Ein Mehrfachraketenwerfer des russischen Militärs feuert während eines Artillerie- und Kampftrainings Raketen ab. (Symbolfoto)Bild: Russian Defense Ministry Press S / Uncredited
International
25.11.2022, 17:5828.11.2022, 12:31
Neun Monate nach Beginn des Angriffskrieges Russlands in der Ukraine gehen die Kämpfe weiter. Besonders heftig sind diese im Donbass. Unterdessen hat die Ukraine mit den kalten Temperaturen im Winter und dem ständig ausfallenden Stromnetz zu kämpfen.
Alle wichtigen Nachrichten zum Krieg in der Ukraine liest du hier in unserem News-Blog.
28. November
11.55 Uhr: Ukraine rechnet mit neuer russischer Raketenangriffswelle
Die Ukraine hat am Montag davor gewarnt, dass Russland eine neue Angriffswelle auf die Energie-Infrastruktur des Landes vorbereite. Nach Angaben einer Armeesprecherin wurde kürzlich ein russisches Kriegsschiff mit Raketen an Bord ins Schwarze Meer verlegt. "Dies deutet darauf hin, dass Vorbereitungen im Gange sind", erklärte die Sprecherin. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Beginn der Woche von einem solchen Angriff geprägt sein wird."
7.04 Uhr: Selenskyj stellt Ukrainer auf harten Winter ein
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Landsleute auf einen harten Winter mit heftigen russischen Angriffen eingestellt. "Solange sie Raketen haben, werden sie nicht ruhen", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Sonntagabend über die russischen Soldaten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief die Bürger:innen auf, sich gegenseitig zu helfen und zusammenzuhalten.Bild: Ukrainian Presidential Press Off / ---
Die ukrainische Armee bereite sich auf die Abwehr von weiterem Beschuss vor, sagte Selenskyj. "Russland versucht in diesem Winter, die Kälte gegen die Menschen einzusetzen", meinte er zudem mit Blick auf die gezielten Angriffe Moskaus auf ukrainische Strom- und Wärmekraftwerke. Der Staatschef rief die Ukrainer auf, hilfsbedürftige Mitmenschen in der kalten Jahreszeit besonders zu unterstützen. Nun sei Zusammenhalt gefragt. "Zusammen werden wir alles überstehen."
6.02 Uhr: Russische Truppen geben womöglich endlich besetztes Akw auf
Die Anzeichen, dass die russische Armee sich auf einen Abzug aus dem besetzten Atomkraftwerk Saporischschja vorbereitet, verdichten sich. Der Chef der ukrainischen Atomenergiebehörde, Petro Kotin, sagte gegenüber "Sky News" in einem TV-Interview am Sonntag: "In den vergangenen Wochen bekommen wir Informationen, dass es Anzeichen dafür gibt, dass die Russen ihren Abzug planen." Demnach gebe es den Eindruck, dass die Besatzer "ihre Taschen packen und alles klauen, was sie können", sagte Kotin.
Das Atomkraftwerk Saporischschja wird seit Februar von russischen Truppen besetzt.Bild: AP / Leo Correa
Demnach gebe es außerdem eine hohe Zahl an russischen Medienberichten, die nahelegen, dass es gut wäre, das Atomkraftwerk zu verlassen und die Kontrolle an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zu übergeben.
27. November
21.03 Uhr: Ukraine meldet Fortschritte bei Stromversorgung von befreitem Cherson
Die Ukraine hat weitere Fortschritte bei der Stromversorgung der kürzlich befreiten Gebietshauptstadt Cherson im Süden ihres Landes gemeldet. Mittlerweile seien rund 17 Prozent der Haushalte wieder ans Elektrizitätsnetz angeschlossen, teilte Gebietsgouverneur Jaroslaw Januschewytsch am Sonntagabend mit. Der Vizechef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, veröffentlichte auf Telegram ein im Dunkeln aufgenommenes Foto, auf dem einzelne erleuchtete Häuserfenster zu sehen sind.
Nach mehreren Monaten unter russischer Besatzung hatte die ukrainische Armee die Stadt Cherson und weitere Orte des gleichnamigen Gebiets Mitte November zurückerobert. Seitdem ist die Stadt mit ihren einst 300.000 Einwohnern nicht nur heftigen russischen Angriffen ausgesetzt, sondern kämpft auch mit massiven Problemen bei der Strom-, Wärme- und Wasserversorgung.
17.43 Uhr: Massive Angriffe auf Cherson in Südukraine
Die Bewohner Chersons kommen angesichts des Krieges nicht zur Ruhe. Bild: AP / Bernat Armangue
Russland hat die von ukrainischen Truppen kürzlich zurückeroberte Stadt Cherson und deren Umgebung nach Angaben der ukrainischen Behörden massiv beschossen. Bei mehr als 50 Angriffen seien auch Wohnhäuser von Granaten getroffen worden, berichtete Militärgouverneur Jaroslaw Januschewitsch am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram. Demnach gab es mindestens einen Toten und zwei Verletzte. Insgesamt seien binnen 24 Stunden in verschiedenen ukrainischen Gebieten durch russische Angriffe sieben Zivilisten getötet worden, hieß es vom Präsidialamt in Kiew. Die von Russland unterstützten Separatisten in Donezk berichteten am Sonntag von drei getöteten Zivilisten. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen.
10.24 Uhr: Fast überall in Kiew wieder Strom
Vier Tage nach schweren russischen Angriffen gibt es in Kiew fast überall wieder Strom. Seit Sonntagmorgen sei die Versorgung mit Strom, Wasser, Wärme und Mobilnetz in der Hauptstadt nahezu vollständig wiederhergestellt, teilte die Militärverwaltung bei Telegram mit. Die Reparaturarbeiten am Stromnetz befänden sich in der Endphase. Aufgrund der hohen Belastung könne es noch zu lokalen Ausfällen kommen.
Kiew am 24.11. nach dem russischen Angriff: Mittlerweile ist der Strom größtenteils wieder zurück. Bild: AP / Evgeniy Maloletka
Russland hatte mi Dutzenden Raketen und Marschflugkörpern gezielt die Energie-Infrastruktur des Nachbarlandes beschossen und schwere Schäden angerichtet. Auch in vielen anderen Landesteilen fielen Strom, Wasser und Wärmeversorgung aus.
9.56: London sieht schwere russische Verluste in Region Donezk
Russland hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste in der schwer umkämpften Region Donezk viele Gefallene zu beklagen. Rund um die Städte Pawliwka und Wuhledar im Süden der Region habe es in den vergangenen zwei Wochen intensive Kämpfe mit schweren Verlusten für die russische Marineinfanterie gegeben, hieß es am Sonntag in einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums. London wertet die Kämpfe auch als Zeichen dafür, dass Russland die Region als möglichen Startpunkt einer Offensive Richtung Norden sieht.
26. November
15.37 Uhr: Klitschko reagiert auf Selenskyj-Kritik
Nach schweren russischen Angriffen sind in der ukrainischen Hauptstadt Kiew weiterhin Zehntausende Bewohner ohne Strom. Am Samstag waren in der Drei-Millionen-Einwohner-Metropole noch 130.000 Menschen von der Versorgung abgeschnitten, wie die städtische Militärverwaltung mitteilte. Auch in anderen Teilen des Landes leidet die Bevölkerung unter den Folgen der vermehrten russischen Angriffe auf die Infrastruktur. Vielerorts ist die Stimmung mit Blick auf den beginnenden Winter zunehmend gereizt.
Witali Klitschko ruft nach der Kritik Selenskyjs zum Zusammenhalt auf.Bild: AP / Efrem Lukatsky
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warnte unterdessen vor politischem Streit wegen der Stromausfälle und rief zu Zusammenhalt auf. Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj den ehemaligen Box-Weltmeister ungewöhnlich offen kritisiert. Selenskyj bemängelte, dass gerade in der Hauptstadt die Wiederherstellung der Stromversorgung nur langsam vorangehe. Die Behörden hofften auf eine Normalisierung am Sonntag.
Ungewohnt offen kritisierte der ukrainische Präsident Selenskyj die Arbeit des Kiewer StadtoberhauptsBild: Planet Pix via ZUMA Press Wire / Ukraine Presidency
Klitschko sagte der "Bild am Sonntag", der Schlüssel des Erfolgs der Ukraine liege im nationalen und internationalen Zusammenhalt. "Wir müssen weiter gemeinsam dafür sorgen, das Land zu verteidigen und die Infrastruktur zu schützen." Er versicherte, dass in "Rekordtempo" an einer Lösung gearbeitet werde. "Die Stadt hat wieder Wasser und 95 Prozent Heizung. Jetzt arbeiten wir vor allem daran, dass der Strom überall zurückkommt." Klitschko ist Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt seit 2014.
25. November
16.00 Uhr: Laut Stoltenberg ist Patriot-Abgabe an Ukraine kein No-Go
Die Nato ist offen für Polens Vorschlag, die von Deutschland angebotenen Patriot-Flugabwehrsysteme in der Ukraine aufzustellen. Es sei eine nationale Entscheidung, ob solche Waffen an Kiew geliefert werden, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat erklärt, dass Deutschland durchaus Flugabwehrraketen liefern könne, die in der Ukraine stationiert werdenBild: AP / Olivier Matthys
Damit entkräftete er die Argumentation von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die auf mögliche Vorbehalte der Nato verwiesen hatte. Polens Präsident Andrej Duda betonte, aus militärischer Sicht werde sein Land am besten geschützt, wenn die Patriot-Luftabwehrsysteme im Westen der Ukraine aufgestellt werden. Die Entscheidung müsse aber Deutschland treffen.
9.17 Uhr: Hälfte der Haushalte in Kiew laut Klitschko noch ohne Strom
Zwei Tage nach den schweren russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Strom- und Wasserversorgung hatte die Hälfte der Verbraucher in der Hauptstadt Kiew nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko am Freitagmorgen noch keinen Strom. Ein Drittel der Kiewer Häuser sei aber bereits wieder beheizt, teilte Klitschko im Nachrichtenkanal Telegram mit.
Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko offenbart das Ausmaß der Zerstörung auch zwei Tage nach den russischen Raketenangriffen.Bild: AP / Efrem Lukatsky
Nach Angaben der Militärverwaltung der Hauptstadt war die Wasserversorgung in Kiew inzwischen vollständig wiederhergestellt. Bei einigen Verbrauchern könne es noch zu niedrigem Wasserdruck kommen, hieß es. Die Wärmeversorgung in der Stadt werde ebenfalls wiederhergestellt. Notfallteams seien im Reparatureinsatz. Sobald sich das Stromnetz stabilisiert habe, werde auch das Mobilfunknetz in allen Bezirken Kiews wieder funktionieren.
24. November
23.05 Uhr: Cherson meldet sieben Tote nach russischem Beschuss
Durch russischen Beschuss auf die südukrainische Stadt Cherson sind am Donnerstag nach regionalen Behördenangaben sieben Menschen getötet und etwa 20 verletzt worden. Die erst kürzlich wieder von ukrainischen Truppen besetzte Stadt sei mit Artillerie und Mehrfachraketenwerfern beschossen worden, teilte Gebietsgouverneur Jaroslaw Januschewytsch mit. Ein Hochhaus habe durch den Beschuss Feuer gefangen. Ein Geschoss sei auf einem Kinderspielplatz eingeschlagen. "Der heutige Tag ist eine weitere schreckliche Seite in der Geschichte unserer Heldenstadt", schrieb der Gouverneur auf Telegram.
Unter dem Druck ukrainischer Angriffe hatten russische Truppen Cherson und ihren Brückenkopf auf dem nordwestlichen Ufer des Dnipro Mitte November geräumt. Die Russen halten aber Stellungen auf dem anderen Ufer des Flusses und setzen von dort ihre Artillerie ein. Die Lage in der Stadt gilt als äußerst schwierig. Die ukrainischen Behörden haben Zivilisten angeboten, Cherson zeitweise zu verlassen.
Nachdem das ukrainische Cherson erneut von Russland beschossen wurde, ging ein Gebäude in Flammen auf.Bild: AP / Bernat Armangue
11.48 Uhr: Kiew zu 70 Prozent ohne Strom
Am Morgen nach den schweren russischen Raketenangriffen konnte die Strom- und Wasserversorgung in Kiew erst teilweise wieder hergestellt werden. "70 Prozent der Hauptstadt sind bisher ohne Elektrizität", teilte Bürgermeister Vitali Klitschko am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal mit.
Immerhin sei es gelungen, die Stadtteile am linken Flussufer des Dnipro wieder mit Wasser zu versorgen. Die kommunalen Dienste arbeiteten mit Hochdruck an der Behebung der Schäden, doch die Stromversorgung Kiews hänge auch von der Stabilität des gesamten Energiesystems in der Ukraine ab.
Nach russischen Raketenangriffen hatte Kiew mit einem Stromausfall zu kämpfen.Bild: AP / Andrew Kravchenko
9.33 Uhr: Drei ukrainische Atomkraftwerke wieder am Netz
Die drei nach russischen Angriffen vom Stromnetz getrennten ukrainischen Atomkraftwerke sind wieder ans Netz gegangen. Es sei gelungen, die drei von der Ukraine kontrollierten Anlagen am Morgen wieder anzuschließen, teilte das ukrainische Energieministerium am Donnerstag im Onlinedienst Telegram mit. Die AKW dürften demnach ab dem Abend wieder Strom liefern.
Am Mittwoch hatte der staatliche Betreiber Energoatom auf Telegram erklärt, dass das Notfallsystem der drei AKW Riwne, Piwdennoukrainsk und Chmelnyzka infolge des russischen Beschusses aktiviert worden sei. Daraufhin seien alle Reaktoren automatisch vom Stromnetz abgetrennt worden.
7.42 Uhr: Selenskyj beklagt "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"
Nach russischen Angriffen auf kritische Infrastruktur in der Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor dem UN-Sicherheitsrat eine weitere Verurteilung Moskaus gefordert. Russland müsse deutlich als terroristischer Staat bezeichnet werden, forderte Selenskyj am Mittwoch per Video von dem Gremium in New York.
Die Angriffe auf die kritische Infrastruktur, die zu weitreichenden Stromausfällen geführt hätten, seien "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte Selenskyj. Er forderte mehr Unterstützung bei der Luftabwehr und bat darum, dass Expertenteams der Vereinten Nationen die Schäden untersuchten.
- Mehr über die humanitäre Lage in der Ukraine im Zeichen des Wintereinbruchs liest du hier.
23. November
13.46 Uhr: Selenskyj begrüßt Resolution des EU-Parlaments zu Russland
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Verurteilung Russlands als staatlicher Terror-Unterstützer durch das EU-Parlament begrüßt. "Russland muss auf allen Ebenen isoliert und zur Verantwortung gezogen werden", schrieb der 44-Jährige am Mittwoch in sozialen Netzwerken. Damit solle dem "langjährigen politischen Terrorismus" Russlands in der Ukraine und der Welt ein Ende gesetzt werden.
Kurz zuvor hatte das EU-Parlament mit großer Mehrheit eine rechtlich nicht bindende Entschließung verabschiedet, nach der Russland ein "dem Terrorismus Vorschub leistender Staat" sei. Damit verbunden wurde die Forderung, die diplomatischen Beziehungen zum größten europäischen Staat weiter zu reduzieren und stärkere Sanktionen zu verhängen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Verurteilung Russlands als staatlicher Terror-Unterstützer durch das EU-Parlament begrüßt.Bild: Planet Pix via ZUMA Press Wire / Ukraine Presidency
8.02 Uhr: Säugling bei russischem Raketenangriff getötet
Bei Russlands nächtlichen Raketenangriffen ist in der Region Saporischschja nach ukrainischen Angaben die Entbindungsstation eines Krankenhauses getroffen worden. "Schmerz überflutet unsere Herzen – ein Säugling, der gerade erst auf die Welt gekommen ist, wurde getötet", schrieb der Militärgouverneur von Saporischschja, Olexandr Staruch, am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal. Rettungskräfte seien in der Kleinstadt Wilnjansk im Einsatz, dem Ort des Raketeneinschlags.
Ein Arzt bei einer Operation in einem Krankenhaus in der SüdukraineBild: AP / Bernat Armangue
Raketeneinschläge gab es auch in den benachbarten Regionen Donezk und Dnipropetrowsk. In Donezk, wo die russischen Truppen seit Wochen verstärkt angreifen, sprachen ukrainische Behörden von einem Toten und acht Verletzten. In der Region Dnipropetrowsk habe es keine Opfer gegeben. Es seien aber mehr als 30 Geschosse in Ortschaften eingeschlagen, sagte Militärgouverneur Walentyn Resnitschenko.
6.16 Uhr: 4000 Wärmestuben für frierende Ukrainer
Mit Tausenden öffentlichen Wärmestuben will die von Russland angegriffene Ukraine ihre Bevölkerung durch einen kalten und dunklen Winter bringen. Mehr als 4000 solcher "Stabilitätspunkte" in Schulen und Verwaltungsgebäuden seien landesweit bereits vorbereitet, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag. Weitere sollten folgen. "Alle grundlegenden Dienstleistungen werden dort bereitgestellt", sagte er in Kiew in einer Videoansprache. "Dazu gehören Strom, mobile Kommunikation und Internet, Wärme, Wasser, Erste Hilfe. Völlig kostenlos und rund um die Uhr."
5.03 Uhr: Klitschko: Kiew muss sich für das "schlimmste Szenario" wappnen
Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko unterstrich den Ernst der Lage für die drei Millionen Einwohner zählende ukrainische Hauptstadt: "Das ist der schlimmste Winter seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte er der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). Durch die russischen Raketenangriffe auf das Elektrizitätsnetz kämpft die Ukraine mit Stromausfällen, zudem sorgen die Attacken auch für große Probleme bei Fernwärme, Wasser- und Gasversorgung. Das EU-Parlament will am Mittwoch über eine Resolution abstimmen, die Russland wegen der Angriffe auf zivile Ziele absehbar als staatlichen Sponsor von Terrorismus bezeichnen wird.
Vitali KlitschkoBild: beata zawrzel / imago images
Für Kiew sagte Klitschko, man müsse auf das "schlimmste Szenario" von flächendeckenden Stromausfällen bei tiefen Temperaturen vorbereitet sein: "Dann müssten Teile der Stadt evakuiert werden, aber so weit wollen wir es nicht kommen lassen."
22. November
22.11 Uhr: Sicherheitsrat: Russland hat genügend Raketen für weitere Angriffe
Russland verfügt nach Einschätzung des ukrainischen Sicherheitsrates noch über genügend Raketen für drei bis vier ähnlich schwere Angriffe wie am 15. November. Damals waren etwa 100 Raketen abgefeuert worden. "Die Russen haben zu einer schändlichen Praxis gegriffen, sie zerstören die Infrastruktur, von der das Leben von älteren Menschen, Kindern und Frauen abhängt", sagte der Sekretär des Rates, Oleksyj Danilow, dem Sender "Radio Liberty". "Das bedeutet, dass wir einen schwierigen Winter haben werden. Aber das bedeutet nicht, dass wir aufgeben oder kapitulieren sollten."
15.03 Uhr: Alle Wärme- und Wasserkraftwerke weisen Schäden auf
Durch die massiven russischen Raketenangriffe im Oktober und November sind in der Ukraine praktisch alle Wärme- und Wasserkraftwerke beschädigt worden. Dazu seien alle wichtigen Knotenpunkte des Stromnetzes getroffen worden, sagte der Chef des ukrainischen Stromnetzbetreibers Ukrenerho, Wolodymyr Kudryzkyj, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kiew. "Praktisch jedes wichtige Umspannwerk hat einen Treffer abbekommen", sagte Kudryzkyj. Einige Umspannwerke seien sogar mehrmals getroffen worden.
Die Infrastruktur in der Ukraine ist flächendeckend zerstört. Beinahe alle Wärme- und Wasserkraftwerke weisen Schäden auf. Bild: IMAGO/NurPhoto
"Das Ausmaß der Zerstörungen ist kolossal", unterstrich der 36-Jährige. Dennoch sei es durch Reparaturen gelungen, das System seit Samstag wieder zu stabilisieren. Es gebe jetzt vor allem planmäßige und kaum noch Notabschaltungen des Stroms.
6.21 Uhr: Kiew ruft Bewohner Chersons für den Winter zum Umzug auf
Angesichts der schweren Zerstörungen im ehemals russisch besetzten Cherson hat die ukrainische Regierung die Bewohner aufgerufen, in "sicherere Regionen" umzuziehen. Vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen sollten den Winter in Gebieten mit besserer Infrastruktur verbringen, erklärte die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk.
Cherson: Ukrainer steigen im Bahnhof von Cherson in der Südukraine in den Zug Cherson-Kiew.Bild: AP / Bernat Armangue
Cherson war rund acht Monate unter russischer Besatzung, bevor es am 11. November von den ukrainischen Streitkräften zurückerobert wurde. Die Zerstörungen in der südukrainischen Stadt sind enorm, Strom- und Wasserversorgung sind größtenteils zusammengebrochen.
Auch in den anderen Regionen des Landes ist das Stromnetz aufgrund der massiven und gezielten russischen Angriffe schwer beschädigt. Die Weltgesundheitsorganisation hatte am Montag gewarnt, dass der Winter "für Millionen von Menschen in der Ukraine lebensbedrohlich sein" werde. "Einfach ausgedrückt: In diesem Winter wird es ums Überleben gehen", sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, in Kiew.
5.16 Uhr: Stromnetz in Ukraine bleibt auf Monate labil
Das durch russische Raketentreffer schwer beschädigte Stromnetz der Ukraine dürfte auf Monate hinaus äußerst störanfällig bleiben. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, das Land habe am Montag nicht nur mit geplanten Abschaltungen, sondern auch mit plötzlichen Stromausfällen zu kämpfen gehabt. Der Verbrauch übersteige die Stromproduktion, alle müssten Energie sparen. Der Stromversorger Yasno teilte mit, die Ukrainer müssten wohl mindestens bis Ende März mit Ausfällen oder Abschaltungen rechnen.
Weite Teile der Infrastruktur in der Ukraine wurde zerstört. Bild: ZUMA Press Wire / Danylo Antoniuk
Während das ukrainische Militär aus dem Kohle- und Stahlrevier Donbass im Osten des angegriffenen Landes weiter heftige Gefechte meldete, gab die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) eine Teilentwarnung: Das von russischen Soldaten besetzte Atomkraftwerk Saporischschja sei trotz des intensiven Beschusses am Wochenende weitgehend intakt.
4.21 Uhr: Heftige Gefechte im Donbass
Zu den Kämpfen im Donbass teilte der ukrainische Generalstab mit, Russland konzentriere seine Angriffe auf die Städte Awdijiwka und Bachmut im Gebiet Donezk. An anderen Orten sprach der Generalstab von einer "aktiven Verteidigung" der russischen Truppen – dort greifen also offenbar die Ukrainer an. Genannt wurden die Orte Kupjansk und Lyman sowie Nowopawliwka und die Front im Gebiet Saporischschja. Die russischen Truppen wehrten sich mit Panzern, Mörsern, Rohr- und Raketenartillerie, hieß es.
Im Donbass leiden die Menschen seit Monaten unter dem Krieg. Bild: Vladimir Gerdo/TASS / imago images
Dem offiziellen Bericht zufolge verstärkten die russischen Truppen in der Südukraine ihre Verteidigungslinien auf dem südlichen Ufer des Flusses Dnipro. Nach inoffiziellen Angaben nimmt die ukrainische Artillerie diesen Raum in Richtung Krim mit ihren weittragenden Geschützen unter Feuer. Russische Militärblogger berichteten von einem erfolgreichen russischen Vorstoß auf den Ort Marjinka bei Donezk. Die ukrainische Stadt Wowtschansk im Gebiet Charkiw wurde am Montagabend von den Geschossen russischer Mehrfachraketenwerfer getroffen, wie örtliche Behörden berichteten.
Ältere Nachrichten über den Krieg liest du hier.
(ast/dpa/afp)