohnenangriffen auf der Krim das Abkommen zum Transport von ukrainischem Getreide aus den Häfen im Schwarzen Meer aufgekündigt. Grund seien die "Terroranschläge" auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mit.
Russland wirft Großbritannien vor, in die Explosionen an den deutsch-russischen Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 verwickelt gewesen zu sein. Mitglieder einer "Einheit der britischen Marine" hätten Ende September an der "Planung, Belieferung und Ausführung" des "Terrorangriffs" mitgewirkt, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag im Online-Dienst Telegram. Die insgesamt vier Explosionen vor der dänischen Insel Bornholm hatten mehrere Lecks in die Nord-Stream-Pipelines gerissen.
Desolate Truppenmoral und Waffenmangel stellen Russland im kommenden Winter in der Ukraine nach Einschätzung eines Militärexperten vor große Probleme. "Auch ohne Einwirkung der Ukrainer wird der Winter eine große Herausforderung für die Russen", sagte Niklas Masuhr, Forscher am angesehenen Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. "Für die Russen geht es noch darum, sich über den Winter einzugraben. Die Truppen sind in so schlechtem Zustand, dass nicht klar ist, ob sie das schaffen."
Die Versorgung der Truppen an der Front werde im Winter schwerer, das drücke weiter auf die Moral unter den Soldaten, die schon am Boden liege. "Die russische Offensivfähigkeit in der Ukraine ist gebrochen, weitere Vorstöße sind eher unwahrscheinlich", sagte er. "Russland hat auf Defensivmodus geschaltet." Gleichzeitig gebe es keine Anzeichen, dass die jüngste Terrorkampagne mit Raketen- und Drohnenangriffen die Ukrainer eingeschüchtert habe oder ihnen der Schwung ausgehe.
Nach dem von Russland verkündeten Ende der Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine erwartet Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew weitere Einberufungswellen Moskaus. "Wir bereiten uns darauf vor", sagte Selenskyj in einer am Freitagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Moskau werde noch mehr Reservisten brauchen, meinte er mit Blick auf den Widerstand der Ukraine und den Verlust in den Reihen russischer Soldaten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zu den Stromausfällen im Land durch die von russischen Raketen zerstörte Energieinfrastruktur geäußert. Vier Millionen Ukrainer würden derzeit mit den Einschränkungen leben. Betroffen seien unter anderem die Hauptstadt Kiew, die Regionen Sumy und Charkiw. In vielen Städten und Regionen werde der Strom zeitweise abgestellt, "um die Lage zu stabilisieren", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer am Freitagabend veröffentlichten Videobotschaft.
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(nik/fas mit Material von dpa/afp)