In den Schützengräben haben Soldaten mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. (Symbolbild)Bild: imago images / Funke Foto Services
International
Seit Russland seine Invasion in der Ukraine gestartet hat, ist das Leben vieler Menschen nicht mehr so, wie es einmal war. Zahlreiche Ukrainer:innen erleben seitdem tagtäglich ihren neuen Alltag im Krieg. Allen voran jene, die direkt an der Front gegen russische Soldaten kämpfen. Oft harren diese Menschen in den Schützengräben aus, stunden- oder sogar tagelang.
Wie zahlreiche Social-Media-Videos zeigen, ist der Kampf gegen die feindlichen Truppen nicht das einzige Problem, das die Soldat:innen dort bewältigen müssen. Die Aufnahmen, die etwa auf Tiktok viral gehen, sind meist ironisch gestaltet. Sie zeigen den Alltag in den Schützengräben. Doch dahinter steckt ein echtes Problem.
Ukraine-Krieg: Ekel-Plage sucht Soldaten in Schützengräben heim
Ukrainische Tiktok-Kanäle lassen nur erahnen, was die Soldat:innen im Krieg mitmachen. Auf einem der meistgeklickten Videos ist etwa ein Ukraine-Soldat zu sehen, der zwei Schlangen im Schützengraben zeigt. Er scherzt, dass nun auch die Frau und die Schwiegermutter zu Besuch gekommen seien. Ein anderer Soldat füttert hingegen eine Maus, seinen unerwarteten "Kameraden", mit Chips.
In einem anderen Video ist zu sehen, wie ein Soldat seine Tasche öffnet und plötzlich viele Mäuse in alle Richtungen rennen. Und in einem wettert ein Soldat über einen Schwarm von Mäusen: "Sie werden uns fressen."
Die Clips sind keine Einzelfälle, Social Media ist voll davon. Und so lustig oder emotional die Videos auch gestaltet sein mögen, sie zeigen doch: Mäuse und Schlangen werden in den Schützengräben zunehmend zum Problem. Sowohl auf der ukrainischen als auch auf der russischen Seite.
Bereits im Herbst 2022 gab es vereinzelt Probleme mit Ratten, Mäusen und Schlangen. Ein Grund sind etwa die kleinen Öfen in den Schützengräben. Dort finden die Tiere nicht nur Nahrung, sondern auch Wärme. Nun aber werden es immer mehr.
Mäuse überall: Soldaten werden von den Tieren überrannt
Das hat bereits Auswirkungen auf die Stellungskämpfe im ständigen Regen an der Front. Was online zahlreiche Klicks und witzig gemeinte Kommentare sammelt, ist in der Realität eine echte Plage, wie etwa der Soldat Jewhen Ijewlew im ukrainischen Fernsehen erzählt: "Das mag auf den ersten Blick lustig wirken, aber nur auf den ersten Blick."
Denn: "Wenn man aufwacht, fängt man stets zwei bis drei Mäuse, die in den Schlafsack gekrochen sind. Es ist nicht besonders angenehm, wenn sie einem am Finger kauen."
Um mit dem Krieg und der Ekel-Plage humorvoll umzugehen, versuchen die Soldat:innen manchmal, ein Spiel daraus zu machen, wie er weiter erzählt: "Wir hatten neulich einen Wettbewerb, bei dem die Stellung siegte, die einen halber Eimer Mäuse zusammen bekam."
Mäuse-Plage: Nicht nur ekelig, sondern auch gefährlich für Soldaten
Inwiefern die Plage den Krieg beeinflussen kann, zeigen Beiträge des Fotografenpaars Wlada und Kostja Liberow. In einem davon schreiben die beiden über die Mäuse: "In den Schützengräben gibt es Tausende davon – und sie haben Angst vor nichts. Sie stören nicht nur den Schlaf der Soldat:innen, sondern fressen auch deren Ausrüstung." So sei ein 800 Euro teurer Helm eines Soldaten über Nacht von innen so angefressen worden, dass er nicht mehr zu gebrauchen war.
Doch die Mäuse zerstören auch noch teurere Ausrüstung. So beschädigen die Tiere etwa auch Kabel der Starlink-Terminals. Im Extremfall kann das bedeuten, dass die Soldat:innen nicht mehr mit der Außenwelt kommunizieren können. Nun gibt es einen Spendenaufruf, um den Kampf gegen die Plagegeister zu unterstützen. In einem Aufruf zur Spende einer Bar in Kiew heißt es dazu:
"Mäuse und Ratten sind Geschöpfe Gottes. Sie sind schön, klug, zumindest nicht dumm, aber heimtückisch. Und gäbe es die verdammten Russen nicht, müssten wir die Nagetiere auch nicht töten. Doch sie sind überall. Sie zerstören alles: Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, Lederwaren, Kabel."
Der Plan der Bar: abenteuerlich. Die Spenden sollen mit Drohnen an die Front geflogen werden. Was genau geliefert werden soll, darüber wurde heftig diskutiert. Schließlich ist man zum Schluss gekommen, kein Gift zu liefern. Wohl aber "Klett- und Elektrofallen, einmalige und wiederverwendbare, in großer Stückzahl."
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Ukraine-Krieg: Katzen kämpfen gegen Mäuse-Invasion
Im Kampf gegen die Mäuse hat man bereits auch eine alte, aber bewährte Methode gefunden: Katzen. Sie seien in den Schützengräben immer gern gesehen, berichtet etwa Kostjantyn, der als Koch in einer ukrainischen Armee-Brigade eingesetzt ist, wie etwa das "Hamburger Abendblatt" berichtet. Auch er selbst habe einen vier Monate alten Kater mit an die Front gebracht, der "bereits seit zwei Monaten sehr erfolgreich" Mäuse fängt.
Ein Kater ist mittlerweile sogar zum Social-Media-Star geworden. Syrskyj, der dem Soldaten Roman Synyzyn gehört, ist wegen seiner Mäusefang-Künste immer wieder der Held auf Tiktok und X (ehemals Twitter). Auch zahlreiche Memes gibt es von dem Kater.
Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass man mit Fallen und Katzen dem Problem wirklich Herr werden kann, wie etwa "Focus" berichtet. Auch die vom Militär veröffentlichten Fotos und Videos zeigen den Ansturm der Nagetiere, die Lebensmittelvorräte, Elektrogeräte, Kabel, Kleidung und anderes Eigentum zerstören. Trotz der Versuche der Soldat:innen, sie mit verschiedenen Methoden zu bekämpfen, verwüsten die Mäuse weiterhin ihre Stellungen.
Seit über 1000 Tagen herrscht bereits Krieg in der Ukraine. Und das, obwohl der russische Präsident Wladimir Putin das kleinere Nachbarland binnen weniger Tage einnehmen wollte. Nach bald drei Jahren herrscht eine enorme Kriegsmüdigkeit – nicht nur in der Ukraine.